Five Stars - Gefaehrliche Versuchung
Ansprechpartnerin in der Agentur würde, hatte ich das zunächst als seine Art interpretiert, mir seine Zuneigung zu zeigen. Inzwischen waren mir da Zweifel gekommen. Irgendwie kam ich mir schäbig vor, als wollte er mich für meine sexuellen Dienstleistungen belohnen. War das alles nur ein Geschäft, so wie Männer zu Prostituierten gingen? Das würde auch erklären, warum er es nicht einmal für nötig befunden hatte, sich von mir zu verabschieden. Ich hatte Frauen, die sich die Karriereleiter hinauf schliefen, stets verachtet. Gehörte ich jetzt dazu? Meine Gefühle schwankten zwischen Trauer und Wut. Wenn ich ehrlich war, gab es aber auch noch einen Funken Hoffnung. Ich sehnte mich nach Daniel, hätte alles dafür gegeben, wenn er mich jetzt in die Arme nähme.
Ich schloss die Tür auf und als mir der vertraute Geruch der Wohnung in die Nase stieg, wusste ich, dass ich keine Kraft für Auseinandersetzungen mit Viktor hatte. Ich hatte ihn einmal geliebt, später gemocht und jetzt wollte ich ihn auf keinen Fall verletzen. Ich musste einen Weg finden, ihm alles schonend beizubringen. Am wichtigsten war, dass er nicht vom Heiraten anfing, denn ich wusste nicht, wie ich reagieren würde.
»Violetta?«, rief er aus dem Wohnzimmer.
»Ja«, antwortete ich und zog in Zeitlupentempo meinen Mantel aus.
»Warum zum Teufel hast du dich die ganze Zeit nicht gemeldet? Ich habe mir echt Sorgen um dich gemacht.«
Ich ging ins Wohnzimmer. Viktor saß auf der Couch, eine Flasche Bier in der Hand. Im Fernsehen lief eine dieser brutalen US-Krimiserien, die er sich mit Begeisterung Stunde um Stunde ansah. Er sah aus wie immer und ich hatte nicht das Gefühl, dass ihn die Sorge um mich wirklich umgetrieben hatte.
»Es gab kein Handynetz auf dieser Insel.«
»Handynetze gibt es überall auf der Welt. Und Internet auch«, fauchte er mich barsch an. Ich hatte keine Lust auf eine Auseinandersetzung und ging in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen. Mein Mund war so trocken, als hätte ich einen langen Marsch durch die Wüste hinter mir.
»Na ja, ist ja auch egal. Nur ...«, die Pause war verräterisch. Viktor drückte sich immer vor unangenehmen Wahrheiten oder solchen, die er dafür hielt. Er musste mir anscheinend etwas sagen, wusste aber nicht, wie er es anstellen sollte. Normalerweise half ich ihm in solchen Situationen auf die Sprünge, diesmal blieb ich stumm.
»Also, ich hätte es dir ja gerne schon vorher gesagt, aber ... .« Schon wieder eine Pause. Ich trank das Glas Wasser in einem Zug leer, goss es wieder voll und ging damit ins Wohnzimmer. »Was hättest du mir schon vorher gesagt?«
»Wir gehen auf Tour.«
Ich verstand zuerst nicht, was er meinte. Wohin würden wir gehen? Dann dämmerte es mir und er bestätigte meine Vermutung. »Mit der Band. Wir haben einen Vertrag über eine vierwöchige Tournee. Nichts großes, nur kleine Klubs und Geld gibt es auch nicht ... .« Er schaute mich mit seinem Dackelblick an, den er immer aufsetzte, wenn er ein schlechtes Gewissen hatte. Ich zuckte mit der Schulter. »Kein Problem.« Mich juckte es, ihm doch von meinem Vertrag und den sechstausend Euro im Monat zu erzählen, fragte aber stattdessen: »Wann geht es los?«
»Na, das ist es ja, was ich dir gerne vorher gesagt hätte. Wir fahren heute Abend los, morgen ist der erste Gig.«
»Vier Wochen hast du gesagt?«, fragte ich und nippte an meinem Wasserglas. Er nickte. »Wenn alles gut läuft, auch länger. Ich werde allenfalls an den Wochenenden mal nach Hause kommen.«
»Du, das ist kein Problem«, sagte ich und gab mir Mühe, meine Erleichterung zu verbergen. »Ich habe auch viel zu tun. Wir haben den Auftrag bekommen und ich darf mitarbeiten.« Kein Wort über das Geld und er fragte auch nicht nach, ging wohl davon aus, dass ich weiter die Praktikanten-Rennmaus gab. Unsere Unterhaltung plätscherte noch ein paar Minuten so dahin, er fragte, wie es so sei auf den Seychellen und ich erzählte von Hitze, weißen Stränden und warmem Wasser.
»Wir sollten da irgendwann mal hinfahren«, sagte er und ich antwortete: »Ja, das sollten wir.«
Dann ging ich duschen und zwei Stunden später war ich allein. Ich hatte gerade Viktors Sachen weggeräumt, die er wie immer überall in der Wohnung verstreut hatte, als es an der Tür klingelte. Ein Expressbote drückte mir ein Päckchen in die Hand. Ich riss es auf und eine DVD fiel mir vor die Füße: »Das beste kommt zum Schluss.«
Die beiliegende Nachricht war kurze Zeit
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