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Flachskopf

Flachskopf

Titel: Flachskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Claes
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?« fragte Locke.
    »Na, ver... ver... dammich! gefressen, das ka... kannst du dir do... doch wohl denken .«
    Flachskopf sprang plötzlich auf, hatte mit ein paar Bewegungen seiner Arme und Beine Joppe, Hemd und Hose ausgezogen, legte seine Mütze darauf und plumpste vom Ufer aus ins Wasser. Die anderen sprangen ihm bald nach, und jedesmal platschte das Wasser in hohen Strahlen hoch, schlug wogend an die Ufer und trieb aufgeschreckte Wellen stromabwärts. Nur Artur brauchte etwas mehr Zeit, um sich die Schwimmblase auf den Rücken zu binden, und als sie ihm fest zwischen den Schultern saß, mit einer Schnur über der Brust befestigt, ließ er sich vorsichtig über den Rand ins Wasser gleiten. Ein Frosch kroch hastig am steilen Ufer empor, die langen Hinterbeine stemmend, soweit es ging, und betrachtete einen Augenblick, im Grase versteckt, mit ängstlichen Augen die fremden Ungeheuer, die da so plötzlich vom Himmel herunterfielen.
    Tjeef hatte eine braune, zähe Haut, starke Hüften und breite Schultern, Fompe und Dabbe waren etwas kleiner, aber rundlicher, Locke hatte eine ganz weiße Haut, als wäre er aus einem besseren Teig als die anderen, Artur Leunes sah noch ein wenig kindlich aus, war auch der jüngste von der Bande, und Flachskopf war der magerste, aber auch der beweglichste von allen. Sechs flinke, stramme Bengel, denn die Sichemer Jungen haben Rasse.
    Bei diesem ersten Sprung verschwanden sie alle einen Augenblick unter Wasser, um dann gleich darauf, prustend und blasend, den Kopf herauszuheben und mit den Händen an den Augen zu reiben. Ihre nassen Haare klebten eng an Stirn und Schläfen und gaben ihnen ein ganz verändertes Aussehen. Nachdem sie sich abgekühlt und einander richtig betrachtet hatten, fingen sie an, die Pulse, die Arme und die Brust kräftig zu reiben, denn das hatten sie den Großen abgeguckt, und es sollte ein gutes Vorbeugungsmittel gegen Blutstockungen sein. Die Stelle, wo sie sich befanden, war etwa zwanzig Meter von der Krümmung entfernt, und das Wasser reichte ihnen hier nur bis an die Hüften. Nach der Biegung zu wurde es allmählich tiefer, so daß ihnen das Wasser über die Köpfe stieg. Sie wateten auf den gefährlichen Strudel zu und schwammen dann nach der untieferen Stelle zurück. Alle sechs zugleich schossen sie vorwärts durch das klare Wasser, die Arme gestreckt und die Hände flach aneinander gelegt, und dann fingen sie an, mit Armen und Beinen zu arbeiten, daß vor und hinter ihnen das Wasser brodelnd aufspritzte. Locke konnte nur paddeln, das heißt, er hielt sich an den untieferen Stellen auf, wo er mit den Händen den Boden berührte; mit den Beinen machte er um so mehr Spektakel, so daß es wenigstens aussah, als könne er schwimmen. Tjeef und Flachskopf waren die besten Schwimmer, sie kamen spielend über den Strudel und riefen ihren Kameraden von drüben zu, es ihnen nachzumachen.
    Fompe und Dabbe brachten es auch fertig, Dabbe aber nur mit großer Mühe und nachdem er zweimal Wasser geschluckt hatte. Für Artur mit seiner Blase war das keine Kunst. Wenn Artur schwamm, sah man nur seinen Kopf, und dahinter ein prallrundes Ding, die Blase, die ihn trug. Er machte fast keine Bewegungen mit den Beinen, ruderte mit seinen mageren Armen und ließ sich sozusagen an seinem Schwimmapparat treiben. Flachskopf hatte schon oft vorgeschlagen, ihm das Schwimmen ohne Blase beizubringen, aber Artur fand dazu nicht den Mut.
    »Mein Kopf ist zu schwer«, antwortete er jedesmal.
    Im Fluß vollführten sie nun alle ihre Kunststücke, tauchten, krochen ein paar Meter weit unter Wasser, taumelten übereinander oder warfen sich gegenseitig mit den Händen große Wasserstrahlen über den Rücken. Wassertreten, auf dem Rücken schwimmen, ohne die Beine zu bewegen, das waren alles Dinge, die bei jeder Schwimmübung versucht und immer wieder versucht wurden, bis es ging. Sie sprangen ans Ufer, um von dort aus in weitem Sprung wieder mitten in den Bach zu plumpsen, oder versuchten einen unter Wasser festzuhalten.
    Sie kannten weder Zeit noch Stunde noch irgendeine Sorge. Sie überließen sich ganz dem fröhlichen, tollen Spiel und dem übermütigen Lebenstrieb ihres Körpers nach echter Jungenart. Was nachher kommen oder morgen sein würde, fand keinen Platz in ihren jungen Köpfen, und sie jubelten ihre helle Freude in die Welt hinaus, weil nun Sommer war und sie nach Herzenslust tun konnten, was sie wollten.
    Als sie sich eine Stunde lang im Wasser herumgebalgt hatten, stieg Tjeef

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