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Flachskopf

Flachskopf

Titel: Flachskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Claes
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ebenso wie Dabbe selbst, der es von den großen Leuten gehört hatte. Eigentlich fanden sie das gar nicht so dumm von dem Hahn.
    »Ich kenne auch eins«, rief Flachskopf: »Es hat vier Beine und zwei Hörner, und... und... und spricht Französisch...«
    Unter höchster Anstrengung ihres Denkvermögens starrten sie Flachskopf an. Dieser verzog keine Miene. Die vier Beine und die zwei Hörner, das konnten sie schon raten, aber das Französischsprechen...
    »Was ist das ?« fragte Locke, nach vergeblichem Suchen. »Nun... eine Kuh !« antwortete Flachskopf sehr geheimnisvoll.
    Jetzt begriffen sie noch weniger und blickten verständnislos drein.
    »Ja aber... eine Kuh kann doch nicht Französisch sprechen ?«
    »Das habe ich ja auch nur hinzugefügt, um es nicht so leicht zu machen«, erklärte Flachskopf.
    Das hielten sie für eine dumme und gemeine Fopperei. Alle fünf waren böse auf Flachskopf, und Artur versetzte ihm plötzlich einen klatschenden Schlag auf den nackten Hintern. Flachskopf sprang auf und lief über die Wiesen hinter Artur her, dessen Schweinsblase auf seinem Rücken lustig auf und ab wippte. Er erwischte die Blase; die Schnur, an der sie befestigt war, riß durch, und triumphierend kam er damit zurück. Auch die andern hatte dieses Zwischenspiel wild gemacht; sie rasten hintereinander durchs Gras und schrieen wie besessen, bis sie schließlich wieder alle auf ihrem alten Fleck zusammen lagen, um zu verschnaufen.
    Die Sonne brannte auf ihre nackten Rücken.
    Tjeef hatte sich der Blase bemächtigt und band sie sich mit einer Schnur um den Bauch. Er stand am Ufer des Baches, mit dem Rücken nach dem Wasser zu, und trommelte mit den Fingern auf der Blase herum. Locke schlug plötzlich mit der Faust dagegen, Tjeef wankte und purzelte hintenüber ins Wasser. Es wäre nicht schlimm gewesen, wenn ihm im Fallen die Schnur nicht um die Beine gerutscht wäre. Jetzt lag Tjeef mit dem Kopf unter Wasser, man sah nur die große Blase und daneben, kerzengerade in die Luft gestreckt, seine Beine, die verzweifelt und vergeblich versuchten, sich zu befreien. Am stark bewegten Wasser merkten sie, daß seine Arme ebenso verzweifelt arbeiteten. Tjeef hing an der verräterischen Blase. Einen Augenblick verschlug es allen Fünfen den Atem. Sie rutschten blitzschnell in den Bach, einer packte Tjeef am Bein, ein anderer suchte im Wasser Kopf oder Arm, und im Nu hatten sie ihn hochgezogen, und er war gerettet. Tjeef spuckte prustend eine Menge Wasser aus, stützte sich auf seine Kameraden, die inzwischen die Blase losgemacht hatten, und als er sich ein wenig erholt hatte, stotterte er: »Ver... ver... verdammt! b... beinahe ertrunken..., i... ich s... s... sah schon Sterne .« Gegen Locke fuhr er wütend los: »D... d... du sollst aber das nä... nächste Mal be... be... besser aufpassen, w... wo du einen a... a... angreifst!« Und als er Artur bemerkte, der inzwischen seinen Schwimmapparat wieder beschlagnahmt hatte, schrie er außer sich, daß er ihn vermöbeln würde, wenn er noch einmal wagte, mit diesem Dreckzeug herzukommen. Mit dem bestimmten Gefühl, daß ihm Unrecht geschähe, legte Artur die Blase zu seinen Kleidern und ging zu Locke ins untiefe Wasser, wo er paddeln konnte.
    Die Sache mit Tjeef war gut abgelaufen. Eine Weile planschten sie noch im lauwarmen Wasser, schwammen wieder über den Strudel, fühlten unters Schilf, ob es keine Weißfische gäbe, und Tjeef erzählte noch ein paarmal, daß er bereits die Sterne vor den Augen gesehen hätte. Dabbe kletterte ans Ufer, ließ sich aber sofort wieder hinuntergleiten und rief erschreckt: »Flachskopf! Flachskopf! deine Mutter kommt !«
    Flachskopf gab es einen Stich ins Herz. Ein einziger Blick überzeugte ihn von der drohenden Gefahr, die in der Gestalt seiner Mutter herannahte. Er kletterte auf der andern Seite ans Ufer, schoß wie ein Pfeil aus dem Bogen über die Wiese und warf sich in einen trockenen Graben. Er reckte seinen Kopf übers Gras, um zu sehen, was geschehen würde, während er mit der Hand die abgerissenen Kleeblumen zwischen seinen Zehen entfernte.
    Die Mutter kam heran und blieb am Ufer stehen. Erst warf sie einen vielsagenden Blick zu Flachskopf hinüber, drüben in der Wiese, dann guckte sie die fünf Bengel an. Sie hielt die Hände auf dem Rücken, und die Jungen merkten, daß sie einen Stock dahinter verbarg. Sie standen mitten im Bach, die Gesichter zu Flachskopfs streng dreinblickender Mutter hingewandt, bereit zu antworten, wenn es sein

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