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Flagge im Sturm

Titel: Flagge im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarrett
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davon überhaupt nichts zu sehen. Daraufhin hatte er immer besorgt in den Spiegel geblickt und versucht, selbst nachzuschauen. Und jetzt kamen ihr endlich die Tränen, doch die konnten Eben nun nicht mehr helfen.
    „Was wollt Ihr also von mir?“, fragte sie Jonathan, ohne die Augen zu öffnen. „Was kostet Euer Schweigen?“
    „Zum Teufel, Demaris, was ich will, ist, dass Ihr mit dieser Torheit aufhört, bevor Ihr darin umkommt!“ Er nahm ihr Gesicht hart zwischen seine Hände. Sie sollte sich vor den Realitäten und vor ihm nicht wie ein schmollendes Kind verstecken. „Seht mich an! Seht mich an und schwört, dass Ihr dieses Geschäft aufgebt! “
    Demaris schlug die Augen auf und entzog sich ihm. Seine Berührung war mehr, als sie ertragen konnte. „Ich schulde Euch nichts, Jonathan Sparhawk!“, schrie sie ihn an. „Keinen Schwur und kein Versprechen! Meint Ihr wirklich, ich würde diesen Handel treiben, wenn ich eine andere Wahl hätte?“
    „Falls ich ihn aufgäbe, würde ich Nantasket verlieren“, fuhr sie ein wenig gemäßigter fort, „und dann wäre ich wie meine Mutter eine arme Witwe, die von den Almosen anderer abhängig ist. Und was sollte aus Caleb, Ruth und ihren Kindern werden? In unserer Kolonie gibt es zu viele Leute, die noch an der Sklaverei festhalten. Von denen würde kaum jemand einen freigelassenen Afrikaner und dessen Familie aufnehmen. Wollt Ihr, dass ich die Turners hinauswerfe?“ Ungehalten schüttelte sich Jonathan das lange Haar aus dem Gesicht. „Dann gestattet doch wenigstens, dass ich Euch helfe, Liebste.“
    „Mir helfen! Ihr wollt doch immer nur Euch selbst helfen.“ Sie fühlte sich in die Ecke gedrängt. Er trieb ein Spiel mit ihr, dessen Regeln nur er allein kannte. Schon einmal hatte er sie zurückgewiesen, und der Schmerz darüber war noch zu frisch, als dass sie sich ihm abermals aussetzen wollte. Lieber wappnete sie sich mit Zorn und verbarg ihre Einsamkeit hinter scharfen Worten.
    „Ihr sprecht so klug von gebrochenen Gesetzen, Jonathan. Ich beraube nur den König um seine Zölle und Steuern, und dem wird das nicht einmal auffallen. Allen anderen zahle ich in harter Münze. Könnt Ihr das auch von Euch sagen? Mir helfen! Weshalb solltet Ihr mir helfen wollen?“
    „Weil mir etwas an Euch liegt. Demaris. Ich will für Euch sorgen.“ Er fasste sie bei den Handgelenken.
    Die wenigen Goldmünzen, die sie noch festgehalten hatte, glitten ihr nun auch noch aus den Fingern und blitzten kurz im Laternenlicht auf, bevor sie zu den anderen in den Sand fielen. Wütend versuchte Demaris, sich aus Jonathans Griff zu befreien: Er zog sie indessen mühelos dichter zu sich heran und ließ sie nicht los.
    „Euch liegt nichts an mir, überhaupt nichts!“ Es gab einmal eine Zeit, in der sie sich gewünscht hatte, das von ihm zu hören, und sie hätte es ihm geglaubt. Jetzt jedoch glaubte sie es ihm nicht. „Ihr habt mir deutlich genug gezeigt, was Ihr von mir haltet, oder etwa nicht? Ich bezweifle sogar, dass Ihr überhaupt eine Ahnung habt, was es bedeutet, für einen anderen Menschen zu sorgen. “
    „Zu sorgen so wie Euer ehrenwerter Master Ebenezer?“, fragte er ärgerlich. „O ja, der Herr wusste genau, wie man eine Frau versorgt. Er hat ein hervorragendes Stück Land aufgegeben für ein Geschäft, das ihn letztendlich umbrachte, und Euch hat er mittellos und mit der Sorge zurückgelassen, wie Ihr Euch und Eure Leute ernähren könnt. Und nicht einmal das Küssen hat er Euch gelehrt. “
    „Ihr meint, er hat mich nicht die Künste gelehrt, die man am besten einem Bordell überlässt?“
    „Jawohl, und das ist jammerschade für Euch, mein Kind, denn Ihr habt alle Anlagen zu einer erstklassigen Schülerin.“ Aufs Neue wollte sie sich ihm entwinden, und wieder zog er sie zu sich zurück. Ihre Augen blitzten im Zorn, und ihre Lippen waren seinen so nahe. Er erkannte, dass die Grenze zwischen Zorn und Leidenschaft leicht zu überschreiten wäre.
    „Ich hasse Euch!“, stieß sie hervor und schlug mit den Fäusten gegen seine harte Brust. „Ruth hatte recht. Ihr seid ein gefährlicher Mann, Ihr mit Eurem hübschen Gesicht, Euren honigsüßen Worten und Euren großartigen Versprechungen, die Ihr doch nicht zu halten beabsichtigt!“
    Jonathan schaute rasch zum Höhleneingang, denn er hatte Stimmen vom Strand her gehört. „Demaris, horcht! Sie kommen! Sagt ihnen, dass ich jetzt bei Euch mitmache und dass ich alles weiß. Ich gebe Euch meinen heiligen Schwur, dass ich

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