Five Stars - Gefaehrliche Versuchung
mehr oder schlief er einfach nur gerne mit mir? Ich raffte mich auf und schlurfte ins Bad. Ich brauchte alle Kraft für diesen Tag. Möglicherweise war er der bisher wichtigste meines Lebens.
Siebzehn
»Du siehst ja aus wie ausgekotzt!«
Charlys direkte Art konnte einem ganz schön auf den Geist gehen, aber sie hatte ja recht, der Blick in den Spiegel hatte mich an diesem Morgen selbst erschreckt. Sie reichte mir eine Tasse Kaffee, holte ein silbernes Döschen aus der Tasche und drückte mir zwei kleine, weiße Tabletten in die Hand. »Schluck das, du wirst sehen, die Pillen wirken Wunder.«
Ich schaute skeptisch auf meine Handfläche. »Was ist das?«
»Nichts Aufregendes, Amphetamine halt, nehmen doch alle.«
Irgendwie schien mein Gehirn noch nicht auf Arbeitsmodus geschaltet, denn ich hörte nur »Vitamine« und warf die Pillen ein. Nachdem ich auch noch einen Salat aus exotischen Früchten verspeist und drei weitere Kaffee getrunken hatte, fühlte ich mich, als könnte ich Bäume ausreißen. Dabei war die Spannung im Team mit Händen greifbar. Überall lagen Checklisten herum, die abzuarbeiten waren. Samira war bereits um acht Uhr mit dem Hoteldirektor nach Mahé geflogen. Die Promis kamen mit drei verschiedenen Flügen aus Frankfurt, Paris und München und sollten gemeinsam nach Denis Island weiterfliegen. In drei Stunden wären sie hier.
»Schau mal, ist das in Ordnung so?« Charly rief aus dem Weinkeller, einem fast verwunschen wirkenden Raum, der dank Kerzenbeleuchtung und Hunderten leicht angestaubten, aber sündhaft teuren Weinflaschen in den Regalen eine eigenartig romantische Atmosphäre hatte. Ich stieg die Treppe hinunter und inspizierte den langen Holztisch, an dem wir die Stars und Sternchen mit einem Imbiss begrüßen wollten. Alles war perfekt, die Gäste konnten kommen.
»Violetta!«
Daniel steckte seinen Kopf zur Tür herein und wedelte mit einer Hand. »Komm sofort hoch.«
»Ich eile, mein Herr und Meister«, rief ich nach oben und konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. Was war bloß in diesen verdammten Pillen, ich fühlte mich aufgedreht wie nie zuvor. Als ich leicht atemlos oben ankam, funkelten mich Daniels Augen an. Was war das? Ärger? Zorn? Ich hatte es noch nie gesehen.
»Samira hat gerade angerufen. Keiner der Promis ist gekommen.«
»Sind denn schon alle Flüge ...«, versuchte ich, Zeit zu gewinnen.
»Natürlich«, harschte mich Daniel an. »Und es kommen heute auch keine Flieger mehr aus Europa. Irgendetwas läuft hier gerade gigantisch schief.«
Ich schnappte nach Luft und versuchte, meine rasenden Gedanken zu beruhigen, während er mit derart weit ausholenden Schritten Richtung Büro ging, dass ich ihm kaum folgen konnte. Es musste eine vernünftige Erklärung dafür geben, dass unsere VIPs nicht angekommen waren. Hatte ich mich möglicherweise im Datum geirrt? Ich kramte noch im Gehen mein Smartphone aus der Tasche und suchte Königs Handynummer im Adressverzeichnis. Normalerweise war es bei Todesstrafe untersagt, ihn auf seinem Mobiltelefon anzurufen, alle Kontakte hatten über seine Sekretärin zu laufen, aber das hier war ein Notfall und nur der Chef konnte für Aufklärung sorgen, denn er hatte die Verträge mit den Promis unterschrieben. Erst als ich die Wähltaste drückte, wurde mir klar, dass es hier ja keinen Empfang gab. Im drehte mich um und rannte zur Rezeption, denn dort stand das nächste Telefon, das ich, die verdutzte Mitarbeiterin ignorierend, mit Schwung auf den Tresen stellte. Ich wählte Königs Nummer. Es läutete. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit meldete er sich völlig verschlafen. »Was um alles in der Welt wollen Sie mitten in der Nacht von mir, Violetta?«
Was meinte er damit? Ich wollte ihn gerade anfahren, dass es fast Mittag sei, als es mir wie Schuppen von den Augen fiel. König lag in seinem sicher luxuriösen Hotelbett auf einer Karibikinsel. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, persönlich bei der Präsentation der Ambra-Moda-Kollektion anwesend zu sein. Wie viele Stunden betrug der Zeitunterschied? Egal!
»Tut mir leid Chef, aber das ist ein Notfall.«
Ich erklärte ihm mein Problem - und er schwieg.
»Chef?«, fragte ich nach, was er mit »warten Sie einen Moment« beantwortete. Ich hörte ein Rascheln, als hielte er die Hand vor den Hörer. Es dauerte eine Minute, die mir wie eine Stunde vorkam, bis er sich wieder meldete.
»Es tut mir leid, Violetta. Anscheinend hat man Sie nicht informiert, dass die Pläne geändert
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