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Flagge im Sturm

Titel: Flagge im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarrett
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holländischer Sprache. Daniel und Seth Reed standen ein wenig abseits und beugten sich gegen den stürmischen Wind.
    „Es tut mir leid, dass ich Euch habe warten lassen, Kapitän vanVere.“ Demaris war etwas außer Atem geraten. „Ich befand mich in Newport, als ich von Eurer Ankunft hörte.“ Van Vere blickte an ihr vorbei zu Jonathan. Demaris’ Entschuldigung hörte er anscheinend gar nicht. Das Lachen und Scherzen der anderen Holländer hatte schlagartig geendet.
    Jonathan gab den prüfenden Blick der anderen gelassen zurück. Dass die Männer ihn so anstarrten, mochte nur daran liegen, weil er für sie ein Fremder war, der sie bei ihren ungesetzlichen Geschäften störte, oder auch daran, weil er eine so einschüchternde Erscheinung darstellte. Immerhin war er einen halben Kopf größer als alle anderen. Sein langes schwarzes Haar wehte im Wind, und sein Gesichtsausdruck war ernst und hart.
    Jonathan vermutete allerdings, dass die Leute ihn erkannten und dass sie durch ihn irgendwo, irgendwann einmal zu Schaden gekommen waren. Möglicherweise war einer von ihnen sogar für die Kugel in seinem Bein verantwortlich, und wenn er nicht aufpasste, waren sie vielleicht versucht, ihm heute Nacht den Rest zu geben.
    Demaris bekam von alledem nichts mit. „Dies ist Jonathan Sparhawk, Kapitän van Vere. Er hilft mir hier auf Nantasket bei meinen Abrechnungen.“
    Sie fand ihre eigene Erklärung ja selbst reichlich dumm, wie um alles in der Welt jedoch hätte sie seine Anwesenheit erklären sollen, wenn sie doch gar nicht genau wusste, was Jonathan hier wirklich vorhatte?
    „Ihr solltet Euch genau überlegen, mit wem Ihr Eure Geheimnisse teilt, kleine Witwe - besonders heutzutage.“ Van Vere blickte kurz zu Jonathan hinüber. „Ihr könntet Euch sonst den Teufel persönlich ins Haus holen und es erst merken, wenn es zu spät ist. “
    „Um es klarzustellen, Kapitän: Jonathan stammt aus Massachusetts, doch das berechtigt Euch nicht, ihn mit dem Teufel gleichzusetzen“, gab Demaris gereizt zurück. „Und wenn ich beschlossen habe, ihm zu vertrauen, dann dürft Ihr das ebenfalls tun.“ Sie hatte langsam wirklich genug von Männern, die sie ständig vor anderen Männern warnten. „Und jetzt - habt Ihr alles mitgebracht, was ich beim letzten Mal bestellt hatte? Mehr von dem kanarischen Wein, mehr von ... “
    „Nein, Mistress Allyn. Ich sagte Euch ja, dies sind harte Zeiten für Seeleute, harte Zeiten fürs Geschäft. Kanarischer Wein war nicht für Geld und gute Worte zu erhalten, was wir den Schuften verdanken, die sich kostenlos bedienen. “ Diesmal blickte er nicht zu Jonathan, doch die Pause sagte genug.
    „Alles, was ich Euch diesmal mitbringen kann, ist Madeira, und dafür solltet Ihr mir dankbar sein.“
    „Madeira! Ihr wisst doch genau, dass ich den hier nicht absetzen kann.“ .
    „Etwas anderes gibt es nun einmal nicht“, erklärte van Vere und strich sich unablässig die Enden seines blonden Schnurrbarts. „Sagt Euren Gentlemen, sie können Madeira haben, oder sie müssen Rum und Bier trinken wie alle anderen auch. Und nun lasst uns zusammenrechnen, was Ihr mir schuldet. Madeira erster Qualität, das macht fünfundsechzig Guineen.“
    „Fünfundsechzig Guineen für etwas, dass ich überhaupt nicht bestellt habe!“
    „Fünfundsechzig Guineen, das ist ein angemessener Preis, wie Ihr genau wisst. Kommt schon, Mistress, lasst etwas von Eurem Verstand sehen, den Euer Schöpfer Euch geschenkt hat. Alles ist bereits ordentlich auf Eurem Fuhrwerk verstaut, und ich habe keine Lust, Zeit an Land zu vertrödeln, schon gar nicht bei dem aufziehenden Wetter. Fünfundsechzig Guineen.“
    „Vierzig, van Vere“, ließ sich Jonathan vernehmen. „Vierzig Guineen, und Ihr könnt Euch glücklich schätzen, überhaupt so viel Geld zu bekommen.“
    „Vierzig?“, schrie Kapitän van Vere wütend. „Was hast du davon, du schwarzer Köter, wenn du deine Nase irgendwo hineinsteckst, wo sie nicht hingehört? Oder vielleicht ist es ja genau das! Deine Nase schnüffelt schon zwischen den Schenkeln der hübschen Witwe herum, was?“ Er ließ die Hand unter seine Weste gleiten.
    Aus dem Augenwinkel sah Demaris die schnelle Bewegung des dicken Knüppels, den Jonathan als Gehstock benutzte, die Spitze traf van Vere mitten in den Bauch. Der Kapitän klappte erst nach vorn über den Stock und flog dann rückwärts in den Sand. Er rollte sich auf die Seite und hielt sich stöhnend den Leib, während sich Jonathan über

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