Flames 'n' Roses
real. Warum hatte ich bloß nicht besser aufgepasst, als sie mir erklärt hatte, was für Wesen wir waren? Und sie hatte gesagt, dass ich bald sterben würde oder schon dabei war oder …
Ich setzte mich und ließ meinen Kopf auf den Tisch sinken. Das war übel. Richtig, richtig übel. Diese irre Paranormalen-Killerin kannte sich nicht nur viel besser aus als ich und konnte sich in meinen Kopf einschleichen, sondern schien auch noch der Meinung zu sein, dass wir unbedingt zusammen sein sollten. Und natürlich hatten auch die Feen ihre Finger im Spiel.
Was zum piep war ich nur?
Meine frühesten Erinnerungen waren die aus dem Kinderheim. Die Polizei hatte mich aufgegabelt, als ich ganz allein und splitternackt in einem Park herumirrte – da war ich drei Jahre alt gewesen. Es gab keine Hinweise, was meine Herkunft anging, also nahm der Staat sich meiner an. Was … was, wenn ich von vornherein keine Eltern gehabt hatte? Wo kam ich her?
»Die spinnt doch«, flüsterte ich vor mich hin, die Stirn noch immer auf der Tischplatte. »Total irre. Wir sind überhaupt nicht gleich.«
»Evie?« Erschrocken fuhr ich hoch. Lends Dad stand in der Küchentür. »Kannst du nicht schlafen?«
»Nein … ja … genau.« Ich fragte mich, ob ich es ihm einfach erzählen sollte. Aber er mochte mich, er vertraute mir. Und was würden die anderen tun, wenn herauskam, dass dieses Wesen, vor dem sie solche Angst hatten, meine Schwester war? Dass ich genau wie sie sein könnte? Tränen traten mir in die Augen. Warum konnte ich denn nicht einfach normal sein?
»Geht mir genauso.« Er nahm sich ein Glas Wasser und setzte sich mir gegenüber.
»Ich hab eine Frage.« Ich überlegte, wie ich wohl an Antworten käme, ohne mich gleich zu verraten. Und ob David überhaupt irgendwelche Antworten kannte. Ich hatte so das Gefühl, dass ich mehr wusste als jeder andere hier, und das wollte nun wirklich nicht viel heißen. »Reth kannte das Gedicht über Vi-, über dieses Mädchen. Ist das vielleicht so eine Art Feenprophezeiung?«
»Er kannte es? Ist ja interessant.« David machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ist Reth ein Seelie oder Unseelie?«
»Was?« Na toll, noch etwas, das ich nicht wusste.
»Es gibt zwei Arten von Feen. Den Hof der Seelie und den der Unseelie. Hat dir das noch niemand erklärt?«
»Nie gehört.«
Er runzelte die Stirn. »Die lassen dich mit Feen arbeiten und erklären dir noch nicht mal die Unterschiede? Haben sie dir überhaupt was über Feen und ihre Magie beigebracht?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Nicht so richtig. Raquel hat mir auf die meisten Fragen keine Antwort gegeben. Sie hat immer gesagt, das wäre alles nicht wichtig, solange wir ihre Namen kennen.«
»Aber sie arbeiten doch nur mit Seelie-Feen, oder?«
Wieder zuckte ich mit den Schultern. »Ich glaube, die nehmen, was sie kriegen können.«
Er lehnte sich zurück und rieb sich erschöpft über das Gesicht, genau wie Lend das immer tat. »Diese Idioten.«
»Das kannst du laut sagen. Was ist denn jetzt der Unterschied?«
»Also, es gibt zwar viele Feen, die ein unabhängiges Leben führen und nicht direkt mit den Höfen zu tun haben, aber im Grunde kann man sie alle in zwei Gruppen einteilen. Die Seelie sind die guten Feen – wobei ›gut‹ natürlich auch relativ ist. Sie können immer noch mehr als genug Unheil anrichten. Aber die Unseelie sind noch schlimmer.«
»Oh, dann ist Reth aber so was von Unseelie. Du hast ihn ja gesehen. Er war auch derjenige, der das Feuermädchen in die Zentrale gelassen hat.«
»Und er kannte die Prophezeiung. Hmm. Ich frage mich, was das Feenvolk überhaupt damit zu tun hat. Dass die Banshee Bescheid wusste, ist mir klar, sie hat ja den Tod der Paranormalen angekündigt.«
Ich nickte und tat so, als würde ich irgendwas kapieren, bis mir wieder einfiel, dass Lend gesagt hatte, sie hätten ihre Informationen von einer Banshee.
»Er hat noch was anderes gesagt.« Ich biss mir auf die Lippe. Zeit für eine Notlüge. »Er hat gesagt, sie wäre leer. Eins von den Leeren Wesen.« Gespannt wartete ich auf eine Reaktion, aber Lends Dad machte nur ein ratloses Gesicht.
»Ich weiß nicht. Dazu fällt mir überhaupt nichts ein. Feen sind vollkommen anders als wir. Wenn wir etwas von langer Hand planen, dann umfasst das vielleicht ein paar Jahre, sie aber stellen die Weichen für etwas, was passieren soll, schon Jahrhunderte im Voraus. Meistens pfuschen sie in Menschenangelegenheiten herum, aber alle wahren Unsterblichen
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