Flames 'n' Roses
erklärt?«
»Wer?« Mittlerweile schrie ich fast. Die Unterhaltung mit ihr war aber auch dermaßen frustrierend und noch dazu zehrte die Verlockung der Flammen hinter ihr ganz schön an meinen Nerven. Ich wollte diese lodernde Wärme für mich haben.
»Kein Wunder, dass du so durch den Wind bist. Haben deine Feen dich etwa als Baby irgendwo liegen lassen oder was?« Als sie meinen verständnislosen Blick sah, fing sie an zu lachen. »Im Ernst jetzt? Oh Mann, das ist doch echt der Hammer. Typisch Feen, diese Idioten. Da will der Hof mich in so einem Mega-Action-Showdown gegen dich antreten lassen und du hast keine Ahnung von gar nichts.«
»Ich dachte, du kennst gar keine Feen.«
»Nein, ich habe nur gesagt, dass ich noch keine Feenseele probiert habe. Die lassen nicht zu, dass ich sie berühre – so doof sind sie nun auch wieder nicht. Aber egal, wen interessieren die überhaupt? Ständig wollen sie sich einmischen und alles so drehen, dass auch bloß ihre dämlichen kleinen Gedichte dazu passen. Du und ich, das ist es, was wirklich zählt. Scheiß auf die Feen, wir sind eine Familie.« Ihr Lächeln war liebevoll, aber auch ein kleines bisschen irre.
Wovon redete sie überhaupt? War sie wirklich von Feen aufgezogen worden? Und warum hörten ihre blöden Flammen nicht endlich auf, vor mir rumzutanzen und mich zu hypnotisieren?
»Ich weiß nicht.« Ich schloss die Augen. »Ich kapier gar nichts von dem, was du da sagst. Und was du machst, gefällt mir auch nicht.«
»Ach, werd erwachsen, Evie. Wenn du am Leben bleiben willst, solltest du es besser langsam mal kapieren.«
»Heißt das, du willst mich umbringen?« Ich öffnete die Augen wieder und starrte sie an.
»Nein, du Dummerchen. Aber du bringst dich noch selbst um, wenn du es nicht bald schnallst. Ich gehe jetzt, mir wird das hier zu langweilig. Aber guck mal auf deinen Kommunikator und dann ruf mich an. Und beim nächsten Treffen sind wir beide wach, klar?« Sie lächelte mir zu und die goldenen Flammen fuhren wieder in ihren Körper. Ich hielt mir die Hände vor die Augen, in denen plötzlich Tränen standen. Weil die Flammen so grell leuchteten oder weil ich mir wünschte, sie würden bei mir bleiben und mich wärmen – ich wusste es nicht.
»Evie?«
»Was ist?« Blinzelnd, weil ich erwartete, dass es hell sein würde, schlug ich die Augen auf. Aber da war kein Licht, noch nicht mal der schwache Schein des Fernsehers.
»Wir sollten besser ins Bett gehen«, flüsterte Lend. »Ich glaube, du bist eingeschlafen.«
»Oh. Okay.« Ich schüttelte den Kopf und versuchte, den hartnäckigen Traum daraus zu verbannen.
»Alles in Ordnung?«
»Was? Ach so, ja, klar.« Ich drückte seine Hand und rang mir ein Lächeln ab. »Alles wunderbar.«
Ich wollte nichts lieber, als mit Lend nach oben zu gehen, ihn vielleicht sogar zu küssen, aber ich wurde diesen Traum einfach nicht los. Also unterdrückte ich meine Anspannung, wünschte ihm schnell Gute Nacht und ging direkt in mein Zimmer.
Als ich mein T-Shirt auszog, riskierte ich einen Blick nach unten. Vielleicht war es ja pure Einbildung, aber mein Herz kam mir tatsächlich heller vor. Voller Frust, schlechtem Gewissen und in der Gewissheit, eine Dummheit zu begehen, wartete ich ab, bis ich Lends Tür hörte, und schlich mich dann nach unten in die Küche.
Ich war mir zwar sicher, dass mein Kommunikator nicht dort sein würde, sicher, dass David misstrauisch genug war, um ihn zu verstecken, aber trotzdem sah ich mich um. Und da lag er, in einer Schublade voller Vorräte.
Ich kramte ihn heraus. »Das ist doch lächerlich«, flüsterte ich. Ich würde nichts Ungewöhnliches finden, weil nichts von diesen Träumen wirklich war.
Zwölf neue Nachrichten leuchteten auf dem Bildschirm auf. Die oberste war erst vor etwa zwei Minuten von Raquels Kommunikator gekommen. Nichts von Vivian – Vivian, die nicht real war, nur ein Hirngespinst, und die mit dem echten Feuermädchen nichts zu tun hatte. Erleichtert schüttelte ich den Kopf. Plötzlich vermisste ich Raquel sehr. Antworten konnte ich ihr nicht, damit würde ich meinen Aufenthaltsort verraten, aber ich wollte wenigstens sehen, was sie schrieb, ob es ihr gut ging. Ich öffnete die Nachricht. Das hätte ich nicht tun sollen.
»Hey, Dummerchen«, stand dort. »Wo sollen wir uns treffen? LG, Vivian.«
Was ich alles nicht wusste
Ich ließ den Kommunikator fallen, als hätte ich mich daran verbrannt. Es stimmte – meine Verbindung zu alldem, zu Vivian, war
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