Five Stars - Gefaehrliche Versuchung
später von meinen Tränen fast bis zur Unkenntlichkeit durchweicht.
»Wie war dein Tag? Bis du glücklich? Auf jeden Fall ist es jetzt endgültig an der Zeit, mit deiner Löffelliste zu beginnen. Daniel«
Es waren Tränen des Glücks.
Fünfzehn
Müde ließ ich mich in den bequemen Flugzeugsitz fallen. Wenn doch nur Charly endlich ihren Mund halten würde. Jetzt bedauerte ich es fast, mich so vehement bei König dafür eingesetzt zu haben, dass auch die Praktikantin Businessclass fliegen durfte. Charly, die eigentlich Charlotte hieß, aber der Spitzname passte wesentlich besser zu ihr, hatte meine Stelle eingenommen und war die einzige Mitarbeiterin, die mich bei Five Stars unterstützte. Alle anderen Königskinder waren voll und ganz für die Ambra Moda Kampagne eingesetzt. Nie zuvor hatte die Agentur zwei derart wichtige Aufträge parallel abgewickelt und alle waren bis in die Haarspitzen motiviert. Als ich um weitere Unterstützung bat, hieß es lapidar, für eine virale Kampagne im Internet braucht man kein Personal, für das italienische Modehaus hingegen mussten Plakate entworfen, Claims getextet und Fernsehspots konzipiert werden. Die Königskinder waren eben durch und durch eine klassische Agentur, mit den Neuen Medien konnten die wenigsten etwas anfangen. Als ob sich Tweets oder Facebookposts von alleine schrieben. Andererseits war ich froh, dass mir niemand dreinredete. Vor allem hatte ich nichts mehr mit Katja zu tun, die mich bewusst zu meiden schien. Obwohl: Eigentlich gingen wir uns beide aus dem Weg. Wir hatten uns nur ein paar Mal auf dem Büroflur getroffen und waren schweigend aneinander vorbeigegangen. Dafür legte Katja sich noch mehr bei König ins Zeug, sie warb um ihn mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung standen und das waren in aller erster Linie die altbekannten Waffen der Frauen. Nicht wenige Kollegen meinten, sie hätte Erfolg.
Mit Charly hatte ich einen guten Fang gemacht. König hatte mir bei der Einstellung freie Hand gelassen und sie war mir vom ersten Augenblick an sympathisch. Sie war nur ein Jahr jünger als ich, hatte eine freche Schnauze, aber das Herz auf dem rechten Fleck. Und sie konnte schuften, war sich für keine Arbeit zu schade und hatte auch mit Überstunden kein Problem. Sie bezeichnete sich als Single aus Überzeugung und angesichts ihres Äußeren war sie es gewiss nicht aus Not. Die Männer standen bei ihr Schlange, aber sie ließ alle abblitzen, dabei hatten es nicht wenige männliche Königskinder in den letzten Wochen versucht.
Charly plapperte noch immer lustig vor sich hin. Alles auf dieser Reise war aufregend. Wie trist war doch dagegen mein erster Flug auf die Seychellen. Fünf Wochen war das bereits her. Die Zeit war von der Arbeit verweht worden. Ich hatte geschuftet wie nie zuvor in meinem Leben. Das Grundkonzept der Kampagne war schnell entwickelt, aber die Probleme ließen nicht auf sich warten. Wir kreierten ein virtuelles Event mit Namen »Inselglück«. Unter diesem Stichwort sollten Prominente über ihren Urlaub auf Denis Island twittern, bei Facebook schreiben und in Google+ berichten. Als besonderen Hingucker würden wir einen professionell gemachten Film auf Youtube hochladen. Das größte Problem war, diese Menschen davon zu überzeugen, als Testimonials herzuhalten. Charlie hatte gemeint, die Leute bräuchten gar keinen Fuß auf die Inseln zu setzen, die Meldungen würde sie schon texten. Ich hatte das strikt abgelehnt. Wenn die Kampagne ein Erfolg werden sollte, brauchten wir authentische Aussagen, vor allem in den Hotels geschossene Fotos und Filme. Es war eine Herkulesaufgabe vor allem angesichts der uns zur Verfügung stehenden, kurzen Zeit und der vollen Terminkalender der Stars und Sternchen, aber am Ende hatten wir es hinbekommen. Acht Promis, vier Frauen, vier Männer, würden nach Denis Island reisen und drei Tage dort verbringen. Wo die Schönheit der Insel nicht ausreichte, sie zur Mitarbeit zu bewegen, half Geld - unser Etat war zum Glück großzügig bemessen. So war am Ende die Koordinierung des Termins das Hauptproblem. Die Verträge mit den Promis schloss die Agentur, mit einigen hatten sie schon einmal zusammengearbeitet. Jetzt gab es nur noch das Problem, dass Ambra Moda exakt an den gleichen Tagen seine Kollektion für den deutschen Markt vorstellte. Natürlich nicht in Deutschland - wie sollte man bei dem Winterwetter schon Sommermode präsentieren -, sondern in einem Fünf-Sterne-Luxusresort in der Karibik. Ich
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