Flames 'n' Roses
»Na ja, jetzt wissen wir zumindest, wonach wir suchen. Oder wenigstens, wie sie aussieht. Keine Ahnung, was genau sie ist. «
Ich wusste nicht, ob er von mir oder dem Feuermädchen sprach. »Ich bin nicht … Du musst mir glauben. Ich bin nicht so wie sie, was immer sie auch sein mag. Sie ist schrecklich und sie hat … sie hat meine beste Freundin umgebracht.« Meine Stimme versagte. Sie hatte mir Lish weggenommen, hatte sie der Welt geraubt. Am liebsten hätte ich nie mehr an diese schreckliche Kreatur gedacht und ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass mich Lends Dad verdächtigte, irgendwie mit ihr im Bunde zu stehen.
»Heute Abend ist sie in die Zentrale eingedrungen.« Lend legte mir den Arm um die Schultern. Ich kann gar nicht beschreiben, wie dankbar ich ihm für diese Geste war. Er glaubte mir, egal was war. Und als ich wieder aufsah, erkannte ich, dass David es auch tat. Seine Augen wirkten wieder viel freundlicher und sanfter. »Sie muss das alles genau geplant haben, denn alle Paranormalen waren dort versammelt und die Werwölfe haben geschlafen, mit denen hätte sie also leichtes Spiel gehabt. Wir sind gerade so entkommen. Ich muss mit Mom reden und ihr erzählen, was wir gesehen haben.«
Wieder mal war ich überrascht. Wieso hatte ich eigentlich angenommen, er hätte keine Eltern? Vielleicht war er ja adoptiert; so jemand wie Lend war bestimmt kein Zufallsprodukt. Und sein Dad musste die ABKP ungefähr zu dem Zeitpunkt verlassen haben, als Lend geboren wurde. Darüber musste ich definitiv noch mehr in Erfahrung bringen.
»Heute kannst du sie nicht mehr besuchen, es ist zu kalt«, entgegnete David, was mich noch mehr verwirrte.
»Evie? Alles in Ordnung?«
Ich hatte angefangen zu zittern. »Ich friere«, sagte ich und versuchte, meine Zähne vom Klappern abzuhalten. Abgesehen davon war ich ziemlich überfordert und zum Umfallen müde.
David stand auf. »Ich gebe dir lieber mal was für dein Bein; wenn die Betäubung nachlässt, wird es ziemlich wehtun. Wenn du möchtest, bekommst du ein Schmerzmittel, das dir auch beim Einschlafen hilft. Okay?«
»Ja, danke.« Ich freute mich nicht gerade darauf, einzuschlafen. Da war es mir nur recht, wenn ich richtig abschalten, die Realität einfach ausblenden konnte.
Lends Dad kramte in einem Schrank und kam mit ein paar Tabletten und einem Glas Wasser zurück. Ich spülte gleich alles runter; was mich anging, konnte die Wirkung gar nicht schnell genug eintreten.
»Wo bringen wir sie denn unter?«, fragte David. »Die Gästezimmer sind heute besetzt.«
»Oh, okay. Dann kann sie ja in meinem Zimmer schlafen. Ich leg mich auf die Couch.«
»Ach was, ich kann doch auf der Couch schlafen.« Ich wollte ihnen nicht noch mehr zur Last fallen, als ich es sowieso schon tat.
»Wer Lend das Leben rettet und ihn aus der Zentrale befreit, hat auch ein Bett verdient«, erwiderte David lächelnd.
»Ich bring dich rauf und geb dir noch ein Sweatshirt, dann frierst du nicht so.«
»Danke.«
»Du kommst aber gleich wieder runter, junger Mann. Wir haben noch einiges zu bereden.«
Lend unterdrückte einen Seufzer und nickte.
Das Telefon klingelte. David ging ran. »Er ist zu Hause.« Er klang erleichtert. »Alles in Ordnung. Wir haben auch ein paar neue Informationen.« Ob das Lends Mutter war?
Ich stand auf und ging mit Lend die Treppe rauf. Wir kamen an zwei Türen vorbei, die beide mit dicken Schlössern verriegelt waren – und zwar von außen. Besorgt, dass seine Tür ebenfalls über dieses schicke kleine Sicherheitsextra verfügte, folgte ich ihm und war erleichtert, als er schließlich stehen blieb und eine vollkommen schlossfreie Tür öffnete.
»Oje«, sagte er und hob schnell ein paar Sachen vom Boden auf. »Tut mir leid, hier war noch nie ein Mädchen drin.« Er grinste verschämt und stopfte die Sachen in eine Schublade.
Ich lächelte so strahlend, wie ich konnte, so fertig, wie ich war. »Und ich war noch nie bei einem Jungen im Zimmer, also gleicht sich das wieder aus.«
Das Zimmer war toll, mit lauter Zeichnungen und Bandpostern an den hellblau gestrichenen Wänden. Am liebsten hätte ich einfach nur dagestanden und mir angeguckt, was sein Zimmer über ihn verriet. So brauchte ich wenigstens nicht nachzudenken oder allein zu sein.
»Hier, was zum Überziehen.« Er zog einen dunkelgrünen Kapuzenpulli aus seinem chaotischen Schrank. Ich zog ihn sofort an; es war eine Erleichterung, mein Handgelenk wieder bedeckt zu sehen. Außerdem roch er nach
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