Flames 'n' Roses
was mit ihnen passiert wäre, wenn die IBKP sie erwischt hätte.
David war während des Essens die ganze Zeit nebenan und telefonierte. Er kam erst rein, als wir fast fertig waren. Mit einem müden, aber erleichterten Lächeln ließ er sich auf einen Stuhl fallen. Er wandte sich mir zu. »Wir haben’s geschafft.«
»Was denn?«, fragte ich.
»Ich wollte nichts sagen, bis alle in Sicherheit sind, aber dein Tipp mit Kanada war alles, was wir brauchten. Ich habe einen alten Freund, der bei der KÜP arbeitet, der Kanadischen Überwachung Paranormaler. Die haben sich immer etwas von der IBKP abgegrenzt, weil sie nicht ganz einverstanden damit waren, dass eine internationale Organisation die Rechte ihrer Bürger beschneidet. Mein Freund dort beobachtet die Aktivitäten der IBKP schon länger und mit deiner Hilfe konnte er die Werwölfe alle finden.«
Ich ließ mich auf meinem Stuhl nach hinten sinken. »Alle, wirklich? Und die Fußfesseln, haben sie die abgekriegt?«
David nickte zufrieden.
Staceys Augen hatten sich geweitet; ich konnte ihren Gesichtsausdruck nicht recht deuten.
»Wo sollen sie denn jetzt hin?« Ihr altes Leben konnten sie kaum wieder aufnehmen, die IBKP führte Akten über jeden Einzelnen. Da würden sie in null Komma nichts wieder einkassiert werden.
»Ein paar von ihnen kann mein Freund bei der KÜP einschleusen, so sind sie direkt vor der Nase der IBKP versteckt. Und ein ganzer Bus ist eben hier in der Stadt eingetroffen, denen besorgen wir eine neue Identität und helfen ihnen, sich irgendwo anzusiedeln.«
»Hier?«, flüsterte Stacey. »Was ist mit –?«
Es klingelte an der Tür. Stacey drehte sich um, ihr Gesicht kreideweiß.
Lend guckte verwirrt, doch er stand auf und ging die Tür aufmachen. Nach ein paar Sekunden kam er zurück. Mit Charlotte.
»Charlotte!«, rief ich entgeistert.
Stacey stand auf und brach in Tränen aus. Sie schlang die Arme um Charlottes Hals.
»Es tut mir leid!«, schluchzte Stacey und vergrub ihr Gesicht an Charlottes Schulter. »Ich hätte das damals nicht sagen dürfen … Ich hätte nie … Es tut mir so leid.«
Auch das Gesicht meiner Lehrerin war tränenüberströmt. Sie zog Stacey dichter an sich und strich ihr übers Haar. »Ist ja gut. Wirklich, ist schon gut. Mir tut’s auch leid.«
Und dann fiel bei mir der Groschen, warum Stacey mir die ganze Zeit so bekannt vorgekommen war. Das war also das Familienmitglied, das von Charlotte angegriffen worden war, weswegen sie sich so schuldig gefühlt hatte, dass sie sich das Leben hatte nehmen wollen.
David und Arianna standen auf und Lend und ich folgten ihnen nach draußen, damit die beiden Schwestern ein bisschen ungestört sein konnten. Mein schlechtes Gewissen nagte an mir. Natürlich wusste ich, dass es nicht meine Schuld war. Ich konnte nichts dafür, dass Charlotte zu einem Monster geworden war oder dass sie ihre Schwester gebissen hatte. Nicht ich war es gewesen, die die beiden getrennt hatte, gerade dann, als sie einander am meisten gebraucht hätten. Aber ich hatte die IBKP bei alldem unterstützt.
»Und, was gibt’s sonst Neues?«, fragte Arianna, als wir auf der Veranda standen, und steckte sich eine Zigarette an.
»Du weißt ganz genau, dass ich es nicht gut finde, wenn du rauchst«, tadelte David sie stirnrunzelnd.
»Weil es mich umbringen könnte, was?«, entgegnete sie mit einem sarkastischen Grinsen, machte die Zigarette aber aus.
David seufzte. »Ich habe keine guten Neuigkeiten. Die IBKP hat ein weiteres Zentrum verloren.«
»Welches?«, fragte ich mit vor Angst zugeschnürter Kehle.
»Bukarest.«
Bukarest, also vor allem Vampire. Ich wollte schon aufatmen, dann aber fühlte ich mich noch schlechter. Wäre ich auch so erleichtert, wenn sich Arianna unter den Opfern befinden würde?
»Wenigstens ist das weit weg«, murmelte sie.
»Die Angriffe werden immer schlimmer. Ich muss so viele Paranormale wegschicken wie möglich. So eine hohe Dichte, wie wir sie hier haben – das ist einfach nicht mehr sicher. Wir wissen ja noch nicht mal, wie sie diese Orte überhaupt aufspürt, darum dürfen wir kein Risiko eingehen.«
»Was ist mit denen, die hierbleiben?«, wollte Lend wissen.
»Das regeln wir schon. Scheint fast, als hätte sie besonders die IBKP im Visier, vielleicht interessiert sie sich also gar nicht so für uns. In der Zwischenzeit schmuggeln meine Kontakte so viele markierte Paranormale raus wie möglich und wir schleusen sie dann durch unser Netzwerk, um die Spuren zu
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