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Flagge im Sturm

Titel: Flagge im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarrett
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kein Tropfen davon von Zöllen belastet ist. Wie jedoch rechtfertigt eine aufrechte Quäkerin das Schmuggeln von Alkohol? Ich nahm an, Euer Glaube hält nicht viel von Spirituosen. “ „Ich trinke sie nicht, Jonathan“, erläuterte Demaris knapp und sachlich. Dieser Konflikt hatte schon immer ihr Gewissen gedrückt, was sie indessen Jonathan gegenüber nicht zugeben wollte, zumal ihr ja auch kein anderer Weg offen gestanden hatte. „Ich verkaufe sie nur an andere, und wenn diese solche starken Wässer trinken möchten, dann ist das ihre Sache und nicht meine.“
    „Der Umstand, dass es sich dabei auch um das profitabelste Geschäft handelt, das Ihr machen könnt, hat damit selbstverständlich gar nichts zu tun, was? Wie sagt man doch schon seit alten Zeiten von den Quäkern? ,Ein Fuß im Gemeindehaus und einen im Kontor, nicht?“
    „Es ist unrecht, solche Dinge über die Gesellschaft der Freunde zu wiederholen!“
    „Und Ihr seid ein rechter Dummkopf! “
    Das hörte sich nun gar nicht mehr nach einer Neckerei an. Jonathan kam langsam näher. Im flackernden Licht der Laterne schien er riesengroß, seine Gesichtszüge wirkten erschreckend hart, und zum ersten Mal wich Demaris unwillkürlich vor ihm zurück.
    „Wisst Ihr nicht, wie gefährlich Schmuggeln ist? Das Gesetz zu brechen ist das wenigste daran, das habt Ihr wahrscheinlich auch schon mit Eurem angeheirateten Obersten Richter geregelt. Bedenkt indessen: Wenn Ihr Euch außerhalb des Gesetzes bewegt, dann befindet Ihr Euch auch nicht mehr unter dem Schutz des Gesetzes. Falls die Kunde von dieser Felsenhöhle und ihrem Inhalt jemals an die falschen Ohren dringt, dann liegt Ihr tot im Bett, ehe Ihr es Euch verseht.“
    „Niemand weiß davon“, erklärte sie starrsinnig. „Niemand außer Caleb, Daniel und Seth.“
    „Oh, das beruhigt mich natürlich ungemein“, sagte er spöttisch. „Die Dame lehnt Schusswaffen ohne Einschränkung ab, und drei Bauern bewachen illegalen Alkohol im Wert von drei-, vierhundert Guineen.“
    „Kein Mensch weiß davon“, beharrte sie. Langsam sank ihr Mut. Jonathan erschien ihr jetzt wie ein Fremder. Er stand nur eine Handbreit von ihr entfernt, sodass sie gezwungen war, zu ihm aufzuschauen.
    „Niemand weiß davon, nein? Bis auf diese Schurken Hull und Barnum und wahrscheinlich jeder Bastard in der Umgebung, mit dem sie schon einmal einen Krug geleert haben. Bis auf denjenigen, der das Zeug hier anlandet, und seine gesamte Mannschaft. Und natürlich niemand außer dem Mann, der Euren Gatten ermordet hat. Schmuggler sterben nämlich nicht in ihrem Bett - zumindest nicht an Schlaganfall. “ Demaris schloss die Augen, um die Wahrheit nicht zu sehen.
    Die Stimmen in der Küche hatten sie in jener Nacht geweckt.
    Es waren Calebs und Seths, nicht Ebens. Sie hatte so-
    fort gewusst, dass etwas nicht stimmte. Sie war die Treppe hinunter geeilt und kam gerade recht, um zu sehen, wie man ihren Ehemann behutsam auf den Tisch legte. Als man sie auf der Treppe entdeckte, traten die Männer mit gesenktem Kopf unsicher vom Tisch zurück.
    Auf nackten Füßen ging Demaris langsam über den kalten Boden dorthin, wo ihr Ehemann lag. Im Kerzenlicht bemerkte sie, dass sein ehemals weißes Hemd jetzt rotfleckig war. Um das kleine ausgefranste Loch herum war der Stoff über seiner Brust bereits fest eingetrocknet.
    Ebens Gesicht war blassgrau, und seine Augen waren noch im Entsetzen geöffnet. Demaris wusste, dass sie sie ein letztes Mal zudrücken sollte, doch sie konnte sich noch nicht überwinden, ihn zu berühren. Wenn sie die Kälte des Todes unter ihren Fingern fühlte, würde alles erst wahr werden.
    „Er war sofort tot, Mistress Allyn“, sagte ein blonder, rotwangiger Mann, von dem sie annahm, dass es van Vere war. „Er hat nicht gelitten. Im Nebel sahen wir das andere Boot erst, nachdem es schon zu spät war. Und als wir zurückschossen, sind sie geflohen, diese feigen Hunde. “
    Demaris nickte. „ Wurde noch jemand ... sonst noch jemand ...?“
    „Niemandem von uns ist etwas geschehen, Mistress“, antwortete Caleb leise. „Es hat nur Master Allyn getroffen. “
    Sie zog sich ihr Umschlagtuch fester um die Schultern und starrte auf den Leichnam ihres Gatten hinunter. Ebens langes aschblondes Haar war windzerzaust. Vorsichtig strich sie es zurück über die kahle Stelle auf seinem Kopf, über die beginnende Glatze.
    Wenn Eben sie gefragt hatte, ob der Haarausfall dort schon stärker geworden sei, hatte sie stets behauptet,

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