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Flagge im Sturm

Titel: Flagge im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarrett
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schluckte. „Was ich weiß, oder was ich will, zählt nicht viel für Euch, nicht wahr?“
    „Verdammt, Demaris, was zum Teufel...?“
    „Bitte flucht nicht in meiner Gegenwart“, sagte sie mit einer Schärfe, die er nicht erwartet hatte. „Ich habe Euch schon einmal darum gebeten, ohne dass Ihr meine Bitte respektiert hättet.“
    „Spielt mir nicht die Rechtschaffene vor, Demaris.“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Zur Hölle auch, sie stritt ja nicht einmal wie andere Frauen! „Über den Punkt, wo Ihr mir fromme Predigten halten könnt wie ein Pfarrer, sind wir wahrlich längst hinaus.“
    Sie hob ihr Kinn ein wenig höher. Zwar wollte sie sich nicht des Hochmuts schuldig machen, doch sie wollte Jonathan auch nicht anflehen zu bleiben. „Euch stand es jederzeit frei zu gehen, wann immer Ihr wolltet. Ihr schuldet mir keine Rechtfertigung. Wenn Ihr morgen segelt, dann habt Ihr meinen Segen und meine guten Wünsche, und nichts weiter. Möge Gott mit Euch auf allen Euren Wegen sein und jedweden Schaden von Euch fernhalten. “
    Sie drehte sich um, wandte sich zum Haus, und jeder Schritt von ihr war ein Schritt fort von Jonathan. Leise schloss sie die Haustür hinter sich und lief dann die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. Jetzt verschleierten Tränen ihre Augen, und sie drückte sich die Hand auf den Mund, damit sie nicht noch laut zu weinen begann.
    An der Tür blieb sie einen Moment stehen und rang mit ihrem Elend. Sie hatte es also geschafft, vor Jonathan Haltung zu wahren, und sie hatte sich auch nicht durch Flehen erniedrigt. Und was hatte sie nun davon? Mit einem lauten Jammerschrei schleuderte sie das Kleiderbündel gegen die Wand.
    Die Strahlen der untergehenden Sonne fielen schräg durch die Fenster. Im Raum war es warm und stickig, und das schwere Trauergewand klebte ihr am Körper. Evelyns Zimmermagd hatte ihr heute Morgen beim Ankleiden geholfen, und jetzt musste sie sich allein damit abmühen, die Rückenverschnürung des Miederteils zu lösen.
    Unterdessen flog eine dicke Hummel hartnäckig wieder und wieder gegen das geschlossene Fenster. Sie hadert ge-nauso mit ihrem Schicksal wie ich, dachte Demaris. Immer noch an ihrem Gewand zerrend, riss sie das Fenster auf, und die Hummel schwirrte hinaus.
    Demaris gestattete sich einen vorsichtigen Blick in den Hof hinunter. Die Axt war da, ein Stapel neuer Schindeln ebenfalls, doch von Jonathan fehlte jede Spur. Also war er gegangen, genau wie angekündigt. Sie lehnte den Kopf an den Fensterrahmen, verschränkte die Arme fest vor der Brust und schloss die Augen, um die Tränen zurückzuhalten.
    Die Tür zu ihrem Zimmer wurde geräuschvoll aufgestoßen, und mit einem Mal schien Jonathan den ganzen Raum auszufüllen. Hastig richtete sich Demaris auf und hielt ihr aufgeschnürtes Mieder vor der Brust fest.
    „Ich lasse nicht zu, dass Ihr in dieser Sache das letzte Wort habt, Demaris!“ Jonathan war so zornig, dass er nicht stillzustehen vermochte. Er marschierte vor ihr auf und ab und gestikulierte dabei wild. „Ich will weder Eure verdammte Genehmigung noch Euren Segen oder welcher Quäkerunsinn das immer sein mag. Jawohl, ich gehe, doch nicht bevor ich Euch klargemacht habe, weshalb.“
    Demaris schnupfte die letzten Tränen fort. „Ich sagte Euch, dass das nicht erforderlich sei.“
    „Und ich sage Euch, es ist erforderlich.“ Wenigstens weint sie wie andere Frauen, dachte er mit einiger Genugtuung. Ihre Nase glänzte rot, das Haar hing ihr an den feuchten Wangen herab, und ihre Augen waren zwar rotgerändert, doch von einem noch nie dagewesenen Blau. Die Tränen hatten ihre Wimpern zusammengeklebt.
    „Erinnert Ihr Euch, dass Ihr mich einmal einen Piraten genannt habt, Demaris? Das war kein Versehen, denn in Eurem Herzen glaubtet Ihr das. Und Ihr hattet recht, denn ich bin tatsächlich ein Pirat, ein Mörder, ein Räuber, und auf mich wartet der Henker.“
    Unsicher senkte sie den Kopf. „Erinnert Ihr Euch wieder?“ „Nicht an alles, doch an genug“, erklärte er langsam. So, nun hatte er ihr die Wahrheit gesagt. „Heute traf ich einen Mann in Newport, der mich kannte und wusste, was ich getan habe. Er forderte von mir, dass ich es wieder tun sollte, und Gott helfe mir - ich hätte beinahe zugesagt.“
    Demaris zog die Brauen zusammen und schüttelte sich das
    Haar aus der Stirn. „Ich glaube Euch nicht, Jonathan.“
    Er blieb mitten im Schritt stehen. „Demaris, es kommt nicht darauf an, ob Ihr es glaubt oder nicht. Es ist die

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