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Flames 'n' Roses

Flames 'n' Roses

Titel: Flames 'n' Roses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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kleine Rede vom Stapel lassen konnte, die, seit ich beschlossen hatte, mich für Lend einzusetzen, in meinem Kopf Gestalt angenommen hatte, zog sich eine leuchtende Linie über die Wand und ein großes, dunkles Tor öffnete sich. Feen traten heraus – mehr Feen, als ich je gesehen hatte. Mehr, als ich je in der IBKP vermutet hätte. Es waren mindestens hundert.
    Es war ein überwältigender Anblick. Eine Fee allein ist schon verstörend schön. Aber so viele auf einmal sind für die Augen wie eine Flutwelle – lähmend und unentrinnbar. Ich konnte mich kaum auf das konzentrieren, was Raquel zu ihnen sagte. Doch bei dem ganzen Feen-Overkill fiel mir noch etwas anderes auf, etwas, das ich noch nie gesehen hatte.
    Feenkleidung ist ganz ähnlich wie unsere, aber sie wirkt irgendwie immer älter, raffinierter und zugleich schlichter. Viele der männlichen Feen hatten ihre Hemden nicht zugeknöpft und standen mit nackter Brust da. (Das nenne ich übrigens mal freakig: weder Brustwarzen noch Bauchnabel.) Feen haben ja immer eine Art Schimmer, der sie umgibt, jetzt aber schien er sich zu einem leuchtenden Punkt verdichtet zu haben – genau da, wo ich ihre Herzen vermutete. Keine dramatische Veränderung oder so, aber irgendwas war definitiv anders. Ich hoffte nur, dass es nichts mit meinem eigenen glühenden Herzen zu tun hatte.
    Dann sah ich mir ihre Gesichter an. Die meisten wirkten nur gelangweilt und genervt, typisch Fee eben. Aber einige von ihnen – und die standen in einer Gruppe – hatten so ein verschlagenes Glitzern in den Augen, als fänden sie das ganze Theater insgeheim total amüsant. Dieses Glitzern machte mir Sorgen; etwas, das eine Fee so belustigte, konnte nichts Gutes bedeuten. Und dann traf mein Blick auf Reths. Er stand nicht bei der Gruppe, aber sein Lächeln war das breiteste von allen.
    Am liebsten wäre ich sofort gegangen. Von all diesen Feen wurde mir ganz schwindelig. Ich bemühte mich nach Kräften, Reths Starren zu ignorieren, und wartete ab, bis Raquel ihre Instruktionen losgeworden war und die Feen sich aufmachten, um die ihnen zugeteilten Gruppen abzuholen.
    »Raquel, ich muss mit dir reden.«
    Sie drehte sich zu mir um und sah mich eindringlich an. »Ja. Ich möchte, dass du mir alles erzählst, was du über Lend weißt.«
    »Wieso?«
    »Weil der Vorstand auf dem Weg ist. Und Lend ist unser einziger Anknüpfungspunkt zu dem, was gerade passiert.«
    »Aber das ist doch Blödsinn! Das hört sich ja so an, als hätte er was damit zu tun. Er ist keine Verbindung, sondern eine Informationsquelle.«
    »Ich fürchte, das sehen wir ein bisschen anders. Was hat er dir erzählt?«
    Ich verschränkte die Arme und sah sie finster an. »Wie kommst du darauf, dass er mir überhaupt etwas erzählt hat? Und selbst wenn, warum sollte ich es dir sagen?«
    Ihre Stimme klang gefährlich ruhig. »Du wirst es mir sagen, weil das dein Job ist.«
    »Mein Job? Ich bin sechzehn! Ich habe um nichts von alldem gebeten! Und außerdem, warum lasst ihr mich hier eigentlich ohne Fußfessel herumspringen, während er noch nicht mal aus seiner Zelle rausdarf? Wenn ihr alle ein bisschen weniger Panik vor ihm hättet und ihn freilassen würdet, könnten wir mit ihm und seinen Leuten zusammenarbeiten und es vielleicht sogar schaffen, dem Ganzen hier ein Ende zu machen!«
    »Du weißt genau, dass das nicht geht. Es verstößt gegen die Satzung, einen nichtklassifizierten Paranormalen ohne Fußfessel freizulassen.«
    »Und was zum Teufel bin ich dann? Was? Du kannst dich doch jetzt nicht ernsthaft hier hinstellen und mir weismachen wollen, dass Lend automatisch der Feind ist, weil er ein unbekannter Paranormaler ist, während ich selbst als Stufe sieben klassifiziert bin, verdammt!«
    Ihre Gesichtszüge wurden weicher. »Bitte, sag so etwas nicht. Nicht jetzt. Ich habe lange und hart daran gearbeitet, dass der Vorstand dich nicht als Paranormale, sondern als Mädchen mit einer ungewöhnlichen Fähigkeit sieht. Wir können Lend nicht helfen, Liebes, zumindest nicht im Moment.«
    Tränen der Wut schossen mir in die Augen. »Nenn mich nicht Liebes. Ich bin nicht deine Tochter. Ich bin deine Angestellte. «
    Ihre dunklen Augen weiteten sich bestürzt, doch dann verhärtete sich ihr Gesichtsausdruck sofort wieder. »Wenn du uns mit Lend nicht helfen willst, wirst du wohl auf dein Zimmer gehen müssen.«
    Ein bitteres Lachen entfuhr mir. »Na toll, jetzt hab ich auch noch Hausarrest.« Ich konnte nicht glauben, wie blöd ich

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