Five Stars - Gefaehrliche Versuchung
wenn ein Stammgast wiederkommt! Ich zog ein ärmelloses, weißes Baumwollkleid an, meine Garderobe bestand mit Ausnahme des kleinen Schwarzen, das ich mir beim ersten Besuch in der Hotelboutique gekauft hatte, nur aus neuen Stücken. Ich trank eine Mineralwasserflasche in einem Zug aus und breitete die vorbereiteten To-Do-Listen auf dem Bett aus. Angesichts der Arbeit, die noch vor uns lag, musste ich mir jeden Gedanken an Daniel verbieten. Ich raffte alle Unterlagen zusammen und machte mich auf den Weg zum Bürogebäude.
Fünf Stunden später saßen Samira, Charly und ich bei einem kühlen Fruchtcocktail an der Bar. Wir waren ein perfektes Team und hatten es tatsächlich geschafft, alles abzuarbeiten. Wir waren die einzigen Gäste und der Barmann nutzte die freie Zeit, Charly schöne Augen zu machen, was diese gelangweilt registrierte. Die Promis reisten erst morgen an und die restlichen Villen, die nicht von unserem Team belegt waren, blieben in den nächsten Tagen leer, um größtmögliche Privatheit zu garantieren. Für jeden der illustren Gäste gab es eine umfangreiche Liste. Der eine wünschte sich bestimmte Blumen, der andere trank nur eine Sorte Champagner und der nächste war allergisch gegen irgendwelche Duschgels. Wir waren von Villa zu Villa gehetzt, aber jetzt blieb nichts mehr zu tun. Ab morgen Nachmittag würde es dann umso hektischer, denn wir hatten nur drei Tage Zeit, Fotos zu schießen und Filme zu drehen: Die Gäste beim schwimmen, im SPA, beim Essen, beim Feiern. Gleichzeitig mussten wir das Netz mit angeblich von den Stars selbst verfassten Nachrichten überschwemmen. »Inselglück« sollte für drei Tage das meistgebrauchte Stichwort im Internet sein.
»Sag mal, Samira«, fragte ich so beiläufig wie möglich und vermied es, ihr dabei in die Augen zu sehen, »wo ist eigentlich Mister Mattis? Ich habe ihn heute noch gar nicht gesehen.«
»Konntest du auch nicht«, antwortete sie und es war unüberhörbar, dass meine Frage sie amüsierte. »Er ist erst vor eine halben Stunde eingeflogen.«
Ich hatte während ihrer Antwort die Luft angehalten, die jetzt mit einem hörbaren Seufzer entwich.
»Na, da ist aber jemand erleichtert.« Samiras Grinsen war noch breiter geworden.
»Na ja«, beeilte ich mich zu sagen, »es wäre doch zu schade, wenn er bei unserem Event nicht dabei wäre.«
Ich blickte auf die Uhr. Das SPA hatte noch eine Stunde geöffnet. Ich sollte mich beeilen und Miriam einen Besuch abstatten. Die Haare waren nachgewachsen und die zweite Behandlung würde hoffentlich nicht so schmerzhaft sein wie die erste.
Sechzehn
So fröhlich ging es bei Besprechungen sonst selten zu. Das Team lärmte wie eine Schulklasse auf Klassenreise. Alle hatten das Gefühl, das große Los gezogen zu haben. Wann kam es auch schon einmal vor, dass man als Fotograf, Kameramann oder Lichtdesigner in einer Fünf-Sterne-Villa an einem Traumstrand untergebracht wurde? Ich konnte mich nicht konzentrieren, aber Charly hatte zum Glück alles im Griff. Daniel betrat etwa eine halbe Stunde, nachdem sich alle versammelt hatten, das Restaurant. Ich konnte kaum die Augen von ihm lassen. Er hatte alle der Reihe nach begrüßt und war zum Schluss zu mir gekommen. Ich hielt den Atem an, weil ich eine distanzierte Begrüßung erwartete, Daniel überraschte mich aber einmal mehr. Er nahm mich in den Arm, drückte mir einen sanften Kuss auf die Wange und sagte laut und vernehmlich: »Schön, dich wiederzusehen.« Dann trat er einen Schritt zurück, hielt aber immer noch meine Hand. Er musterte mich mit leicht nach oben gezogenen Augenbrauen. »Du siehst wunderbar aus.« Am liebsten hätte ich mich wie eine Ballerina an seiner Hand gedreht und schaffte es kaum, einen Freudenschrei zu unterdrücken. Leise, denn das musste niemand hören, antwortete ich: »Du auch«. Und ob er gut aussah. Genau richtig gebräunt, das Haar leicht strubbelig, den Bart das letzte Mal vor zwei oder drei Tagen rasiert und lässig aber elegant gekleidet wie immer. Auch diesmal sorgte allein seine Stimme dafür, dass es mit meiner Ruhe vorbei war. Am liebsten hätte ich ihn hinter mir her zu meinem Chalet gezogen. Stattdessen nahm er das Zepter in die Hand und ließ sich detailliert den Ablauf des morgigen Tages erklären. Charly erläuterte sämtliche Details und ihrem Blick entnahm ich, dass sie bei Daniel ihrem Leben als eingeschworener Single entsagen würde. Wenn sie wüsste! Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Die
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