Five Stars - Gefaehrliche Versuchung
hatte und die Königskinder den Auftrag bekamen.
Als wir am Flughafen in Mahé ankamen, hatte ich meine Tränen getrocknet. Katja würde ich die nächsten zehn Stunden nicht sehen, allerdings wollte ich nicht noch einmal eingekeilt zwischen zwei nervigen Typen sitzen. Mein Charme sollte doch wenigstens reichen, den Mitarbeiter der Airline dazu zu bewegen, mir einen Gangplatz zu geben. Als ich meine Bitte vorgetragen und er auf seine Computertastatur eingehackt hatte, erschien plötzlich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht. »Aber Miss Stein, Sie sind doch in die Businessclass gebucht. Da kann ich Ihnen sogar einen Einzelsitz geben, wir sind heute nicht komplett ausgebucht.«
Ich war so perplex, dass ich nicht nachfragte, wer diese Umbuchung veranlasst hatte, sondern meine Bordkarte wortlos entgegennahm. Erst als ich mich im Flugzeug nach dem Glas Begrüßungschampagner in meinen bequemen Sitz rekelte und Violettas Giftblicke mit einem Lächeln zurückgab, fragte ich mich, wem ich das Upgrade zu verdanken hatte. Im Grunde genommen kam nur Daniel infrage. Ich wurde aus ihm immer noch nicht schlau. Anscheinend war er verrückt nach mir, sexuell zumindest. Die letzte Nacht war die aufregendste und wundervollste meines Lebens gewesen. Nie zuvor hatte ich so viel Lust empfunden, niemals hatte mich ein Mann derart von Höhepunkt zu Höhepunkt gejagt und auch ich hatte es bis zu dieser Nacht nicht annähernd so sehr genossen, einen Liebhaber zu befriedigen. Gleichzeitig hatte ich mich noch nie so frei gefühlt. Lag darin ein Widerspruch? Vielleicht. Daniel und ich hatten das Wort Liebe nicht in den Mund genommen, obwohl sich meine Gefühle gefährlich danach anfühlten und die schmerzhaften Stiche in der Brust, als er es nicht für nötig befunden hatte, sich von mir zu verabschieden, klar als Liebeskummer diagnostiziert werden konnten. Ich wollte mehr von Daniel als Sex, aber wollte er das auch? Ich war mir ja nicht einmal sicher, ob wir uns jemals wiedersehen würden. Wieder kamen mir die Tränen und ich drehte meinen Kopf zur Seite. Den Triumph würde ich Katja nicht gönnen.
Zehn Stunden später stand ich erstaunlich ausgeruht am Gepäckband und wartete auf meinen Rucksack. Nach dem Essen, das in der Businessclass durchaus genießbar war, und zwei Gläsern Rotwein war ich tatsächlich in einen traumlosen Schlaf gefallen. Kein Wunder, denn in der Nacht zuvor hatte Daniel mir ja nur wenige Stunden gegönnt. Bei diesem Gedanken spürte ich schon wieder einen Kloß im Hals.
»Beeilen Sie sich, Violetta!«
Ich erschrak. Katja redete also doch noch mit mir. Sie schwang ihr Handy in der Hand. »König hat mir eine SMS geschickt. Er erwartet uns sofort in der Agentur.«
Das ging aber schnell, dachte ich. Im Grunde genommen war es aber auch völlig egal, wenn ich schon heute aus der Firma flog. Geld bekam ich eh keins, was sollte es also. Ich zerrte meinen Rucksack vom Band und rannte hinter Katja her, die zielstrebig auf ein freies Taxi zustöckelte. Die Fahrt zur Agentur verlief schweigend. Katja tippte auf ihrem Smartphone herum und ich sah aus dem Fenster. Wie trist Deutschland im Winter war. Ich sehnte mich schon jetzt nach Denis Island, der Wärme, den Palmen, dem Licht. Ach was, wenn ich ehrlich war, schmachtete ich nach Daniel. Ob ich ihn noch einmal treffen würde? Wie sollte ich jemals wieder auf die Seychellen kommen? Ich konnte mir nicht mal den Flug leisten, vom Hotel auf Denis Island ganz zu schweigen. Aber vielleicht kam er ja nach Deutschland. Schlagartig wurde mir klar, dass ich nicht wusste, wo er in Deutschland wohnte. Er war ein einziges, großes Geheimnis. In meine düsteren Gedanken versunken, merkte ich nicht, dass wir schon bei der Agentur angekommen waren. Wieder rannte Katja vor mir her und stürmte sofort in Königs Büro. Vanessa von der Mediaabteilung quetschte mich derweil aus. König hatte die gesamte Mannschaft zu einer kleinen Feier gebeten. »Das macht er nur bei großen Erfolgen, ihr müsst also einen richtig fetten Fisch geangelt haben«, sagte sie und strahlte mich an. Ich zuckte nur mit den Schultern und deutete mit dem Kopf in Königs Büro. »Wenn überhaupt, dann hat ihn Katja an Land gezogen.«
Ich bereitete mir einen Kaffee zu, der war nämlich erstklassig und ich wusste ja nicht, wann ich mir so ein edles Gebräu wieder leisten konnte. Ich trat gerade mit der Tasse in der Hand aus der Küche, als Katja mit hochrotem Kopf aus Königs Büro kam, sich ihren Mantel von der
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