Flames 'n' Roses
boxte ich ihr so fest gegen die Schulter, dass sie fast umkippte. »Du blöde Kuh! Was soll der Mist?«
David seufzte. »Das war wirklich daneben, Arianna.«
Am Tisch hatte Stacey das Gesicht an Lukes Brust vergraben. Sie weinte und Luke sah so aus, als würde er Arianna am liebsten die Kehle aufschlitzen.
»Ach, reg dich ab«, sagte sie und lachte. »Das war total cool, gib’s zu. Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen – hast du ernsthaft gedacht, du hättest mich umgebracht?«
»Ja, und jetzt wünschte ich, es wäre tatsächlich so.« Wütend starrte ich sie an. Nun bekam ich diesen blöden Traum wieder nicht aus dem Kopf und musste ständig an Vivian, das Feuermädchen, denken.
»Hey, guten Morgen.« Lend kam in die Küche und blieb stehen, als er unsere Gesichter sah. »Hab ich was verpasst?«
»Bloß Ariannas tolle Comedyshow«, murmelte ich und setzte mich wieder, um weiter meine Cornflakes zu löffeln.
»Evie hat uns gezeigt, wie dieses Wesen die Paranormalen tötet, und Arianna meinte, sie müsste das Ganze noch etwas dramatischer gestalten«, fügte sein Vater trocken hinzu.
»Das war so super«, sagte Arianna, die sich endlich wieder halbwegs einzukriegen schien.
»Was ist mit dem Gedicht?«, fragte Lend. »Habt ihr schon was rausgefunden?«
David schüttelte den Kopf. »Nein, nein, du hast offizielles Zuhörverbot! Du darfst noch nicht mal darüber nachdenken. Denk noch nicht mal daran, daran zu denken, klar?«
»Aber ich –«
»Nein. Ich mein’s ernst. Das Gleiche gilt für Evie. Das hier ist nicht mehr euer Problem.«
Schmollend nahm Lend sich eine Schüssel Cornflakes und setzte sich zu mir.
Ehrlich gesagt hatte ich so lange unter Druck gestanden, dass es eine Erleichterung war, jetzt mal die Verantwortung an die Erwachsenen abzugeben. Ich für meinen Teil wollte gar nicht mehr an Feen oder verrückte brennende Mädchen denken und würde mich definitiv an Davids Regeln halten. Es wurde Zeit, dass ich einfach nur mal sechzehn sein durfte.
Mit einem Anflug schlechten Gewissens verbannte ich das Bild von Lishs leblosem Körper aus meinen Gedanken. Dieser Kampf war nicht mehr meiner. Ich hatte bereits meinen Teil beigetragen.
»Bist du so weit?«, fragte Lend.
»Klar.« Und ob ich so weit war. Immer her mit der Ablenkung. »Sind da viele Paranormale an der Schule? Vampire?«
Arianna schnaubte verächtlich. »Warum bitte schön sollte ein Vampir denn zur Highschool gehen?«
»Super, dann muss ich mich ja heute nicht mehr mit dir rumschlagen. Die Highschool gefällt mir jetzt schon.«
»Ihr müsst los«, mahnte David mit einem Blick auf die Uhr.
Beinahe hüpfend folgte ich Lend zum Auto.
An einem lang gezogenen Backsteingebäude bogen wir ab und parkten auf einem überfüllten Parkplatz. Ungeduldig sprang ich aus dem Auto, während Lend noch seinen Rucksack und seine Bücher zusammensuchte.
»Zuerst müssen wir ins Sekretariat und dich anmelden.«
Wir traten durch eine gläserne Doppeltür, hinter der uns ein paar gut gelaunte Bürodamen begrüßten. Lend schenkte ihnen ein gewinnendes Lächeln. »Ich wollte Ihnen meine Entschuldigung bringen, weil ich gefehlt habe. Und ich habe jemanden mitgebracht. Ich glaube, mein Dad hat Sie deswegen schon angerufen.«
»Oh ja, das hat er«, antwortete eine der Damen, eine rundliche Frau mit kurzen roten Locken. »Warst du krank, Schätzchen?«
»Ja. War ziemlich schlimm.« Lend reichte ihr einen Zettel. Sie warf einen Blick darauf und gab etwas in ihren Computer ein. Dann gab sie mir einen Besucherausweis, den ich etwas unwillig an meinen T-Shirtsaum klemmte. Wie uncool.
»In Ordnung, das wär’s.«
»Danke.«
In meinem Bauch wuselten plötzlich Hunderte von Schmetterlingen, als wir in den Hauptflur einbogen. Es war der Wahnsinn. Im Ernst, einfach unglaublich. Gut, die Schule war ein bisschen herunterkommen und schäbig, aber die Schüler! Überall Teenager! Herrlich normale Teenager, die von nichts eine Ahnung hatten. So vielen auf einmal war ich noch nie begegnet. Lend und ich reihten uns in den Verkehr ein und gingen den Flur hinunter. Und niemand bemerkte oder interessierte sich für uns. Es wurde gerempelt, laut Hallo gerufen und Beleidigungen in einem Slang ausgetauscht, den ich noch nie gehört hatte, aber am liebsten sofort ausprobiert hätte. Und ich war mittendrin.
Ich war normal! Ich war im Himmel!
Wir bogen in einen Seitengang ab und Lend blieb stehen und streckte dramatisch die Hände aus. »Ich präsentiere –
Weitere Kostenlose Bücher