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Flames 'n' Roses

Flames 'n' Roses

Titel: Flames 'n' Roses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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meinen Spind.«
    Er war in einem kränklichen Blaugrün gestrichen, das an den Ecken schon abblätterte und den Blick auf den früheren beigefarbenen Anstrich freigab. Ich legte die Hand auf das kalte Metall.
    »Und, ist er so, wie du ihn dir vorgestellt hast?«, fragte Lend.
    »Ein Traum wird wahr«, flüsterte ich und prustete dann heraus vor Lachen. »Mal ehrlich jetzt, das ist alles sooo toll hier! Ich kann’s überhaupt nicht fassen, dass du jeden Tag hierher darfst!«
    »Komisch, die meisten hier, mich eingeschlossen, würden sich genau das Gegenteil wünschen.«
    »Ja, weil ihr keine Ahnung habt, wie schön Normalität ist. Also dann.« Ich stemmte die Hände in die Hüften und sah mich um. »Meinen Easton Heights- Studienzufolge müsste es irgendwann heute eine Prügelei wegen eines Mädchens geben, woraufhin dann ein tränenreicher Zickenkrieg in der Damentoilette ausbricht. Da halte ich wohl besser die Augen offen, oder? Und was noch wichtiger ist: Stürze ich mich auch in den Zickenkrieg oder gucke ich nur zu?«
    Lend lachte. »Äh, ja, ist relativ unwahrscheinlich, dass das passiert. Wir haben jetzt Unterricht, dann essen wir zu Mittag, danach noch mehr Unterricht, und bis dahin hast auch du kapiert, dass Highschool einfach sterbenslangweilig ist.«
    »Niemals«, erwiderte ich grinsend. »Ich find’s jetzt schon super hier.«
     
    Am Ende eines der schönsten Tage in meinem Leben saßen wir im Auto und warteten darauf, dass sich die Schlange auf dem Parkplatz vorwärtsbewegte.
    »Und, wie hat’s dir gefallen?«, fragte Lend.
    »Mal sehen.« Nachdenklich runzelte ich die Stirn. »Geschichte ist langweilig – aber das wusste ich schon. Manche Fächer sind echt ein Witz – das war eine nette Überraschung. Auch normale Menschen können seltsam sein – das hatte ich mir auch schon gedacht. Keine fiesen Kreaturen, die ich mit Tasey überwältigen musste – das ist immer positiv. Fazit: Highschool ist ziemlich cool.« Und das war wirklich so. Ich hatte sogar mit in den Kunstunterricht gedurft. Der Lehrer wollte, dass ich mich vor die ganze Klasse stellte, damit die mich zeichnen konnten, was fast noch schlimmer war als ein Zimmer voller Vampire. Bei denen wusste man wenigstens, was in ihren Köpfen vorging.
    Als wir vom Parkplatz fuhren, sah ich in einer Ecke ein Schild, auf dem die Schüler aufgefordert wurden, sich als freiwillige Helfer für den Abschlussball zu melden. »Hattet ihr euren Abschlussball noch gar nicht?«
    »Oh. Ähm, nein.« Lend war plötzlich sehr still und hampelte nervös auf seinem Sitz herum.
    So ein Mist – sicher dachte er jetzt, das wäre ein Wink, dass er mich gefälligst dazu einladen sollte, und das war ihm unangenehm, weil er gar nicht wollte. Die halbe Heimfahrt über sagte keiner ein Wort. Unser schöner Tag war ruiniert. Bravo, Evie.
    »Also«, sagte er schließlich, »willst du … ich meine, so toll wird das sicher nicht, aber willst du vielleicht hingehen zum Abschlussball? Mit mir?«
    »Im Ernst?«
    Er zuckte mit den Schultern und wandte den Blick nicht von der Straße. »Du musst wirklich nicht, ich dachte nur, vielleicht –«
    »Ja! Sehr gern! Super! Ich meine, wird doch vielleicht ganz lustig, oder?« Ich hätte ganze Eisblöcke schmelzen können, so sehr strahlte ich. Auf Lends Gesicht erschien langsam auch ein Lächeln und erst da merkte ich, wie nervös er vorher ausgesehen hatte. Kein Wunder, dass er so still gewesen war!
    »Cool. Das wird bestimmt lustig.«
    Der restliche Nachmittag ging schnell vorbei. Jedes Mal, wenn ich an den Abschlussball dachte, fühlte ich mich wie beschwipst, so unwirklich kam mir das alles vor. Das konnte doch nicht mein Leben sein. Mann, war das aufregend! Ich würde tatsächlich zum Abschlussball gehen – mit Lend.

Weinende Wölfe
    Das Abendessen war eine etwas unbehagliche Angelegenheit. Schließlich war ich seit Jahren nicht mehr bei einem richtigen Familienessen gewesen. In der Zentrale hatten manchmal Raquel oder Charlotte mit mir gegessen und ansonsten hatte ich meinen Teller meistens mit ins Datenverarbeitungszentrum genommen, aber es war ja auch nicht gerade so, als hätte Lish sich zu mir setzen können.
    Bloß jetzt nicht weinen. Bloß nicht an Lish denken.
    Stacey und Luke saßen am anderen Ende des Tischs, und jedes Mal, wenn ich aufsah, fing ich den Blick von Stacey auf, der irgendwo zwischen vollkommen verängstigt und rasend vor Wut lag. Ich dagegen konnte den beiden kaum in die Augen sehen, jetzt, wo ich wusste,

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