Flames 'n' Roses
nicht, dass das je passieren würde. Wenn ich als Paranormale eingestuft war, hatte die IBKP das Sagen über mich, und zwar komplett. Es war also nicht unbedingt so, als könnte ich einfach meine Kündigung einreichen.
Mein Kommunikator piepste. Mit der freien Hand zog ich ihn aus der Gürteltasche – Lends Hand würde ich sicher nicht loslassen. Seine Haut war wirklich das Coolste, was es gab. Warm und vollkommen glatt und weich. Ganz zu schweigen von dem glücklichen Kribbeln, das sie in mir auslöste. Das hatte allerdings keine paranormalen Ursachen.
Ich wandte meinen Blick dem Bildschirm zu. Es war Lish. »Was ist los?«
»Komm in die Datenverarbeitung. Es gibt Ärger. Raquel ist auf dem Weg zurück und der Vorstand kommt auch. Die sollten dich mit Lend nicht allein erwischen.«
»Ich komme sofort. Danke, Lish.« Ich steckte den Kommunikator wieder zurück. Lish passte wirklich gut auf mich auf.
»Ich weiß nicht, was los ist, aber Raquel und ein paar hohe Tiere sind unterwegs zur Zentrale. Ich sollte also nicht unbedingt hier sein, wenn sie kommen.«
Lend drückte kurz meine Hand (was mein Herz zu allerlei fröhlichen Sprüngen und Tanzen veranlasste) und ließ mich dann los. »Bis später.«
Ich hastete rüber zur Datenverarbeitung. Lish wirkte total aufgelöst.
»Was ist denn los?« Ihrem Gesichtsausdruck nach zu schließen, war etwas Schlimmes passiert; sie machte mir richtig Angst.
»Das Beobachtungs- und Unterbringungszentrum in Birmingham.«
»Wie? Was ist damit?«
»Alle Paranormalen dort sind tot.« Dieser Satz, gesprochen mit der Roboterstimme, bestürzte und erschreckte mich so sehr, dass ich gar nicht wusste, wie ich reagieren sollte.
»War … war es dasselbe Wesen?«
»Ja. Sie sind einfach tot, keine Spuren von Waffen oder von irgendetwas anderem, was sie umgebracht haben könnte.«
»Hat irgendwer was gesehen?«
»Nein. Das ist eine relativ kleine Einrichtung. Keiner der Menschen aus dem Zentrum dort hat etwas gesehen.«
Wenigstens etwas. Anscheinend hatte dieses Ding es nicht auf Menschen abgesehen. Ich war erleichtert, bis mir wieder einfiel, dass ich selbst vielleicht gar kein Mensch war. Nicht sehr beruhigend. »Sonst noch was?«
»Mehr Einzelheiten habe ich noch nicht. Wahrscheinlich wird es aber auf eine Komplettabriegelung hinauslaufen.«
»Was heißt das?«
Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete; ihr Blick huschte über die vielen Bildschirme, um die sie sich kümmerte. Ich sag’s euch, das Mädchen arbeitete echt für zwanzig.
»Das Protokoll sieht vor, dass alle unsere Posten im Außeneinsatz und aus den Nebengebäuden in die Zentrale gebracht werden. Wenn alle in Sicherheit sind, gehen wir in die Komplettabriegelung – keiner kommt rein, keiner kommt raus.«
»Oh. Wow.« Das klang ernst. »Wie lange noch bis dahin?«
»In zwei Stunden sollten wir alles gesichert haben.« Das musste man der IBKP lassen – für eine Behörde arbeitete sie echt effizient. »Und wie lange soll diese Abriegelung andauern?«
»Bis sie sicher sind, dass kein Risiko mehr besteht.«
»Aha. Ziemlich lange also.«
»Das lässt sich nicht sagen. Hier treffen ständig neue Informationen ein, ich muss wieder an die Arbeit.« Lish wandte sich ab und widmete sich einem ihrer vielen Bildschirme. Ich wünschte, sie wäre nicht hinter dieser Glasscheibe. Sie war meine beste Freundin, aber manchmal schien sie mir einfach so unerreichbar.
Ich drehte mich zur Seite, als der leuchtende Umriss einer Pforte auf der leeren Wand erschien. Raquel trat heraus, gefolgt von einer Fee.
Ich fragte mich, wann der Vorstand wohl ankommen würde. Ein paar von denen kannte ich noch von damals, als die IBKP offiziell gegründet wurde. Aber ich erinnerte mich kaum noch, nur daran, dass mir dauernd irgendwer den Kopf getätschelt hatte. Mann, wie hatte ich das gehasst.
Raquel sah aus, als wäre sie in den letzten paar Tagen um zehn Jahre gealtert. »Komplettabriegelung einleiten«, kommandierte sie, ohne Lish auch nur zuzunicken, Hallo zu sagen oder sich zu erkundigen, ob die Wassertemperatur heute angenehm war.
»Komplettabriegelung eingeleitet.« Lishs Hände flogen mit schnellen, präzisen Bewegungen hin und her.
»Ruf die anderen Feen«, sagte Raquel zu der Fee, die sie hergebracht hatte. Mit einem genervten Blick öffnete diese eine weitere Pforte und verschwand.
Schließlich bemerkte Raquel mich. »Ach, Evie. Du bist hier. Gut. Ich muss mit dir reden.«
»Ja, ich auch mit dir.«
Doch bevor ich meine
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