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Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord

Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord

Titel: Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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aufgegeben, aber trotzdem hat die alte Kommandantin noch eine geheimnisvolle Macht über das Schiff, die Flüchtlinge, sogar über mich. Flaming Bess ist wie ein Alpdruck. Solange sie lebt, wird dieser Alpdruck anhalten.
    Es wird keinen Prozeß geben, entschied Cluster. Diese Frau ist viel zu gefährlich, als daß man ihr die Gelegenheit geben darf, sich vor Gericht zu rechtfertigen. Selbst wenn ich in ihrem Hochverratsprozeß den Vorsitz führe und die Schöffen sorgfältig auswähle — sie wird sich irgendeinen Trick ausdenken, um den Prozeß zu sabotieren. Flaming Bess war in der Schattenwelt, die Herculeaner haben sie präpariert … und ich weiß, wie teuflisch geschickt Kriegsherr Kroms Spezialisten sind.
    Flaming Bess muß sterben — ohne Prozeß. Der alte Admiral nickte bedächtig. Erst wenn dieses Problem gelöst war, konnte er sich an die Bewältigung der großen Aufgabe machen, die vor ihm lag.
    Nach dem Transit, dachte Cluster. Sobald sich das Schiff im Pararaum befindet …
    »Transit in zehn Sekunden«, gab Glory Moon bekannt.
    Der Countdown lief ab. Der Maschinenlärm steigerte sich noch, und plötzlich setzte das herzschlagähnliche Wummern des dhrakanischen Paratriebwerks ein.
    Auf dem großen Sichtschirm verschwammen die kosmischen Gas- und Staubwolken hinter einem farbenprächtigen Flimmern. Die Farben gewannen an Leuchtkraft, während der Herzschlag des Paratriebwerks lauter und lauter wurde. »Transit!«
    Die NOVA STAR verschwand aus dem normalen Universum und tauchte in die unbegreifliche Dimension des Pararaums ein.
     

5.
 
    Sie war Glory Moon, ein Mensch, eine Tochter des Matriarchats von Kharaman, ein Wesen aus Fleisch und Blut — und gleichzeitig war sie ein stählerner Koloß, ein hundertzehn Meter hohes und bis zu fünfhundert Metern durchmessendes Raumschiff, das sich mit unvorstellbar hoher Geschwindigkeit durch den Pararaum bewegte.
    Sie spürte das Pulsieren der fremden Dimension als brutale, wiederkehrende Erschütterung ihres Geistes, als Gedankenbeben, das ihr Bewusstsein zu zertrümmern drohte.
    Sie kannte die Gefahr.
    Sie hatte gelernt, mit ihr fertigzuwerden.
    Das Netzwerk der Bordelektronik mit seinen streng logisch angelegten Verästelungen, den übersichtlichen Informationsstraßen und den vielfältigen Rückkoppelungsmechanismen bot genügend Halt und Schutz. Aus den Datenspeichern des KI-Bordcomputers mit seiner erschöpfenden Vielfalt an Expertensystemen und Schlußfolgerungskomponenten bezog sie das Wissen und die superintellektuellen Fähigkeiten, die allein eine Orientierung im Pararaum ermöglichten.
    Für menschliche Augen war die Paradimension ein Meer pulsierender Farben, ein kosmischer Regenbogen, der sich laufend veränderte, ein fortwährender Schöpfungsakt in Technicolor. Doch für die Augen des Raumschiffes war jede Farbe ein Informationspool mit lebenswichtigen Daten für die Berechnung des Kurses, die Fortsetzung des Fluges, die Einleitung von Ausweichmanövern.
    Es gab Wirbelstürme im Farbenmeer, die das Schiff zerstören konnten; Strudel, aus denen es kein Entkommen gab; Riffe, Untiefen, ausgedehnte Orkanzonen, tödlich für jedes Objekt, das sich in sie hineinwagte.
    Eins mit dem kalten Stahl der NOVA STAR, eins mit dem wummernden Herzschlag des dhrakanischen Paratriebwerks, durchpflügte Glory Moon die Wogen des Farbenmeers. Sie wich den Riffen aus, mied die tückischen Untiefen und Strudel und veränderte den Kurs, sobald sich am imaginären Horizont die düsteren, brodelnden Wolken eines Parasturms zeigten.
    All ihre Sinne waren gespannt.
    Sie durfte keinen Fehler machen.
    Ihr erster Fehler würde ihr letzter sein, und wie so manches unglückliche Interstar-Schiff der Inneren Welten würde die NOVA STAR im Ozean der Farben untergehen.
    Mit mehr als hunderttausendfacher Lichtgeschwindigkeit raste die NOVA STAR dahin — der unsichtbaren Grenze des dhrakanischen Reiches entgegen, zu den sternenarmen Regionen der Milchstraße, erdwärts, immer weiter erdwärts … Admiral Cluster glaubte, daß das Schiff Kurs auf die Inneren Welten genommen hatte, am Rande des galaktischen Kerns, und er würde seinen Irrtum erst erkennen, wenn das Raumschiff in den normalen Weltraum zurückkehrte. Solange es sich in der Paradimension befand, gab es für ihn keine Möglichkeit, den Kurs zu überwachen.
    Die Täuschung war Teil von Flaming Bess’ Plan.
    Der alte Admiral mußte sich in Sicherheit wiegen. Er mußte triumphieren, damit Glory Moon ungestört den zweiten

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