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Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde

Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde

Titel: Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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schrumpften oder dehnten sich ins Unendliche; Richtungen waren ohne Bedeutung. Sie war ein Fremdkörper in dieser Region. Sie spürte es, sie wußte es. Gab es für sie einen Weg zurück in die wirkliche Welt? Oder würde diese Domäne sie festhalten, sie nie wieder loslassen?
    Und wohin sollte sie sich wenden, wenn Konstanten wie Richtung und Entfernung hier Variable waren? Ein falscher Schritt, und sie war für immer im Labyrinth der Unendlichkeit verloren. Sie konnte nicht einmal dem vertrauen, was ihre Augen sahen und was ihre Ohren hörten.
    Vielleicht war es ein Fehler gewesen, den Korridor zu verlassen. Auch wenn er in dieser Dimension nur als Schatten existierte, war er ihre einzige Verbindung zur wirklichen Welt gewesen.
    So greifbar nah der Palast auch war — wie sollte sie ihn erreichen? Der nächste Schritt mochte sie noch weiter von ihm entfernen, und dann?
    Sie straffte sich. Sie mußte es versuchen; selbst auf die Gefahr hin, dass sie sich in dieser Dimension rettungslos verirrte.
    Flaming Bess trat nach vorn — augenblicklich verschwand der spielzeuggroße Palast. Sie stand vor einer flirrenden Wand, und im Hintergrund zeichneten sich die diffusen Umrisse hoher Türme ab; Türme aus rotem und grünem Kristall. Die Energietürme, die das Kraftfeld um den Palast erzeugten!
    Die flirrende Wand mußte der Energieschild sein …
    Vorsichtig streckte sie die linke Hand aus; die Wand war kein Trugbild, sondern setzte ihrer Hand Widerstand entgegen. Demnach wirkte der Abwehrschirm auch in dieser Dimension. Möglicherweise war dies eine wichtige Entdeckung.
    Ein Schritt zurück; wieder wechselte die Umgebung.
    Pulsierende Felsen unter einem flaschengrünen Himmel. Die Sonne ein weißer Klecks im Grün. Heißer Wind, der nach Moschus roch. Nirgendwo auch nur eine Spur vom Magisterpalast.
    Ein Fauchen. Sie fuhr herum. Zwischen den atmenden Felsen tauchte etwas kleines, schwarzweiß Geflecktes auf. Ein Tier.
    Eine Katze. In dieser Welt! Die Katze machte einen Buckel, fauchte und fixierte sie mit grünen funkelnden Augen.
    Diva, dachte Bess. Das muß Diva sein. Gahl Belforts Katze.
    Wie, zum Teufel, kam die Katze hierher?
    Es mußte eine Erklärung dafür geben. Vielleicht hatte Gahl sie geschickt, um … Nein, der Gedanke war zu lächerlich. Gahl konnte nicht wissen, was ihr zugestoßen war. Katzen, dachte Bess. Auf der Erde galten Katzen als magische Tiere. Diener des Okkulten … Aberglaube. Unfug.
    Aber dort zwischen den pulsierenden Felsen saß Gahl Belforts Katze, und sie war kein Trugbild, kein Schatten. Ihre Pfoten hinterließen Abdrücke im feinkörnigen Sand. Die Katze miaute und kam langsam näher. Bess bewegte sich nicht. Wenn die Katze einen Weg in diese Region gefunden hatte, dann fand sie wahrscheinlich auch wieder hinaus …
    Die Katze hatte Flaming Bess erreicht. Sie schmiegte sich an ihr Bein, miaute, schnurrte. Bess lächelte. Behutsam bückte sie sich und streichelte das weiche, feine Fell der Katze. Das Schnurren wurde lauter.
    »Kennst du den Weg, Diva?« flüsterte Bess. »Den Weg zurück? Dann zeig ihn mir, Diva. Führe mich.«
    Die Katze spitzte die Ohren, und für einen Moment glaubte Flaming Bess etwas wie Verstehen in ihren grünen Augen zu sehen. Plötzlich sprang das Tier davon und verschwand zwischen den Felsen. In der Ferne Schritte, heulende Stimmen. Die Assassinen! Bess lief los, folgte der Katze durch den steinernen, atmenden Irrgarten.
    Als sie einen Felsblock umrundete, der wie eine riesige Faust aus rissigem Granit aus dem Boden ragte, schien sich ein Schleier über die Welt zu legen.
    Alles versank im Dunst; nur die Katze blieb für Bess deutlich erkennbar.
    Das Heulen ihrer Verfolger wurde leiser; bald war alles still.
    Bess huschte weiter, folgte der Katze durch den Nebel, und schließlich schälten sich die Umrisse des Korridors aus den grauen Schwaden.
    Die Assassinen waren verschwunden.
    Die Katze lief den schlingernden Korridor entlang, bis sie die Rampe erreichte, die zum Stabsraum führte. Dort blieb sie einen Moment lang stehen, miaute, machte einen Satz — und war fort.
    Irgendwo ein Schrei, voll Haß, voll Enttäuschung. Der Boden wölbte sich hoch, die Wände bebten, neigten sich, wuchsen aufeinander zu. In wenigen Sekunden würde der Gang unpassierbar sein.
    Flaming Bess schnellte los und sprang durch den Spalt, ehe er sich vollständig schließen konnte. Sie landete sicher auf den Beinen, zögerte.
    Aus dem Nichts ein Flüstern: »Diesesmal entkommst du mir,

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