Flames 'n' Roses
Feuermädchen erinnern würden – und schlüpfte aus meinem Top. Ich wollte es am liebsten gar nicht sehen, aber selbst im grellen Badezimmerlicht strahlte mein Handgelenk wie ein Leuchtfeuer, heller denn je. Um meine Brust nicht anschauen zu müssen, zerrte ich mir hastig Lends weiches T-Shirt über den Kopf. Dann schälte ich mich aus meinen Leggings und tupfte das Blut an meinem Bein ab, so gut es ging, damit ich Lends Shorts beim Anziehen nicht beschmierte. Zu meinem Entsetzen bemerkte ich dabei, dass ich wohl vergessen hatte, mir die Beine zu rasieren, sodass sie nicht nur käseweiß und zu dürr, sondern auch ziemlich stoppelig aus den Hosenbeinen hervorragten.
Dass ich mir Sorgen machte, was Lend wohl von meinen Beinen hielt, war wohl das Absurdeste, was es überhaupt gab. Ich hatte gerade meine beste Freundin verloren, war nur knapp einer brennenden Psychotussi entkommen, die mir das Leben aussaugen wollte, hatte Hochverrat begangen und den Jungen, den ich mochte, der Gefahr ausgesetzt, von einer durchgeknallten Fee umgebracht zu werden. Was waren im Vergleich dazu schon unrasierte Beine? Ich fing gleichzeitig an zu lachen und zu weinen, ein hilfloses, keuchendes Durcheinander, das mir Kopfschmerzen verursachte.
Lend klopfte an die Tür. »Alles in Ordnung da drin?«
Ich holte tief Luft und versuchte mich zu beruhigen. Dann raffte ich das Hosenbein über der Wunde hoch und machte die Tür auf. »Alles okay.« Ich schniefte noch ein bisschen, aber das richtige Schluchzen konnte ich zurückhalten.
»Komm mit hier rein.« Lend legte mir den Arm um die Schultern und führte mich in eine hell erleuchtete Küche, die in einem warmen Gelbton gestrichen war. Ich setzte mich auf einen Stuhl und sein Dad kniete sich daneben, um mein Bein mit einem warmen Tuch sauber zu machen.
»Ich bin übrigens David.«
»Evie«, stellte ich mich vor.
Nachdem er das Blut weggewischt hatte, strich er irgendein Zeug auf die Wunde, das ziemlich brannte. Ich sog zischend die Luft ein.
»Tut mir leid, das muss sein, es soll sich ja nicht entzünden. Jetzt pikst es gleich ein paarmal, ich betäube die Stelle ein bisschen, bevor ich anfange zu nähen.« Ich gab mir Mühe, nicht zusammenzuzucken, und konzentrierte mich aufs Stillhalten.
»Wo bist du denn gewesen?«, fragte er und ich sah verwundert auf. Wieso fragte er mich das?
Lend antwortete. »Das ist eine lange Geschichte.«
»Dann fang am besten gleich an.« Sein Dad … äh … David beugte sich immer noch über mein Bein, aber sein Gesicht hatte einen entschlossenen Zug angenommen.
Lend seufzte. »Ich bin in die Zentrale der IBKP eingebrochen.«
Entsetzt sah sein Dad mitten in einem Stich auf. »Du bist was?«
Ich war mindestens genauso verwirrt. Bis jetzt hatte es immer so geklungen, als wäre Lend dort hingeschickt worden.
»Ich musste es tun!«
»Ich –« David stöhnte und schloss kopfschüttelnd die Augen. »Ich glaube, wir warten damit doch besser, bis ich hier fertig bin.« Er widmete sich wieder meinem Bein, vernähte die Wunde zu Ende und klebte eine Mullkompresse darauf. Dann stand er auf, verstaute seine Utensilien, verschränkte die Arme und sah Lend finster an. »So, und jetzt fängst du gefälligst von vorne an und erzählst mir die ganze Geschichte bis zum Ende – und wie das aussieht, kann ich dir jetzt schon verraten: Hausarrest bis an dein Lebensende.«
Lend ließ den Kopf hängen. »Ich habe gehört … ich habe irgendwie bei eurer Besprechung zugehört und da hast du gesagt, die Antwort läge bei der IBKP, in der Zentrale. Ich wusste, dass das kein anderer machen konnte außer mir. Ich dachte, ich könnte es. Also bin ich zu einem Friedhof gegangen, hab mich in einen Zombie verwandelt und bin da ein bisschen rumgeschlurft. Hat zwar ein paar Tage gedauert, aber schließlich ist doch eine Agentin aufgetaucht. Also hab ich ihr, äh, einen Schlag ins Gesicht verpasst …« Er wirkte ziemlich beschämt bei diesem Geständnis. »… und ihre Gestalt angenommen. Dann hab ich um Abholung gebeten. Als die Fee kam, bin ich mit ihr mitgegangen. So bin ich in die Zentrale reingekommen und dann bin ich direkt in die Leiterin reingerannt.«
»Raquel?«, fragte David. Überrascht sah ich ihn an. Woher kannte er sie denn?
Lend nickte. »Ich habe ihr ihren Kommunikator und ihr Gesicht geklaut und irgendwie ihr Büro gefunden. Ich war gerade auf der Suche nach Informationen, als … ich erwischt wurde.«
Davids Augen weiteten sich und sein Blick wanderte zu
Weitere Kostenlose Bücher