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Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Titel: Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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nicht weiß, sondern grün wie ein unreifer Apfel, das typische Merkmal der Bewohner der Linderghast-Planeten.
    »Tritt ein, Schwester«, sagte die Frau. »Der Prophet heißt dich willkommen. Ich bin Shee d’Anshe. Und du, Schwester? Wie ist dein Name?«
    »Ich … Gahl Belfort.« Entschuldigend fügte sie hinzu: »Ich suche meine Katze; ich habe gesehen, wie sie durch die Tür gesprungen ist. Es tut mir leid, wenn ich … «
    »Du bist willkommen«, unterbrach die grünäugige Frau. »Wir haben dich erwartet. Wir wußten, daß die Auserwählten der Letzten Tage heute eine neue Schwester bekommen würden. Der Prophet hat es gesagt. Tritt ein, Schwester Gahl.«
    Die Worte der Frau verwirrten Gahl. Sie zögerte aber gleichzeitig spürte sie, daß ihr hier keine Gefahr drohte. Eine Aura des Friedens umgab diese Menschen. Die Auserwählten der Letzten Tage … Offenbar ein religiöser Kult, dachte Gahl. »Tritt ein«, sagte Shee d’Anshe zum dritten Mal, und Gahl trat ein. Willig folgte sie der Linderghast-Frau.
    Aus den Schatten kam Diva gesprungen und rieb sich schnurrend an ihrer Seite. Die Aura des Friedens umfing sie wie eine tröstende Umarmung. Alle Furcht war gewichen, aller Schrecken vergessen. Sie sah nach vorn zu der weißgekleideten Gestalt, die in einer segnenden Geste die Arme hob, und in einem Winkel ihres Bewußtseins wunderte sich Gahl, daß sie weder seine genaue Größe noch sein Gesicht erkennen konnte. Ein Schleier schien zwischen ihm und seiner Gemeinde zu liegen; ein Schleier, der nicht trennte sondern verband und gleichzeitig die Sinne verwirrte.
    Aber das war nicht alles, was Gahl verwirrte, Es war der Frieden, die Geborgenheit, die sie im Kreis der Auserwählten empfand.
    Der wortlose Singsang verebbte. Stille.
    »Höret«, sagte jemand in die Stille hinein. »Höret die Worte Mahmeds, höret die Worte des Letzten Propheten.«
    Dann — dunkel und hypnotisch — überflutete die Stimme der weißgekleideten Gestalt den dunklen Raum.
    »Ihr seid die Auserwählten, denn ich sah eure Gesichter in den Tagen, die noch kommen, und andere Gesichter sah ich nicht. Aber ihr fragt: warum sind wir auserwählt und andere nicht? Und was bedeutet es, zu den Auserwählten zu gehören? Sind denn nicht alle, die dem großen Feind und dem schrecklichen Krieg entronnen sind, auserwählt wie wir … ? Die Antwort ist nein. Denn nur ihr, Brüder und Schwestern, habt eure Schritte auf meinen Weg gelenkt, und die Wege der anderen führen in die Irre. Denn nur ihr, Brüder und Schwestern, habt das Licht gewählt, denn das Licht bin ich, und die anderen wandeln in Finsternis. Denn nur ihr, Brüder und Schwestern, seid der Rettung gewiß, denn die Rettung bin ich, und auf die anderen wartet der Abgrund.
    Das Grauen liegt hinter euch und vor euch Zukunft. Aber nur wer sie mit meinen Augen sieht, findet die Pforte, die in das Land führt, das dem Menschen verheißen ist: das Land, wo kein Feind euch finden wird, wo Frieden herrscht und Glück. Denn alle anderen Augen sind blind, und blindlings gehen sie dem Verderben entgegen. Also hütet euch, Brüder und Schwestern! Vor den falschen Propheten, vor den Blinden, die vorgeben, sehend zu sein, und vor den Lahmen, die vorgeben, euch den Weg zu weisen, denn der Weg bin ich, und ich bin das Tor zum Leben … «
    Gahl lauschte seinen Worten, und sie erkannte die Wahrheit in ihnen, und sie wußte, sie war endlich, nach Jahren der Flucht und Jahren der Angst,heimgekehrt und von aller Furcht befreit.
    Mahmed, dachte sie. Mahmed, mein Prophet.
     

3.
     
    Auf dem Hauptbildschirm, der wie ein zyklopisches Auge in die Grundebene der Kommandozentrale eingelassen war, waberte das eruptive Farbenspiel des Pararaums: Königsblau wogte in zähen Fluten um das Metallgestade des Raumschiffs; Kleckse aus Klatschmohnrot und Neonpink pulsierten über der Kuppel der Orangerie: Regenbogenfälle stürzten von Deck zu Deck ins Bodenlose und besprühten die Waffenkuppeln und Parabolantennen mit kupferner Gischt, und aus der Tiefe des Nichts stiegen Geysire wie Säulen aus Blut, Teer und Tinte in unermeßliche Höhen. Die Farben wechselten im rhythmischen Herzschlag des dhrakanischen Paratriebwerks, verblaßten zu Grau, zu Weiß, verschwanden, um neuen Wellen zu weichen, die aus der Unendlichkeit der fremden Dimension anbrandeten, stumpf wie Rost oder strahlend wie Magnesium, Sturmwolken aus Purpur und Karmesin. Nebelschwaden in Ultramarin, Violett und Indigo.
    Das Farbenspiel bannte den Blick und

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