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Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde

Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde

Titel: Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Tamerlans sind ein altes Geschlecht«, sagte er. »Wir haben schon auf Terminus geherrscht, als dieser Planet eine blühende Welt war, bewohnt von vielen hundert Millionen Menschen und erfüllt vom Lärm der startenden und landenden Schiffe, Machtzentrum eines Sternenreichs, das größer gewesen war als der Bund der Inneren Welten … Das Reich zerbrach vor langer Zeit; viele meines Volkes verließen ihre Heimat, um auf anderen Planeten ihr Glück zu suchen.
    Stille kehrte auf Terminus ein, doch wir Tamerlans lernten die Ruhe und Abgeschiedenheit schätzen. Wir hatten die weltlichen Dinge im Übermaß genossen. Macht und Reichtum, die Lockung der Sterne, das Fieber des Sieges, der Rausch der Eroberung … Wir hatten den Becher bis zur Neige getrunken; die Gegenwart war schal, die Zukunft nichts, worum es sich zu kümmern lohnte. Also wandten wir uns der Vergangenheit zu, der Welt der Toten, und forschten nach den Spuren, die sie in der Zeit hinterlassen hatten.«
    Er schwieg für einen Moment, aber seine Worte hallten in der Stille nach. Er sah nach draußen in die Nacht, tief in Gedanken versunken, in Erinnerungen. Flaming Bess betrachtete sein runzliges Gesicht, uralt und verwittert wie die Felsen von Terminus, und in seinen Augen spiegelte sich das Licht der Sterne. Der Himmel war ein einziges glitzerndes Meer. Terminus musste dem Zentrum der Milchstraße viel näher sein als die Erde, daß der Himmel ein solches Schauspiel bot. Wie weit war die Erde entfernt? Fünftausend Lichtjahre? Zehntausend? Wie weit war die NOVA STAR geflogen, bis sie ihr Ziel erreichte?
    »Sie denken an die Erde«, stellte der Magister fest. »Seltsam, wenn man sich vorstellt, daß Ihre Augen sie gesehen haben, die Heimat aller Menschen, von der die Legenden berichten und nach der Generationen von Tamerlans vergeblich gesucht haben.
    Wir trugen die Mythen und Legenden über die Erde zusammen, die Sagen aus der Welt der frühen Sternfahrer; wir wühlten in den Archiven von fünfzig Welten und flogen sogar hinaus in die menschenlose Fremde jenseits der Grenzen des Sternenbundes. Und wir sahen, daß der Mensch alt war. Es gab andere Reiche vor den Inneren Welten und dem Reich von Terminus; gewaltige Imperien, die Jahrtausende lang bestanden, ehe der Niedergang sie ins Vergessen stürzte. Der Äußere Ring, das Sternbaronat, die Biokraten von T’aan … Namen, die nichts mehr bedeuten.
    Welten wurden besiedelt, blühten auf, wuchsen zu mächtigen Zivilisationen heran, bis der Zerfall einsetzte und andere Planeten den Platz der alten Mächte einnahmen. Es scheint, daß die Menschen seit Äonen ruhelos von Stern zu Stern gezogen sind, immer auf der Suche nach etwas, das sie nie gefunden haben. Geblieben ist nur der Schutt ungezählter Kulturen; Ruinen in der Wildnis verlassener Welten, Maschinen im Staub luftleerer Monde.
    Wir Tamerlans sind auf unseren Forschungsflügen der Spur der Besiedlungswellen gefolgt. Je weiter wir in die Randbereiche der Milchstraße vorstießen, desto älter wurden die Artefakte, die wir aus den Trümmern bargen, und dort draußen, in diesen riesigen leeren Räumen, in unermeßlicher Ferne, verlor sich die Spur …
    Wie es im Erdmythos heißt: Die Menschen kamen vom Rand der Galaxis. Von dort brachen sie auf, in gewaltigen Archen, die Jahrhunderte unterwegs waren, ehe sie eine besiedelbare Welt erreichten, und gründeten zahllose Kolonien. Aber irgendwann riß die Verbindung der Kolonien zur alten Heimat ab; ihre Position geriet in Vergessenheit, die Erde wurde zu einem Mythos.
    Warum brach der Kontakt ab? Und warum wurde er seitdem nie wieder hergestellt? Wir wissen es nicht. Wir sind auf Vermutungen angewiesen.
    Meine eigenen Studien haben mich zu der Überzeugung gebracht, daß die Erde für den Abbruch der Verbindungen zu den Kolonien verantwortlich war. Sie hat sich absichtlich von der übrigen Galaxis isoliert.«
    »Vielleicht lag es einfach an den ungeheuren interstellaren Entfernungen«, wandte Flaming Bess ein. »Für Kolonistenschiffe wie die NOVA STAR war die Lichtgeschwindigkeit eine natürliche Grenze. Und selbst mit Lichtgeschwindigkeit dauerte eine Reise von der Erde zu einem anderen Sonnensystem Jahrzehnte oder Jahrhunderte. Wie sollte man unter diesen Umständen die Verbindung aufrechterhalten? Jeder Kolonist an Bord der NOVA STAR war sich im klaren darüber, daß der Weg zu den Sternen ein Weg ohne Wiederkehr war.«
    »Aber die Archen mit ihrem nur lichtschnellen Antrieb waren nicht der Endpunkt der

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