Flaming Bess 03 - Gefangene der Schatten-Welten
sofort in die Orangerie. Ich werde die anderen Crewmitglieder zusammenrufen, damit wir gemeinsam überlegen können, wie wir der Gefahr begegnen.«
»Der Inhalt der Funksprüche ist von höchster Brisanz«, erklärte die Mediacontrolerin. »Vielleicht sollten auch die Flüchtlingsräte an der Konferenz teilnehmen.«
Die Flüchtlingsräte? Gondelor und Vordermann Frust? Bess schüttelte verärgert den Kopf und wollte schon zu einer scharfen Erwiderung ansetzen, als ihr einfiel, daß Vira Mandala natürlich nichts von den internen Machtkämpfen wissen konnte.
»Ich werde den Flüchtlingsrat zu gegebener Zeit über die neue Entwicklung informieren«, sagte sie ausweichend. »Also bis gleich in der Orangerie.«
Der Bildschirm erlosch.
Flaming Bess blickte von ihrem Kontrollpult auf und sah zu Glory Moon, die sich soeben von ihrem Spezialsitz aufrichtete und behutsam die Kabel löste, die die Neurokontakte an ihren Schläfen und in ihrem Nacken mit dem psychonautischen Navigationssystem verbanden.
Das dunkle, katzenhaft schöne Gesicht der Psychonautin war von der Anstrengung der letzten Stunden gezeichnet. Ununterbrochen hatte sie mit den hochempfindlichen Fernortungsanlagen der NOVA STAR hinaus in den interstellaren Raum gelauscht, auf der Suche nach Spuren herculeanischer Kriegsschiffe.
Mit einer fahrigen Handbewegung wischte sie den Schweiß von der Stirn.
»Ich bin völlig erledigt«, sagte sie heiser.
»Wir alle sind müde«, entgegnete Bess kühl. Gleich darauf bereute sie ihre Bemerkung; zum Teufel, Glory Moon gab ihr Bestes. Sie hatte ein wenig Anerkennung verdient!
Bess lächelte, um ihren Worten die Schärfe zu nehmen. »Wie sieht es draußen aus, Glory?«
»Leere. Lichtjahreweit nur kosmischer Staub.« Sie reckte sich, daß ihre Brüste unter dem weißen Stoff ihrer eng anliegenden Montur hervortraten.
»Weit und breit kein fremdes Schiff. Keine Herculeaner, keine Dhrakanen.«
»Die erste gute Nachricht an diesem Tag. Ich wünschte, McLasky oder Vira Mandala hätten ähnlich positive Neuigkeiten für mich gehabt.«
Die Psychonautin trat mit graziösen Schritten neben Bess’ Kontrollpult und strich nachdenklich über das Medaillon, das an einer fein gearbeiteten Kette um ihren Hals hing. Wenn sich das Raumschiff im Pararaum befand, glühte das Medaillon von innen heraus in allen Regenbogenfarben, doch jetzt war es matt wie Milchglas.
»Ich bin der Meinung, daß wir etwas gegen Gondelor unternehmen sollten«, sagte sie. »Die Lady könnte unsere Tatenlosigkeit als Schwäche auslegen — und wenn sich dieser Eindruck auch bei den anderen Flüchtlingen durchsetzt … «
Bess sah zu ihr auf. »Ich verstehe. Aber ohne konkrete Beweise … «
»Oh, ich dachte nicht an eine offizielle Untersuchung«, lächelte die Psychonautin.
»Schlagen wir Gondelor mit ihren eigenen Waffen. Eine kleine Intrige hier, eine Schikane da … Gondelor muß erkennen, daß wir nicht mehr gewillt sind, ihre, ah, Eskapaden tatenlos hinzunehmen.«
»Konkret?«
»Die Lady ist eine überaus anspruchsvolle Frau, die mit allen Mitteln ihre alte gesellschaftliche Position bewahren will. Wenn wir ihr auf drastische Weise klarmachen, daß sie nicht mehr Rechte und Privilegien hat als jeder andere Flüchtling an Bord … Nun, ich könnte mir vorstellen, daß sie das sehr nervös machen wird. Und nervöse Leute neigen zu überhasteten Entscheidungen, Überreaktionen, Fehlern.«
Glory Moon suchte Bess’ Blick.
»Gondelors Suite im 1. OD und ihre Position als Flüchtlingsrätin – dort sollten wir ansetzen.«
Flaming Bess nickte bedächtig. »Ich verstehe. Eine ausgezeichnete Idee. Es ist ohnehin ein Unding, daß Gondelor als Einzelperson mehr Platz zur Verfügung hat als eine fünfköpfige Flüchtlingsfamilie. Es hat deswegen schon eine Reihe Beschwerden gegeben … Und der Flüchtlingsrat ist ein Relikt aus den Tagen des Exils auf Terminus; wenn ich mich recht erinnere, wurde er nicht gewählt, sondern von Magister Tamerlan ernannt.«
Sie erwiderte Glory Moons Lächeln.
»Einverstanden. Ich werde den alten Flüchtlingsrat auflösen und gleichzeitig bekanntgeben, daß zum nächstmöglichen Zeitpunkt ein neuer Rat gewählt wird. Und was Gondelors Suite betrifft — dieses Druckmittel sollten wir uns erhalten.« Ihr Lächeln vertiefte sich. »Zunächst dürfte es genügen, wenn ihr McLasky mitteilt — unter der Hand, versteht sich — daß es Pläne gibt, einige Flüchtlinge aus dem überfüllten 6. OD bei ihr
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