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Flames 'n' Roses

Flames 'n' Roses

Titel: Flames 'n' Roses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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haben überhaupt kein Verhältnis zu unserem Begriff von Zeit und Raum. Cresseda zum Beispiel.« Er lächelte traurig. »Versuch mal, aus ihr eine klare Antwort herauszukriegen, ganz egal worauf. Sie versteht einfach nicht, wie dringend manche Dinge für uns sind. Es ist, als befände sich ihr Geist auf einer ganz anderen Ebene. Aber wir nehmen, was wir kriegen.«
    »Verstehe.« Cresseda, das war’s! Vielleicht konnte sie mir meine Fragen beantworten. Dafür musste ich zwar noch bis zum Morgen warten, weil ich den Weg nie und nimmer im Dunkeln finden würde, aber ich hoffte, dass ich mit ihrer Hilfe weiterkäme.
    Aber da war noch eine Sache. Vivians Nachricht war von Raquels Kommunikator gesendet worden. Ich wusste nicht, wie sie da drangekommen war, aber das bedeutete sicher nichts Gutes. »Ähm«, sagte ich und starrte auf den Tisch. »Ich weiß, du bist wahrscheinlich nicht sonderlich gut auf sie zu sprechen, aber Raquel« – bei ihrem Namen kippte meine Stimme – »hat sich immer gut um mich gekümmert. Und jetzt mache ich mir Sorgen, dass sie … Hast du schon was rausgefunden?«
    David stand lächelnd auf und klopfte mir auf die Schulter. »Das wollte ich dir morgen früh erzählen. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass Raquel lebt und dass es ihr gut geht.«
    »Wirklich?« Mit Tränen der Erleichterung in den Augen sah ich zu ihm auf. Sosehr sie mich auch eingeengt und enttäuscht hatte, sie war für mich das, was einer Familie am nächsten kam. Zu wissen, dass sie in Sicherheit war, nahm mir eine große Last von den Schultern. »Könntest du …« Ich wollte ihr eine Nachricht zukommen lassen. Etwas, irgendwas, um sie wissen zu lassen, dass es mir gut ging.
    Aber sie war sicher enttäuscht von mir. Nach allem, was ich getan hatte – ich hatte die Fußfesseln verloren, die Vivian Zutritt zur Zentrale verschafft hatten, hatte Lend befreit und war weggelaufen, anstatt den Anweisungen zu folgen, und noch nicht einmal jetzt, nachdem ich mich in Sicherheit gebracht hatte, kam ich zurück – nein, sie wäre wahrscheinlich gar nicht so froh darüber, von mir zu hören. Außerdem würden sie dann anfangen, nach mir zu suchen. Am besten ließ ich es einfach so, wie es war.
    »Was könnte ich?«
    »Ach, schon gut.« Ich lächelte schwach. »Ich bin einfach froh, dass es ihr gut geht. Und du bist dir auch sicher?«
    »Ganz sicher. Und jetzt leg ich mich wieder hin und versuche, noch ein bisschen zu schlafen.«
    »Gut, ja, ich auch.«
     
    Einige angespannte und quälend lange Stunden später wurde es schließlich hell. Ich war erschöpft und wütend. Wenn überhaupt, hätte ich diese Nacht wach liegen sollen, weil ich so aus dem Häuschen wegen Lend war – und nicht, weil meine durchgeknallte Schwester (oder was immer sie auch war) mich mit ihren kleinen Traumvisiten ganz paranoid machte und zu Tode ängstigte.
    Gegen sieben Uhr klopfte Lend.
    »Ja?«
    Er steckte den Kopf durch den Türspalt. Mann, war er süß.
    »Hey, willst du wieder mit zur Schule kommen? Ich hab heute auch nur ein paar Stunden.«
    »Ich fühl mich irgendwie nicht so gut.« Ich hoffte, er merkte, wie leid mir das tat. Aber das war meine einzige Chance, seine Mom zu sehen, ohne Fragen von ihm oder seinem Vater beantworten zu müssen. Für Fragen war ich einfach noch nicht bereit.
    »Mmhmm, ist klar, du Faulpelz. Ich bin dann heute Mittag wieder da.« Er grinste und ich fühlte mich wie der schlechteste Mensch auf der Welt.
    »Freu mich schon«, entgegnete ich und lächelte.
    Ich lauschte auf die Geräusche im Haus und wartete, bis ich mir sicher war, dass niemand mehr da war, dann schlüpfte ich in meine Jacke. Tasey steckte ich in die Tasche. Lend und sein Dad waren ja vielleicht überzeugt davon, dass Cresseda Reth in die Flucht geschlagen hatte, aber ich wollte lieber kein Risiko eingehen.
    Der Weg schien mir diesmal viel kürzer, vermutlich, weil ich mir Sorgen machte, was Cresseda wohl sagen würde. Außerdem bekam ich jedes Mal, wenn ein Zweig knackte, fast einen Herzinfarkt, vor lauter Angst, dass Reth – oder schlimmer noch, Vivian – plötzlich zwischen den Bäumen hervorspaziert käme.
    Am Seeufer angekommen, blieb ich erst mal betreten stehen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich sie zum Auftauchen bewegen sollte. Lend hatte einen Stein übers Wasser hüpfen lassen, aber das konnte ich nicht, und wenn ich mich auf den Kopf stellte. Stirnrunzelnd hob ich einen Kandidaten auf, der mir ganz gut geeignet schien, und versuchte, Lends lässige

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