Fix und forty: Roman (German Edition)
sagte sie pragmatisch. »Wir müssen dich da rausholen. Das ist vorerst das Wichtigste. Hast du genug Geld für ein Flugticket?«
»Meine Katze«, wimmerte ich. »Mein Computer, meine Bücher, meine Kleider.«
»Ach so. Gut. Ich schicke Phil, damit er dich abholt. Er setzt sich übermorgen ins Flugzeug. Dann hast du Zeit, deine Konten zu schließen und zu packen. Am Freitag ist er da. Morgen kündigst du bei der Kanzlei und am Konservatorium.«
»Zwei Wochen Kündigungsfrist«, sagte ich kleinlaut.
»Das ist egal, Liebes«, erwiderte Hannah mit energischer Zärtlichkeit. »Du sagst einfach, es gab einen familiären Notfall. Schalte wie ein großer deutscher Roboter auf Autopilot und mach.«
Und so kam es, dass ich mit dem neuen Ehemann meiner Schwester wie betäubt quer durch die Vereinigten Staaten fuhr, einem Mann, den ich kaum kannte, einem Mann, der für seine Frau, die er verehrte, diese schwere Aufgabe auf sich nahm. Phil fuhr mich durch Eis und Schnee, meine paar Habseligkeiten in Planen auf das Dach meines Camry geschnürt, auf dem Rücksitz meine Katze und ein stinkendes Katzenklo. Armer Phil! Er ist kein Fan von Katzen. Was für ein tapferer Kavalier er war, als er den beständigen Strom von leichter Unterhaltung am Laufen hielt, während die reisekranke Katze nervös auf den Rücksitz schiss.
Gott segne diesen Mann und meine Schwester, die ihn mir geschickt hatte. Phil wusste genau, wie erschüttert und unglücklich ich war, doch er stellte mir keine Fragen. Stattdessen erzählte er mir lange ausführliche Geschichten, Geschichten ohne Ende in Sicht. Er zog die Geschichte eines Mannes, der irgendwo jenseits der Grenzen der Zivilisation eine ernsthafte Wanderverletzung erlitten hatte, immer weiter in die Länge. Es war eine weitschweifige Geschichte, die sich in unzähligen Details und Charakteren verlor, während wir durch Kansas, Colorado, Utah fuhren. Ich glaube, es ging immer noch um den gleichen Kerl, als wir in Nevada eingeschneit wurden. Nie in meinem Leben war ich für etwas so dankbar wie für Phils detaillierten Bericht über die gebrochenen Knochen dieses Mannes und sein verändertes Leben danach.
Seitdem sind mehr als zehn Jahre vergangen. Meine Ehe hat sich lange hingezogen, bevor das endgültige Aus kam. Nach dem Chicago-Debakel hatten Nick und ich uns versöhnt, getrennt, wieder versöhnt, getrennt, wieder vertragen, scheiden lassen und wieder geheiratet. (Ich behaupte nicht, dass ich kein Idiot bin. Im Gegenteil – ich sage es frank und frei – ich bin ein Idiot. Aber Sie hätten dabei sein müssen. Habe ich schon erwähnt, wie charmant Nick sein kann? Wie überzeugend, wie reumütig?) Unser Ende ließ so lange auf sich warten, dass ich am Schluss, als Nick ging, beinahe erleichtert war über die unwiderrufliche Wendung, über die Endgültigkeit von Bob und seinem Schwanz und Gay.com.
Doch abgesehen von den späteren ehelichen Ereignissen hatte auch die Woche, die ich mit meinem Schwager im Auto verbrachte, einen bleibenden Effekt. Ich rechne Phil seine liebenswerte Heldentat auf ewig an. Welchen größeren Liebesbeweis kann ein Mann für seine Frau erbringen, als alles stehen und liegen zu lassen, um mitten im Februar in einem Eissturm in den Mittleren Westen zu fliegen und ihre trottelige Schwester aus einem Hexenkessel von schlechtem Urteilsvermögen und Verdrängung zu retten? Ich staune heute noch über diese felsenfeste Liebe und Loyalität zwischen meiner Schwester und Phil.
Meine eigenen Freunde haben Nicks und meine Beziehung oft als Beispiel einer funktionierenden Ehe zitiert, auch wenn Nick nie einen Hehl aus seiner Depression, seinem Temperament und seiner deftigen Ausdrucksweise machte. Was meine Freunde sahen, war eine clever arrangierte Kulisse ähnlich dem Trapez, das ich auf Hannahs und Phils Ferienfotos zu finden erwartete. Tollkühn, aber witzig; echt, aber falsch. Unsere Freunde sahen das, was Nick der Öffentlichkeit zeigen wollte: die Kameraderie, die ähnliche Denkart, die witzigen Frotzeleien. Wir sprachen gleich; wir liefen schnell; wir zogen uns gut an; wir vertraten das gleiche Großstädtertum. Wir wussten, was der andere dachte. Diese Art von Vertrautheit ist ein Leckerbissen in akademischen Kreisen.
Außerdem schwärmten viele meiner Freundinnen von Nicks natürlicher Eleganz und beschwerten sich dann, dass ihr eigener Mann Schlabberhosen trug und/oder seit 1976 dieselbe ausgeleierte Unterhose anzog. Was meine Freunde nicht ahnten, war, dass auch
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