Five Stars - Gefaehrliche Versuchung
entfernt. »Der Job ...«, versuchte ich auf neutraleres Terrain zu kommen.
»Arbeit ist nur ein Teil des Lebens«, fiel er mir ins Wort. »Mir gefällt, was ich heute tue, weil es mir Freiheit schenkt. Aber wer weiß, vielleicht mache ich in einem Jahr etwas völlig anderes, denn ich möchte bei dem, was ich tue, voll und ganz bei der Sache sein. Eine Aufgabe muss mich packen. Nichts ist tödlicher als Routine.«
»Aus dieser Tretmühle hast du mich Gott sei Dank rausgeholt..« Ich machte eine kleine Pause und hauchte dann »Danke« hinterher, was ihn die Stirn kräuseln ließ. »Du brauchst dich nicht zu bedanken, Violetta. Ich habe das sichere Gefühl, dass du die Beste für diesen Job bist, deshalb habe ich die Bedingung gestellt, dass du dieses Event organisierst. Das hat nichts mit meinen Gefühlen für dich zu tun.«
Mir lief ein wohliger Schauer den Rücken hinunter. Zum ersten Mal sprach er über Gefühle, wenn auch mit einem Unterton, der mir nicht gefiel. Ich wusste aber auch, dass ich jetzt besser schwieg. Er streichelte mich gedankenverloren.
»Hast du schon etwas auf deine Bucket List geschrieben?«
Ich nickte, denn ich hatte vor zwei Wochen tatsächlich ein weißes Blatt Papier genommen und einige Wünsche aufgeschrieben, über die ich aber nicht sprechen wollte. Es stand nämlich eine »Reise nach Bali« an erster Stelle und ich war mir sicher, dass er mich tadeln würde, weil er mich auf diesen Gedanken gebracht hatte und auf die Löffelliste nur meine eigenen Sehnsüchte gehörten.
»Warum ist dir das so wichtig?«, fragte ich.
Daniel stützte sich auf seinen rechten Unterarm und presste die Lippen aufeinander. Was hatte ich mit dieser Frage nur angestellt? Die befriedigte Ruhe in seinem Blick war einer großen Anspannung gewichen, als kämpfe er damit, was und wie viel er mir erzählen wollte.
»Ich hatte vor zwei Jahren einen schweren Unfall«, begann er leise und schleppend. »Es passierte in Brasilien. Ein Freund hatte mich zu einem Flug nach Manaus eingeladen. Es gab technische Probleme mit dem Flugzeug und wir stürzten ab. Zehn Tage lag ich im Koma irgendwo zwischen Leben und Tod.«
Er machte eine Pause und sah mich an. Immer noch spürte ich, dass es ihm nicht leicht viel, darüber zu sprechen, gleichzeitig aber leuchtete ein Frieden in seinem Gesicht, als wäre er froh, das Erlebnis mit mir zu teilen. »Wenn du einmal fast gestorben bist, ändert sich alles. Materielles zum Beispiel verliert jeden Glanz.«
Fast spielerisch drehte er eine Strähne meines Haares zwischen den Fingern. »Damals habe ich alles aufgegeben und habe angefangen, als Nichtsesshafter durch die Welt zu ziehen. Mein ganzer Besitz befindet sich in meiner Reisetasche und meine Firma besteht nur aus dem Laptop und dem Smartphone. Weißt du, wie frei einen das macht?«
»Das bedeutet aber doch auch, dass du ganz allein für alles verantwortlich bist?«
»Ja, aber auch das empfinde ich als Freiheit, denn ich muss niemandem außer meinen Auftraggebern Rechenschaft ablegen. Allerdings ... », er machte eine Pause, in der er mich mit seltsam stechendem Blick musterte, »... bedeutet es zugleich, dass ich für alle Fehler haftbar gemacht werde. Das kann auch stressig sein.« Er hatte sein Lächeln wiedergefunden. »Als ich damals aus dem Koma erwachte und die Ärzte mir sagten, ich hätte noch einmal Glück gehabt, schrieb ich meine erste Liste der Dinge, die ich unbedingt noch tun und erleben wollte, bevor ich sterbe. Und weil ich weiß, wie schnell das Leben zu Ende sein kann, habe ich schon einiges davon erledigt.« Immer noch drehte er meine Haarlocke.
»Fertig wird man damit ohnehin nie, denn es kommen immer wieder neue Sehnsüchte hinzu.« Er lachte auf und es klang wie eine Befreiung, während ich einen Kloß im Hals spürte, weil ich hoffte, eine dieser Herzenssachen zu sein, mich aber nicht traute, das zu sagen.
Um sieben Uhr, draußen graute bereits der Tag, stand Daniel unter der Dusche. Mehr als eine Stunde hatte ich nicht geschlafen und die Müdigkeit drückte mich in die Kissen. Was für eine wunderbare Nacht. Wir hatten unsere Lust befriedigt und waren uns näher gekommen. Endlich wusste ich etwas von diesem Mann, den ich liebte, da war ich mir inzwischen sicher, obwohl weder er noch ich es bisher ausgesprochen hatten. So viel er mir auch erzählt hatte, blieb er in gewisser Weise doch geheimnisvoll. Ich war mir immer noch nicht sicher, was er für mich empfand? Lust, natürlich. Aber war da auch
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