Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde
wird Terminus erreichen, und die Herculeaner werden den Palast angreifen.
Der letzte, entscheidende Angriff.«
»Was können wir tun?« drängte Bess. »Sie haben gesagt, daß es Hoffnung für uns gibt, eine Möglichkeit, uns zu retten. Aber wir müssen handeln, ehe Kriegsherr Krom eintrifft!«
Etwas wie Schmerz huschte über sein totenbleiches, eingefallenes Gesicht. Mit bebenden Händen bedeckte er seine Augen. Ein Stöhnen drang über seine Lippen. »Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht sehen. Zu dunkel … Die Muster wirbeln, alles ist ungewiß. Leben und Tod liegen dicht beieinander.« Er stockte. »Vielleicht der Ruf … Nein, es kann nicht sein. Ich habe nie eine Antwort erhalten. Wenn Hilfe kommt, dann nicht von dieser Seite.«
»Was meinen Sie damit?« fragte Bess mit scharfer Stimme. »Wen haben Sie gerufen? Magister! Wenn es irgend jemand gibt, der uns helfen kann, dann … «
»Nein«, wehrte er mit einer erschöpften Geste ab. »Es ist unmöglich.« Er drehte ihr das fahle Antlitz zu. »Es ist unmöglich«, wiederholte er. »Es war von Anfang an aussichtslos. Sie haben nie geantwortet; sie haben nie etwas von uns wissen wollen.«
»Wer sind sie?«
Tamerlan hob eine Hand und deutete hinauf zur Kuppel, zu den unzähligen Sternen am Nachthimmel. »Sie sind dort draußen«, wisperte er. »Sie sind überall. Die Welten der Menschen sind nur eine Handvoll Tropfen in einem unermeßlich großen Ozean, aber sie sind die tiefen Wasser. Seit zwanzig- oder dreißigtausend Jahren ziehen die Menschen von Stern zu Stern, doch sie wandern schon seit Jahrmillionen zwischen den Sonnen. Sie meiden uns, und wir meiden sie. Sie dulden uns.
Wir halten uns für die Herren des Kosmos, aber die wirklichen Herren sind sie. Sie waren schon groß und mächtig, als die Erde die einzige Welt war, auf der Menschen lebten. Sie herrschten im Kosmos, lange bevor es Menschen gab. Sie leben in der menschenlosen Fremde, und die Sterne gehören ihnen. Nie hat eines ihrer Schiffe die Grenzen des Sternenbundes überquert, und jene von uns, die sich in die unerforschten Bereiche der Milchstraße hinausgewagt haben, wurden von ihnen ignoriert. Wir wissen nur wenig über sie, und was wir wissen, verstehen wir nicht. Sie sind fremd. Schuppig und von kaltem Blut. Uralt und mächtig. Abweisend. Vielleicht verachten sie uns. Vielleicht erscheinen wir ihnen ebenso fremd wie sie uns fremd erscheinen. Vielleicht nehmen sie uns nicht einmal wahr … «
»Sie sprechen von dieser fremden Rasse«, nickte Bess. »Den Dhrakanen. Cluster hat sie erwähnt.«
»Es war ein verzweifelter Versuch, mehr nicht«, fuhr der Magister fort. »Sie waren nie unsere Freunde, aber in der ganzen bekannten Geschichte der Menschheit hat es auch nie Feindschaft zwischen ihnen und uns gegeben. Ablehnung, ja, aber keine Feindschaft. Sie sind zu groß und zu mächtig, als daß wir sie je bedrohen könnten … Man spürt ihre Macht, wenn man die Gabe besitzt und hinaus in die menschenlose Fremde lauscht. Man spürt, daß sie da sind, überall. Ihr Atem liegt über dem Weltraum. Ihr Herzschlag durchdringt den Kosmos. Die Leere zwischen den Sternen ist von ihren Stimmen erfüllt. Stimmen, kalt und alt und laut genug, um über Lichtjahre hinweg gehört zu werden. Die Worte sind fremd, aber sie rühren etwas in dir, wenn du lauschst. Furcht aus den dunkelsten Tiefen der Seele; ein Entsetzen wie Eis und Feuer zugleich; und ein finsteres, geheimes Versprechen. Du schauderst durch ihre bloße Gegenwart.«
»Und diese Geschöpfe haben Sie um Hilfe gebeten? Gegen die Hercule aner?«
»Ich habe es versucht«, sagte Tamerlan. »Der Versuch mußte scheitern; ich wußte es, bevor ich das Wagnis einging. Aber ich mußte es tun. Die Herculeaner hatten die Inneren Welten erobert, und unser letztes Raumschiff wurde bei der Evakuierung Dragensteyns schwer beschädigt. Es explodierte kurz nach der Notlandung auf Terminus. Wir waren gefangen, Kommandantin. Wir konnten Terminus nicht mehr verlassen und zu einer anderen, sicheren Welt fernab der Grenzen des zerschlagenen Sternenbundes fliehen. Wir konnten nur tatenlos dasitzen und darauf warten, dass uns die Herculeaner entdecken würden. Was also hatten wir zu verlieren?
Die Dhrakanen könnten nicht schlimmer sein als Kroms Klon-Soldaten.
Und ich kannte ihre Macht. Mit ihrer Hilfe hätten wir die Herculeaner besiegen können.«
»Aber die Dhrakanen haben Ihnen nicht geholfen.«
»Nein. Sie haben meinen Ruf nicht beantwortet. Sie haben
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