Flagge im Sturm
Verlangen beschränkte sich nicht nur auf ihren Körper. Es ging viel weiter, als ihnen beiden bewusst war.
Demaris sah, wie er sie anschaute. Sein Blick war so intim wie eine Liebkosung; mit seinem Zorn jedoch hatte Jonathan das Recht verwirkt, sie so anzuschauen.
„Was soll ich Euch also sagen, Jonathan? Soll ich lügen wie Ihr und erklären, es sei mir vollkommen gleichgültig, ob Ihr bleibt oder geht? Ich glaube jedenfalls nicht, dass Ihr Nantasket heute Nacht wirklich verlassen wollt. Genauso wenig glaube ich, dass Ihr ein blutrünstiger Pirat seid, der hierhergekommen ist, um mir die Kehle durchzuschneiden.“
Er trat einen Schritt auf sie zu, und seine Stimme klang wie entferntes Donnergrollen. „Weshalb zum Teufel macht Ihr es uns beiden so schwer?“
„Weil ich Euch liebe, Jonathan Sparhawk. “ Sie zitterte vor Zorn und Abschiedsschmerz. Unwillkürlich schaute sie zu den hellen Narben unter seinem krausen dunklen Brusthaar hinunter. Sie hätte sich nie vorstellen können, so kühn mit einem Mann zu reden, besonders nicht mit einem Mann wie diesem. Jetzt stand jedoch zu viel auf dem Spiel, als dass sie hätte schweigen können.
„Wenn Ihr hierbleibt, werde ich Euch lieben, und wenn Ihr mit dem Hochwasser fortsegelt, werde ich Euch ebenfalls lieben. Ich vermag mich nicht dagegen zu wehren. Ihr könnt besser beurteilen als ich, ob das in Eurer sündigen Welt recht oder unrecht ist.“
Er betrachtete sie und konnte nicht glauben, was sie da gesagt hatte, obwohl er es zu gern geglaubt hätte. Wenn Demaris fähig war zu vergessen, was er einmal gewesen war, dann gelang es ihm vielleicht auch.
Er wusste natürlich, dass er sich an einen Strohhalm klammerte, doch war ein Posten als Maat auf einem kleinen Küstensegler zu vergleichen mit dem Versprechen der Liebe? Demaris hatte sein verwundetes Bein geheilt; wagte er es, herauszufinden, ob sie die Kraft besaß, auch seinen verwundeten Lebensmut zu heilen?
„Ist es also recht oder unrecht, Jonathan?“, fragte sie noch einmal. „Ihr müsst es mir sagen.“
„Zum Teufel damit! “ Er entriss ihr das zerknitterte Trauergewand, warf es beiseite, verschränkte seine Finger mit ihren und zog Demaris dicht zu sich heran. Sie hob zum Protest an, doch sein Mund brachte sie zum Schweigen. Berauscht von seinem Kuss schloss sie die Augen. Sie klammerte sich an seinen muskulösen Schultern fest, als er sie über seinen Arm nach hinten bog.
Im Augenblick fühlte sie nichts als Erleichterung, denn sie erkannte, dass er sie heute Nacht nicht verlassen würde. Das war ihr erster und auch ihr letzter Gedanke, denn jetzt nahm Jonathan ihren Mund ganz in Besitz, und sie vergaß alles bis auf die Empfindungen, die dieser Mann in ihr erweckte.
Er zerrte ungeduldig an der Verschnürung ihres Korsetts, bis das Band zerriss, und dann half sie ihm mit ihren Bewegungen, sie von dem Steifleinen und dem Fischbein zu befreien. Als Nächstes kamen die Unterröcke an die Reihe. Demaris selbst löste die einzelnen Gürtelbänder und ließ den Stoff dann über ihre Hüften auf den Boden gleiten.
Mit seinen heißen Lippen strich Jonathan an ihrem Nacken entlang, bis er zu ihrer weichen Halsbeuge gelangte. Demaris erschauderte lustvoll, nahm sein Gesicht zwischen die Hände und hob sich seinen Mund wieder an die Lippen.
Er ließ seine Hände von ihrer Taille zu ihren Hüften gleiten und hob sich Demaris entgegen. Als sie sich an ihn schmiegte, pressten sich ihre Brüste unter ihrem dünnen, fast durchsichtigen Leinenhemd an seinen Oberkörper. Jonathan fasste das zarte Untergewand beim Saum und zog es ihr über den Kopf und die Arme aus.
Vor Verblüffung stockte Demaris der Atem. Das Unterkleid hatte Eben ihr stets angelassen, und bis jetzt hatte sie sich noch keinem Mann vollkommen unbedeckt gezeigt. Doch es gab ja sehr viele Dinge, die sie zusammen mit Jonathan zum ersten Mal tat oder erlebte, und so ließ sie sich jetzt von ihm wieder in seine Arme ziehen und genoss das völlig neue Gefühl, wie sich ihre nackten Brüste gegen seinen rau behaarten Oberkörper rieben.
Sie schloss die Augen und legte ihre Wange an seine Schulter. Mit der Zunge kostete sie den Salzgeschmack seiner Haut. Jonathan stöhnte auf und schlang seine Arme fester um sie.
Er trug sie die zwei Schritte zu ihrem Bett. Demaris hörte, wie die Hornringe oben an der Gardinenstange entlangschrammten, als er den Bettvorhang zurückzog. Sie sank aufs Bett, und sogleich lag Jonathan über ihr. Er küsste sie
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