Flames 'n' Roses
was nachgedacht oder, na ja, eigentlich hab ich mir Sorgen gemacht. Wegen der Feen. Wie können die einen eigentlich finden? Ich meine, wenn zum Beispiel welche von den IBKP-Feen nach mir suchen würden, könnten die dann rauskriegen, wo ich bin?«
»Ich glaube nicht. Ich weiß, dass Feen Menschen immer dann finden können, wenn sie irgendeine besondere Verbindung zu ihnen haben, etwas, das ihnen gehört, zum Beispiel, oder einen Körperteil –«, er sah, wie ich entsetzt die Augen aufriss und lächelte, »wie eine Haarsträhne oder einen Finger oder Zeh. Und wenn man sie ruft, natürlich. Aber wenn du dich fragst, ob sie einfach wissen können, wo du bist – nein, das glaube ich nicht. Gut, sie haben ihre Wege, jemanden zu finden. Wenn sie zum Beispiel deinen vollen Namen kennen würden, dann wäre es ziemlich einfach.«
Ich runzelte die Stirn. Meinen vollen Namen kannte ja noch nicht mal ich selbst. Die IBKP ebenso wenig, da war ich mir ziemlich sicher, und Vivians Feen würden ihn auch nicht wissen. Doch da fiel mir wieder ein, was Reth gesagt hatte – dass er mir eines Tages meinen Namen sagen würde. Ein eiskalter Schauder lief mir zwischen den Schulterblättern herunter. Das musste der Grund dafür sein, warum er immer genau gewusst hatte, wo in der Zentrale ich mich gerade aufhielt. »Gibt es noch andere Möglichkeiten?«
»Wenn Feen einen wirklich finden wollen, dann können sie es wahrscheinlich auch. Und das heißt in deinem Fall, sie hätten es schon längst getan.« Er lächelte. »Glaub mir, ich habe mir in dieser Angelegenheit schon genug den Kopf für uns beide zerbrochen und ich denke nicht, dass wir das noch weiter tun müssen. Du bist hier sicher vor der IBKP.«
Ich nickte und wünschte, es wäre die IBKP, vor der ich mich fürchtete. Nein, ich hatte viel schlimmere Sorgen. Schnell schnappte ich mir eine neue Scheibe Brot und stopfte sie in meine Tasche. Ich wollte hierbleiben, wollte, dass mein schönes Leben hier ewig weiterging.
Aber irgendetwas sagte mir, dass ein Stückchen altes Brot dafür wohl nicht ausreichen würde.
Vorsicht, mein Make-up!
Gedankenversunken betrachtete Arianna mein Haar. Plötzlich fing sie an zu strahlen. »Ich hab’s! Weißt du noch, Cheyenne in der Folge mit dem Maskenball?«
»Oh, das ist perfekt! Du bist ein Genie!«
Sie schmunzelte selbstzufrieden. »Ich weiß. Das ist die beste Folge aller Zeiten.«
»Absolut.« Ich sah im Spiegel zu, wie Arianna meine Haare auf Heißwickler drehte. Ich hatte noch nie einen Vampir im Spiegel gesehen. Wie ich jetzt feststellen konnte, haben sie nämlich sehr wohl ein Spiegelbild, aber ähnlich wie in der Sonne, kommt ihr Cover dabei nicht ganz mit. Man kann zwar nicht direkt die Leiche darunter sehen, aber irgendwie merkt man, dass etwas nicht stimmt. Kein Wunder, dass sie Spiegel nicht besonders mögen; ich würde mich auch nicht so sehen wollen. Arianna jedenfalls vermied es aufzublicken und drehte sich immer wieder so, dass sie sich nicht selbst gegenüberstand.
Ich muss zugeben, dass mir beim Anblick ihrer Hände – ihrer Leichenhände unter dem Cover – in meinem Haar immer noch ein wenig unwohl war, aber ich gab mir wirklich Mühe, es zu ignorieren. Schließlich war das mittlerweile alles wesentlich komplizierter als früher. Meine Kontakte zu Vampiren beschränkten sich nicht mehr nur aufs Aufspüren, Schocken und Markieren. Jetzt grübelte ich über das philosophische Dilemma nach, in dem diese ungewollt unsterblichen Wesen steckten, auf ewig dazu verdammt, sich wie Parasiten an die Menschheit zu klammern, auch wenn ihnen selbst kaum noch ein Funke Menschlichkeit geblieben war. Mann, kein Wunder, dass sie Blut tranken.
Arianna nahm die Wickler aus meinem Haar, das mir nun in dicken, üppigen Locken über den Rücken fiel. Sie teilte auf einer Seite meines Gesichts eine schmale Partie ab, flocht einen Zopf daraus und steckte ihn mit einem strassbesetzten Spängchen fest. »Perfekt«, lächelte sie. Ich musste ihr zustimmen. Die Frisur war schlicht, aber sie brachte mein Haar zur Geltung, und das war definitiv einer meiner Vorzüge. »Du bist ja eine richtige Künstlerin.«
»Ja, ja, ich weiß. So, und jetzt schminken wir dich.« Dieser Mädchennachmittag mit Arianna erinnerte mich daran, wie sehr ich Lish vermisste. Sie hätte natürlich nicht richtig mitmachen können, so als Meerjungfrau unter Wasser, aber sie hätte sicher gern zugeguckt. Während Arianna großzügig dunklen Eyeliner auftrug und hin und
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