Fix und forty: Roman (German Edition)
wie Nick.«
Inzwischen standen wir in Hannahs geräumigem begehbaren Kleiderschrank. Wir tranken Tee und nutzten den Feiertag, um Kleider auszusortieren. Mein Motto war dasselbe wie Nicks: WAS DU SEIT EINEM JAHR NICHT ANHATTEST, KANN WEG! Hannah interpretierte unser Motto neu und machte daraus: »Was du seit einem Jahr nicht anhattest, kann ganz nach hinten in den Schrank, wo du es für deine neunjährige Tochter aufhebst, bis sie in zehn Jahren reinpasst!«
Während wir entschieden, ob wir mit nichtexistenten Verehrern ausgehen würden oder nicht, durchforsteten wir die ganze lange Wand der Jacken und Oberteile. Als wir bei den Röcken ankamen, hatten wir folgende hypothetische Partner verworfen:
Männer namens Dwayne oder Bruce;
Männer mit dem hohen, verzerrten Lachen eines geistesabwesenden Irren;
Männer, die von uns erwarten, dass wir sie durchs Studium füttern, und uns dann, sobald sie ihren Abschluss in Jura und/oder Medizin haben, sitzen lassen und/oder urplötzlich zu einem tolldreisten Ritt durch die Schwulenszene aufbrechen;
Männer, die so nervös sind, dass sie sich für die erste Verabredung Gesprächsthemen auf Karteikarten schreiben, zum Beispiel: »Gefallen dir deine Kurse?«, und diese im Handschuhfach verstecken, wahrscheinlich als eine Art kommunikatives Gleitmittel für den späteren Abend; doch weil Ihre Beine so lang sind, stoßen Sie damit versehentlich gegen die Handschuhfachklappe, woraufhin die Karteikarten auf der Fußmatte landen und Sie sie zu Ihrem Entsetzen lesen müssen;
Männer, die fünfundfünfzig sind, wenn Sie achtzehn sind, was einfach nur schauerlich ist, vor allem gepaart mit der Tatsache, dass diese fünfundfünfzigjährigen Typen Stammgäste in dem Restaurant sind, wo Sie bedienen;
Männer, die in Bars und/oder Kneipen rumhängen, die Pfeffermühle, Beethoven, Nibbler, Wellensittich und Crackers heißen; und selbst wenn Ihre Schwester Sie darauf hinweist, dass die Kneipe, die in Ihrer Erinnerung Wellensittich hieß, eigentlich Crackers hieß, ist Wellensittich trotzdem ein schlechter Kneipenname, und falls ein solches Lokal irgendwo im Herzen Amerikas existiert, was es bestimmt tut, würden Sie eine Verabredung mit einem Mann, der häufiger an dessen zweifellos falscher Teaktheke sitzt, kategorisch ablehnen;
Männer, die beim Tanzen eine bestimmte Bewegung ausführen, nämlich das wiederholte Anheben eines einzelnen Knies begleitet von einem Fingerschnipsen, ähnlich wie Betty oder Veronica in den alten Archie -Comics, wobei diese Tanzbewegung nicht retro-ironisch, sondern ernst gemeint aufder Tanzfläche im Crackers dargeboten wird, wo Kumpel Schmitter ebenfalls die Hüften schwingt, allerdings ein kleines bisschen weniger albern, um Ihre Schwester zu beeindrucken, die über Thanksgiving aus Florida eingeflogen ist. Und die ganze Zeit gratulieren sich die beiden Typen schon dazu, dass sie zwei blonde Schwestern aufgerissen haben.
»Die bescheidene Liste unserer Rendezvous würde meine Freundin Carla zum Weinen bringen«, sagte ich. »Sie findet, ich bin viel zu wählerisch. Aber ich erzähle dir mal, was Lola passiert ist, bevor sie nach Italien gezogen ist – das schießt echt den Vogel ab. Sie lebte nach ihrer Scheidung in San Francisco, und dort lernte sie einen Mann kennen, bei dem sie sich nicht sicher war, ob er der Richtige sein würde. Aber er redete ständig davon, wie gut er kochen konnte, und sagte, er wollte ein mehrgängiges Menu für sie zubereiten.«
»Na und? Was ist dabei?« Wie ich spitzt Hannah die Ohren, wenn sie hört, dass ein Mann kochen kann. »Was ist mit diesem Rock?« Hannah sah sich über die Schulter von hinten im Spiegel an. »Sieht mein Hintern darin aus wie ein Servierwagen?«
»Ein bisschen«, sagte ich. »Lola hütete gerade die Wohnung einer Freundin, und der Kerl tauchte mit einer Tüte Cool-Ranch-Chips, einem Glas fertiger Spaghettisoße und einer Packung Fertignudeln vor der Tür auf. Korrigier mich, wenn ich falsch liege«, sagte ich, während ich ihren aussortierten Rock zusammenfaltete, »aber wenn ein Mann auf der Kippe steht, dann besiegelt eine Tüte Cool-Ranch -Chips seinen Untergang.«
»Wonach schmeckt Cool Ranch eigentlich? Ich habe das Zeug bei Allies Ausflügen schon mal gesehen.«
Am Abend vorher hatten wir unter dem Vorwand, den Jargon der Weinsnobs zu üben, einige Gläser Wein geleert. Jetzt konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, das Gelernte anzuwenden. »So eine Art Maischips mit künstlichem
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