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Fix und forty: Roman (German Edition)

Fix und forty: Roman (German Edition)

Titel: Fix und forty: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhoda Janzen
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Aroma. Ich glaube, die Kopfnote bildet eine Mischung aus Schmelzkäse und erfrischendem Rettich, der wiederum in einen Hauch von Sauerrahm mit Lauchzwiebeln übergeht, während sich im Abgang das robuste Bouquet von Bierrülps entfaltet.«
    »Igitt«, sagte Hannah vorwurfsvoll, während sie in Unterwäsche dastand, die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Hey, ich war es nicht, die Cool-Ranch -Chips als Vorspeise serviert hat. Jedenfalls wurde Lola beim Abendessen schmerzhaft bewusst, dass die Chemie zwischen ihr und dem Typen überhaupt nicht stimmte. Nach dem Essen entschuldigte er sich kurz, und sie dachte, er wollte nur aufs Klo.«
    »Wer müsste nach einer Tüte Chips nicht aufs Klo? Der Arme, wahrscheinlich hatte er tagelang Blähungen. Machst du mir den Reißverschluss zu?«
    »Na ja«, sagte ich und half ihr gehorsam. »Der Typ bleibt ziemlich lange weg. Irgendwann fängt Lola an, sich Sorgen zu machen, und geht zum Bad, um zu klopfen. Doch die Badezimmertür steht offen. Er ist nicht im Bad.«
    »Langsam wird die Geschichte unheimlich«, sagte Hannah.
    »Lola geht in das einzige Zimmer, in dem sie noch nicht nachgesehen hat, ins Schlafzimmer. Und da liegt der Typ splitternackt auf dem Bett …«
    »Iiiih!«
    »Und rekelt sich wie auf einem Kalenderblatt, das schrecklich missglückt ist …«
    »Unglaublich!«
    »Und jetzt kommt’s: Zu allem Unglück hat er eine unbeschreiblich kleine Erektion. Auf die er stolz ist!«
    »Ein Pimmelchen!«
    »Ein Mini-Pimmelchen«, bestätigte ich. »Lola sagte, es wäre das kleinste Ding gewesen, das sie je gesehen hat. Wie eine flaumige Raupe.«
    »Wie hat sie reagiert?«
    »Erst stand sie völlig entgeistert in der Tür. Doch dann flog draußen auf dem Teich der Wohnanlage plötzlich ein Entenschwarm auf, direkt vor der Glastür des Schlafzimmers. Die Enten fingen stürmisch an zu quaken, als wollten sie dem kleinen genitalen Salut des Mannes antworten. Die arme Lola brach in schallendes Gelächter aus. Zwanzig Jahre später, als sie mir die Geschichte erzählte, hat sie immer noch gelacht«, sagte ich. »Es muss ziemlich lustig gewesen sein.«
    »Lustig, aber auch tragisch. Ein Mann kann schließlich nichts dafür, wenn er einen winzigen Penis hat. Wofür er etwas kann, sind die Cool-Ranch -Chips. Gut, dass Lola die Chuzpe hatte, ihm ins Gesicht zu lachen. Ich hätte mich das nicht getraut, ganz gleich wie sehr er es verdient hat.«
    »Ich auch nicht. Erinnerst du dich an Mr. Epp?«
    »An wen? Sieht dieses Kleid zeitlos aus oder zu sehr nach Kirchentante?«
    »Zu sehr nach Kirchentante. Nach Kirchentante an Ostern. Der Ausschnitt ähnelt dem eines Chorgewands.« Ich summte ein paar Takte einer Osterkantate, die in der Butler Mennonite Brethren Church am Palmsonntag häufig gesungen wurde.
    Hannah sah mich einen Moment verwirrt an, bis sie die Melodie einordnen konnte: »Christe, du Lamm Gottes.« Dann ignorierte sie meinen Rat und hängte das Kirchentantenkleid wieder auf den Kleiderbügel. »Ich ziehe es an, wenn ich nach Phils Mutter sehe. Was wolltest du gerade sagen?«
    »Dass Mr. Epp ein Kerl war, mit dem ich mal ausgegangen bin.«
    »Mister? Warum nennst du ihn Mister?«
    »Ich habe seinen Vornamen vergessen.«
    »Das ist ein bisschen seltsam.« Hannah runzelte die Stirn. »Und was war mit diesem Mr. Epp?«
    »Vielleicht habe ich ihn nie erwähnt. Ich bin ein Mal mit ihm ausgegangen, weil der erste Satz, den er zu mir sagte, wirklich originell war. Das war vor vielen, vielen Jahren in Kansas, als Papa ein Semester am Mennoniten-College in Hillsboro unterrichtete. Du warst schon aus dem Haus, und ich war gerade zu Besuch. Ich hatte Sport gemacht, und als ich aus der Turnhalle kam, hatte ich vergessen, in welche Richtung ich laufen musste. Ich blieb einen Moment auf der Treppe stehen und versuchte mich zu orientieren. Da kam ein Typ vorbei und fragte: ›Kann ich dir helfen?‹ Und ich sagte: ›Ja, du könntest mir sagen, wo ich bin.‹ Und da lächelte er so ein langsames, vergnügtes Lächeln und sagte: ›Du bist in Kansas, Dorothy.‹ Ich fand es so süß, dass er den Zauberer von Oz auswendig konnte, dass ich mich auf eine Verabredung mit ihm einließ.«
    »Das ist wirklich ziemlich süß«, gab Hannah zu. »Und allemal besser als eine Tüte Cool-Ranch -Chips. Aber es scheint, als wäre Mr. Epps Charme nicht von Dauer gewesen?«
    »Nein. Der Dorothy-Spruch war sein bester, wie sich herausstellte. Von da an ging es abwärts. Er war einer dieser Typen, die nach

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