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Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Titel: Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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der Welt, und aus den Städten wurden Gräber. Der Tod marschierte, mit dunklem Glas maskiert, der Tod trat aus den Schatten. »Die Herculeaner! Die Herculeaner sind …« Ein Blitz durchzuckte die Nacht, der Schrei erstarb.
    Jemand brach durch das Unterholz. Der Kahlköpfige fuhr hoch. »He … !«
    Sein harter Griff lockerte sich, und eine große, verschwommen erkennbare Gestalt wuchs über ihm auf. Ein Mann mit blondem Haar, in der purpurroten Uniform der Flotte. Kospodin! Seine Faust fuhr wie ein Hammer auf den Schädel des Kahlköpfigen nieder. Stöhnend brach er zusammen. Dann stürzte sich der andere, der mit dem groben Gesicht, den tiefliegenden Augen, auf den Jetpiloten.
    Wimmernd rollte Gahl zur Seite, richtete sich schwankend auf.
    Und sie sah die Häuser brennen, sah ihre Mutter in den lodernden Flammen sterben, und ihr Vater schrie: »Lauf, Gahl, lauf!«
    Gahl Belfort lief.
    Jemand rief ihr nach — Kospodin? Vater? Nein, nein, die Herculeaner, lauf, Gahl, lauf! — und sie rannte, ohne zu sehen, an den Häusern vorbei, sie floh vor den Schatten und den Klon-Soldaten, die aus den Schatten traten, und die Angst ließ sie nicht mehr los.
    Immer weiter lief sie, zitternd, schluchzend, von einem Entsetzen getrieben, das wie ein Messer in ihr Fleisch schnitt.
    Irgendwann stürzte sie dann.
    Erschöpft am ganzen Leib bebend blieb sie keuchend auf dem Boden liegen. Allmählich beruhigte sich ihr rasender Herzschlag, allmählich wich die schreckliche Angst. Zurück blieb eine würgende Übelkeit, das Gefühl, auf unaussprechliche Weise beschmutzt zu sein. Sie horchte, und es war still. Sie öffnete die Augen, wischte die Tränen aus dem Gesicht, das Blut von den Lippen, und sah sich um. Sie war nicht auf Dragensteyn. Natürlich nicht. Kein Rauch hing in der Luft, keine Häuser standen in Flammen, kein Himmel spannte sich über ihr wie ein Leichentuch.
    Der Boden war staubig, die Decke bestand aus stumpfem Metall. Das trübrote Licht der Notbeleuchtung beschien den Schlauch eines langen Korridors, der vor und hinter ihr in den Schatten verschwand, aber diese Schatten waren keine Pforten wie auf Dragensteyn, keine Türen, durch die der Tod in die Welt kam. Der Staub, die Stille. Sie mußte sich in der menschenleeren Hecksektion des Decks befinden, weit fern vom Leegarten und seinen nächtlichen Schrecken.
    Kospodin, dachte Gahl. Wenn Calvin Kospodin nicht eingegriffen hätte.
    Unsicher stand sie auf. Ihr weißes Kleid war verdreckt und an der Hüfte zerrissen. Noch immer spürte sie die Hände auf ihrer Brust, ihren Schenkeln.Haltsuchend griff sie nach der nackten Metallwand des Korridors und übergab sich.
    Plötzlich durchbrach ein Laut die Stille. Vor ihr, wo Schatten den Gang verdunkelten.
    Ein Miauen. Sie spähte in das Halbdunkel, und zwanzig Meter weiter — undeutlich, ein heller Fleck vor dem dunklen Rechteck einer Tür — sah sie ihre Katze sitzen. Gahl wollte nach Diva rufen, doch nur ein Stöhnen löste sich von ihren aufgeplatzten Lippen. Mit ausgestreckten Armen stolperte sie auf die Katze zu. Diva miaute erneut, dann sprang sie auf und war mit einem Satz in der Türöffnung verschwunden, Kurz bevor Gahl die Tür erreichte, hörte sie die Stimmen. An- und abschwellend, aus dem Raum hinter der offenen Tür. Sie verharrte; die Angst kehrte zurück. Menschen?
    Hier in der abgelegenen Hecksektion, zu dieser Stunde? Sie lauschte. Ein wortloser Singsang, mehr ein Summen vieler Stimmen.
    Eine geheime Zusammenkunft? Gahl dachte an Teng und die Verschwörergruppe, die hinter ihm stehen sollte. Aber was sie hörte, erinnerte sie mehr an eine religiöse Feier; es klang wie ein Choral. Und wenn Diva sich nicht vor den Menschen fürchtete, die sich dort versammelt hatten, dann drohte auch ihr keine Gefahr. Die Katze hatte einen feinen Instinkt; sie erkannte schlechte Menschen. Gahl betrat den Raum, und ließ sich neben ihr auf dem Boden nieder.
    Es dauerte einige Sekunden, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte; die einzige Lichtquelle war eine einsame Kerze im hinteren Teil des langgestreckten Raums. In der Nähe der Tür kauerten rund dreißig Personen auf dem Boden, entrückt, im wortlosen Gesang vereint, die Gesichter der weißgekleideten Gestalt zugewandt, die vage erkennbar, wie ein Gespenst, im Kerzenlicht stand.
    In der Luft hing ein würziger Geruch. Während Gahl sich umsah, stand eine der kauernden Gestalten auf und kam auf sie zu. Eine Frau mit lockigem Haar und dunkler Haut, die Augäpfel

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