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Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Titel: Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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brannte sich in den Verstand, und man mußte auf der Hut sein, daß man nicht im Meer der Farben ertrank.
    Deine Geschenke, Pra-Yaswän, dachte Flaming Bess mit einem Anflug von Bitterkeit, sind gefährlich für uns Menschen. »Navigationscheck.«
    Glory Moons Stimme klang verändert, synthetisch; sie ließ sich nicht lokalisieren, sondern schien von allen Seiten zu dringen, die ganze Zentrale zu erfüllen. Bess hob den Kopf und sah über die angeschrägte Bedienungsfläche ihres Kontrollpults zu dem ausladenden Spezialsitz, der unmittelbar vor dem großen Hauptbildschirm auf der Grundebene installiert war. Wie in tiefen Schlaf versunken, ruhte die dunkelhäutige Frau auf der Psychonautenliege, aber sie schlief nicht. Goldene Pole ragten aus dem Kopfteil der Liege: über die Neurokontakte an Moons Schläfen und Nacken verbanden sie das Gehirn der Pararaum-Pilotin mit dem Bordcomputer der NOVA STAR. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Gesicht war entspannt, und wenn sie sprach, dann nicht mit den Lippen, der Zunge, sondern mit dem Vocoder des Computers über die Bordlautsprecher.
    Das Raumschiff war zu ihrem Körper geworden; Fleisch und Metall waren eins.
    Hinter Bess ein Räuspern. »Alle Systeme in Checkbereitschaft«, sagte Fortunato Stengel.
    Bess sah sich um. Der Techniker saß an einem der Kontrollpulte auf der obersten Ebene der amphitheaterähnlich aufgebauten Zentrale, unterhalb der Galerie, die vorn mit dem schräg geneigten Hauptbildschirm und hinten mit dem breiten Zentralschott abschloß. Auch Stengels Stimme hatte sich verändert. Alle Nervosität war aus ihr gewichen, seine Meldung erfolgte knapp und sachlich, und sein kühler Tonfall ließ fast vergessen, daß ihn die eisige Ablehnung, mit der ihn Glory Moon während des Einbaus der Mentalsteuerungsanlage behandelt hatte, beinahe an den Rand eines Nervenzusammenbruchs getrieben hätte.
    »Der Kleine macht sich«, brummte Ken Katzenstein anerkennend. »Vielleicht wird aus ihm doch noch mal ein Mann.«
    Bess warf ihm einen verweisenden Blick zu, und schulterzuckend beugte sich der Bordingenieur über sein Kontrollpult, das auf der Ebene zwischen Bess und Stengel stand. Ihr Blick glitt weiter, zum nächsten Terminal, an dem Ka mit verschränkten Armen saß. Wie stets trug der narbengesichtige Clansmann seine kupfern geschuppte Metallrüstung, eine zweite Haut, die jede Bewegung seiner Muskeln und Sehnen nachzeichnete. Hager und narbig wie er war, düster, stumm und geduldig wachend, wirkte er wie in Stahl gegossen. Er blinzelte nicht, schien nicht zu atmen, doch seine Reglosigkeit täuschte.
    Bess hatte ihn kämpfen sehen, auf Terminus, auf der Flucht vom Tempel zum Magisterpalast, verfolgt von den Klonsoldaten des Kriegsherrn Krom. Keine Maschine konnte präziser reagieren, kein Raubtier sich geschmeidiger bewegen.
    »Check Kontrollsystem Alpha«, drang Glory Moons synthetisierte Stimme aus den Lautsprechern.
    Der Gesichtsausdruck der Psychonautin veränderte sich nicht, aber an der gewölbten Schaltwand der Galerie leuchteten abrupt Dutzende von Dioden auf. Displays erwachten flackernd zum Leben, Kleinmonitoren wurden hell und zeigten oszillierende Diagramme. Die Meßwerte stabilisierten sich, das Rot der Kontrolldioden wechselte zu beruhigendem Grün.
    »Check Kontrollsystem Alpha positiv«, bestätigte Stengel.
    »Check Kontrollsystem Beta.«
    Weitere Schaltungen wurden aktiviert. Am Metallhimmel der Schaltwand glitzerten die Diodensterne in neuen Konstellationen.
    »Check Kontrollsystem Beta positiv«, kam Stengels Bestätigung.
    »Check Reglerkreis Primärtriebwerke.«
    »Check positiv.«
    »Check Reglerkreis Sekundärtriebwerke … «
    Flaming Bess seufzte erleichtert; das psychonautische Navigationssystem schien zu funktionieren. Stengel und Glory Moon hatten gute Arbeit geleistet.
    Ihr Blick fie l auf die Zeitanzeige am unteren Bildrand des Hauptmonitors, und eine steile Falte erschien auf ihrer Stirn.
    Noch rund dreißig Minuten bis zum Rücksturz in den Normalraum — an der Grenze zum Reich der Dhrakanen, zweitausend Lichtjahre von Terminus entfernt.
    Die Dhrakanen …
    Flaming Bess schloß die Augen, und sie erinnerte sich: an Tamerlans fahles, vom Tode gezeichnetes Gesicht, an seine düsteren Worte in der Dunkelheit unter der Glaskuppel der Orangerie.
    Sie waren schon groß und mächtig, als die Erde die einzige Welt war, auf der Menschen lebten. Sie herrschten im Kosmos, lange bevor es Menschen gab. Sie leben in der menschenlosen Fremde, und

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