Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord
lächelte kalt. »Keine Sorge. In zwei Stunden wird Cluster niemand mehr drohen können. Hör zu, ich habe mir folgendes gedacht … «
Mit leiser Stimme setzte sie Glory Moon ihren Plan auseinander.
»Ich bin froh, daß Sie endlich zur Vernunft gekommen sind«, sagte Raumadmiral Cluster. Ein knapper Wink, und die beiden Soldaten, die Glory Moon in die Zentrale eskortiert hatten, wandten sich ab und kehrten auf ihren Posten auf dem Kabinengang zurück. »Sie sind also bereit, sich vorbehaltlos meinem Kommando zu unterstellen?«
Die Psychonautin maß ihn mit einem kühlen Blick. »Ich schätze, ich habe keine andere Wahl, oder?«
»Nein.« Cluster stand auf; er überragte die zierliche Frau um zwei Köpfe, und er schien es zu genießen, auf sie herabzuschauen. »Und damit Sie nicht auf dumme Gedanken kommen, bleiben Ihre Freunde von der Crew weiter in Haft.«
»Sie trauen mir nicht«, stellte Glory Moon nüchtern fest.
»Ich wäre ein Narr, wenn ich Ihnen trauen würde.« Cluster stieß ein bellendes Gelächter aus. »Ich bin in der gleichen Situation wie Sie. Auch ich habe keine andere Wahl, als mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Wir sind aufeinander angewiesen — und der Gedanke gefällt mir ganz und gar nicht.«
»Ich bin sicher, daß der Gedanke mir noch weniger gefällt als Ihnen«, versetzte die Psychonautin.
»Sie sollten mir eigentlich dankbar sein«, knurrte Cluster. »Bei allen Sternen, die Herculeaner haben Ihre Heimatwelt zerstört! Kharaman ist nur noch ein Trümmerring! Ich gebe Ihnen die Möglichkeit, sich an den Mördern Ihres Volkes zu rächen — bedeutet Ihnen das denn nichts?«
»Rache macht die Toten nicht lebendig«, sagte Glory Moon. »Was wollen Sie, Cluster? Noch mehr Gräber?«
»Es geht nicht darum, was ich will.« Der Admiral sprach leise, wie zu sich selbst. »In diesem gewaltigen Ringen, dessen Ausgang über die Zukunft der menschlichen Rasse entscheiden wird, sind die Gefühle Einzelner ohne Bedeutung. In den Jahren des Exils auf Terminus habe ich Tag und Nacht an Rache gedacht. Rache für die Toten von Gronderhud, für die brennenden Städte von Dragensteyn, für all die Millionen und Abermillionen Menschen, die in Kriegsherr Kroms Selektionslagern dahinvegetieren. Die Rache treibt mich an, doch die Rache ist nicht mein eigentliches Motiv.«
Ein Glitzern trat in die kalten Augen des Admirals.
»Ich habe eine Mission zu erfüllen«, sagte er laut, bestimmt, mehr zu den Raumsoldaten in der Zentrale als zu Glory Moon. »Die Vorsehung hat mich auserwählt, die Welten des Sternenbundes von der herculeanischen Tyrannei zu befreien. Wir befinden uns in einer verzweifelten Situation, aber die Verzweiflung gibt uns die Kraft, das Unmögliche zu vollbringen.
Vor uns liegen tödliche Gefahren, blutige Kämpfe, Tränen und Not, doch der Tod schreckt uns nicht. Wenn wir sterben, dann auf dem Feld der Ehre und für eine Sache, die jedes Opfer lohnt. Wir werden siegen, so oder so, denn wir haben bereits alles verloren, was uns lieb und teuer war. Wir können nur noch gewinnen.«
Die Psychonautin sah ihn spöttisch an. »Sie sind ein alter Mann, Cluster, deshalb können Sie so geringschätzig vom Sterben und vom Tod sprechen. Aber was ist mit den jungen Männern und Frauen an Bord, mit den Kindern?
Fragen Sie die Flüchtlinge, was sie von Ihren Kriegsplänen halten!
Diese Menschen wollen leben und sich nicht in Ihrem privaten Rachefeldzug verheizen lassen.«
»Sie sind eine Frau«, erwiderte Cluster verächtlich. »Sie können nicht verstehen, was die Ehre für einen Mann bedeutet.«
»Die Ehre«, wiederholte die Psychonautin. »Ka könnte Ihnen einiges über die Ehre erzählen. Er und die anderen Clansmänner von Clansholm haben die Ehre stets über ihr Leben gestellt. Und was ist aus dem Clan geworden? Bis auf Ka sind alle Clansmänner im Kampf gegen die Herculeaner gefallen.«
»Hätten sie fliehen sollen?«, brauste Cluster auf. »Feige vor dem Feind davonlaufen?«
»Sie sind ebenfalls geflohen, Admiral«, erinnerte Glory Moon. »Wir alle hier an Bord der NOVA STAR sind Flüchtlinge.«
Cluster funkelte sie an. »Das reicht!« sagte er schroff. »Genug geredet! Genug Zeit verschwendet!«
Er deutete auf den liegeähnlichen Pilotensitz.
»Gehen Sie an Ihren Platz«, befahl er. »Sofort.«
Mit einem Achselzucken kam Glory Moon dem Befehl nach. Von Cluster voller Mißtrauen beobachtet, ließ sie sich auf dem Spezialsitz nieder und befestigte die Neurokabel des
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