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FJORD: Thriller (German Edition)

FJORD: Thriller (German Edition)

Titel: FJORD: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halvar Beck
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entspann, die Odin nutzte, um sich unbemerkt an ihnen vorbei in den Laden zu schleichen.
    Der Ladenbesitzer war nicht zu sehen. Odin packte rasch zusammen, was er brauchte, und stürzte aus dem Laden. Dabei prallte er mit dem Besitzer zusammen, der ihn instinktiv festhielt. 
    »Was soll das denn?«, fuhr ihn der Mann an, als er begriff. »Du beklaust mich?«
    Die Frauengruppe hielt inne. Hochrote Köpfe drehten sich und starrten die Männer voller Neugierde an. 
    »Nein«, versuchte Odin zu erklären, »du warst nur nicht da, und ich brauchte … ich hätte dir später …«
    Der Ladenbesitzer, Ole Nielson, ein rundlicher Kerl Mitte vierzig, war nur selten aus der Ruhe zu bringen. Ladendiebstahl konnte ihn hingegen sehr wohl und leicht in Rage versetzen. »Du hast doch noch nie Geld in der Tasche gehabt! Und ich glaub kaum, dass Ann Christin dich gerade jetzt zum Einkaufen schickt. Das kannst du der Polizei erklären!«
    Ohne auf Odins Einwürfe zu achten, zog er ihn mit sich zur Wache. Odin verzichtete auf Gegenwehr, schloss gequält die Augen und suchte fieberhaft nach einem Ausweg.
     
     

37
    Runar Mortensen lief auf der verzweifelten Suche nach seiner Tochter ziellos durch die Straßen. Jeden, der in seine Nähe kam, packte er und schrie ihn an: »Wo, verdammt, ist meine Kleine?«
    Obwohl sich sein Denken durch die Angst halbwegs ernüchtert hatte, verwirrten ihn der Restalkoholgehalt und der Schmerz in seinem Schädel noch zusehends. Aber er würde den Halunken schon finden, und dann Gnade ihm Gott …
    Er torkelte und stieß hasserfüllte Laute aus. Wer ihn rechtzeitig bemerkte, ging ihm aus dem Weg. Man wusste um seine Gewaltbereitschaft, wenn er getrunken hatte. Wo zum Teufel steckte Larsen? Dunkel erinnerte sich Runar, dass sie sich in der Kneipe verabredet hatten, doch von Larsen fehlte jede Spur. Auch in seiner Wohnung war er nicht. Vermutlich war er abgehauen, der Lump! Runar konnte es ihm nicht verübeln, Larsen hatte genug auf dem Kerbholz, nicht erst seit der Sache neulich. Als sie … 
    Runar fluchte und schnappte sich den nächsten Passanten. »Sag mir, wo meine Tochter ist!«, fuhr er ihn an. »Wo ist mein Kind?«
    Der gebrechliche Mann erschrak und schnappte nach Luft. Statt einer Antwort schüttelte er nur den Kopf und hob abwehrend die Hände. 
    Runar schnaubte verächtlich und stieß den Mann weg. Der taumelte und sackte zu Boden. Runar stürmte weiter, ohne sich um den Alten zu kümmern, der sich mühsam aufraffte auf wackligen Beinen davonhumpelte. 
    Carl Morgan hatte nicht so viel Glück. An einer Straßenecke prallten sie aufeinander. Runar packte den alten Polizisten am Kragen und schüttelte ihn. Morgan versuchte, sich loszureißen, hatte aber gegen den kräftigen und mehr als einen Kopf größeren Fleischer keine Chance. 
    »Wo, verdammt, ist meine Kleine?«
    Carl, selbst nicht mehr nüchtern, zappelte in Runars festem Griff. »Woher soll ich das denn wissen?«
    »Du weißt es! Das rieche ich!«, zischte Runar, »Musstest wohl ordentlich einen bechern, um dein Gewissen zu beruhigen, was? Wie oft hast du mich deswegen schon eingelocht, hä? Wie oft? Wenn ich auch nur einen Moment Zeit hätte, würde ich es dir so richtig heimzahlen!«
    »Du spinnst doch!«, brachte Morgan atemlos hervor. »Lass mich endlich los! Bist ja besoffen und …«
    Doch Runar dachte nicht daran. »Was sagst du da? Du versoffenes Schwein! Sauf dich meinetwegen zu Tode, aber mach vorher gefälligst deinen Job und bring mir meine Tochter wieder!« 
    »Meinen Job?«, fluchte Carl hart auflachend. »Mein Job ist das schon lange nicht mehr!« Halbherzig versuchte er sich aus der Umklammerung zu befreien. »Sag Hetland, er soll dir deine Tochter bringen!«
    »Und Liv? Welches Arschloch hat sie umgebracht?«
    »Weißt du es nicht? Vielleicht warst du es ja selbst. Oder dein Kumpel. Und was hast du überhaupt mit Liv zu schaffen, du Heuchler!« Carl schlug auf die kräftigen Unterarme, die ihn gepackt hielten. »Hast Frau und Kind! Passt nicht auf dein Kind auf und schlägst deine Frau! Und stellst Liv hinterher.« Stoßweise kamen die Worte. 
    »Das geht dich einen Scheißdreck an, was ich mit der Kleinen anstelle!« Als wäre ihm die Erinnerung unangenehm, wischte Runar die Bilder vor seinen Augen weg. 
    Eine Sekunde vergaß er den alten Polizisten, der die Chance nutzte und sich losriss. Doch statt wegzulaufen, schnaufte er zunächst nach Luft. Runar bekam Morgan am Pullover zu packen, der unter seiner Kraft

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