Five Stars - Gefaehrliche Versuchung
Garderobe griff und an mir vorbei zum Ausgang rauschte. Türen schlagend verließ sie die Agentur. Vanessa schaute mich fragend an, aber ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Eine halbe Stunde später wurde das Rätsel aufgelöst. Alle Königskinder waren im Besprechungsraum versammelt, auf dem Tisch standen Sektgläser und im Kühler warteten mehrere Flaschen darauf, geköpft zu werden. König kam ohne große Vorrede zur Sache.
»Heute gibt es wirklich etwas zu feiern. Ich habe vor ein paar Stunden einen Vertrag mit Five Stars Hospitality abgeschlossen, wir bekommen den Etat für ihre Onlinekommunikation. Zunächst zwar nur für ein Jahr, aber mit Option auf zwei weitere.«
Alle zeigten durch Tischklopfen ihre Begeisterung. Ich wusste, dass es vor allem Erleichterung war, denn dieser Auftrag sicherte ihre Arbeitsplätze. König ließ die Sektflaschen öffnen und als alle Gläser gefüllt waren, hob er seines zu einem Toast.
»Ich möchte mich besonders bei Violetta Stein bedanken, ohne die es nie zu diesem Abschluss gekommen wäre.«
Ich muss einen reichlich verdutzten Gesichtsausdruck gemacht haben, denn König machte eine kleine Pause, ehe er sagte:
»Doch, doch, Sie haben richtig gehört, Violetta. Mister Mattis hat mir erzählt, wie großartig Sie Katjas Präsentation unterstützt und ergänzt haben. Er ist jedenfalls derart von Ihnen angetan, dass er eine Bedingung gestellt hat, der ich gerne nachkomme.«
König trank einen Schluck und grinste mich über den Rand seiner Brille an. Er war in seinem Element, denn er liebte es, die Zuhörer seiner Ansprachen, die er gerne und oft hielt, auf die Folter zu spannen. Er leckte sich noch einmal über die Lippen und sah mir dann direkt in die Augen.
»Nun, Violetta, Mister Mattis besteht darauf, dass Sie seine persönliche Account-Managerin werden.«
Ich verschluckte mich fast an meinem Sekt und lief puterrot an. König zwinkerte mir zu. »Vorausgesetzt, dass wir uns über die Einzelheiten Ihres Anstellungsvertrages einig werden. Und dann heißt es: Willkommen im Team!«
Vierzehn
Mein Herz klopfte bis zum Hals, als ich vor meiner Wohnungstür stand und das kam nicht vom Treppensteigen, denn ich war die Stufen fast hinaufgeschlichen. Die Aufregung der letzten Stunden war einfach zu viel für mich gewesen. Als König mich nach der kleinen Feier mit der Belegschaft in sein Büro gebeten hatte, war ich völlig von der Rolle gewesen. Er wollte sofort über meinen Anstellungsvertrag verhandeln und mir schwirrte der Kopf. Bis vor ein paar Tagen hatte ich davon geträumt, als Junior-Kontakterin eingestellt zu werden, das war die unterste Stufe in der Agentur und bedeutete, dass man sich die Hacken abrannte, um neue Kunden zu gewinnen. Das Gehalt bestand nur aus einem niedrigen Fixum und wurde allenfalls durch die Provisionen bei Vertragsabschlüssen einigermaßen erträglich aber niemals richtig fett. Tausendfünfhundert, höchstens zweitausend Euro, höher war die Gehaltsüberweisung am Monatsende nie, außerdem war das Leben als Kontakterin hart, man war ständig unterwegs, verbrachte Stunden in überfüllten Zügen und Nächte in miesen Hotels. Trotzdem war es mein Traum. Alles war besser als dieser Praktikantenjob ohne Bezahlung. Jetzt legte König mir einen Festanstellungsvertrag als Key-Accounterin vor, was das andere Ende der Skala war. Das Gehalt war gut drei Mal so hoch, dazu kamen Mittelklassedienstwagen, Businessclassflüge, Spesenkonto und Aufwandsentschädigungen. Ich hatte unterschrieben, ohne auch nur einen einzigen Punkt des Vertrages zu verhandeln. Als ich Königs zufriedenes Grinsen sah, wusste ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte, da war sogar noch wesentlich mehr für mich drin gewesen.
Den ganzen Weg von der Agentur nach Hause hatte mich nur eine Frage beschäftigt: Sollte ich Viktor von meinem kometenhaften Aufstieg in der Firma erzählen? Mein erster Impuls war, es einfach zu verschweigen. Wir hatten vor einiger Zeit eine Abmachung getroffen, nach der wir konkrete Heiratspläne schmieden wollten, wenn unser gemeinsames Einkommen dreitausend Euro betrug. Jetzt verdiente ich alleine das Doppelte, mir stand allerdings überhaupt nicht der Sinn nach Eheschließung. Andererseits wollte ich Viktor auf keinen Fall hintergehen, nur von Daniel würde ich kein Wort erzählen. Ich wusste ohnehin weniger denn je, was ich von ihm halten sollte. Als König mir eröffnete, dass Daniel darauf bestanden hatte, dass ich seine persönliche
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