Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord
Aufprall ab und huschte durch den dunklen Gang zum Zentralschott.
Plötzlich, ganz nah, eine ärgerliche Stimme. »Verdammt, warum funktioniert die Notbeleuchtung nicht? Man sieht ja nicht mehr die Hand vor Augen! He, Korp, wie lange brauchst du denn, um das verdammte Schott zu öffnen?«
Bess verharrte.
Sie streckte die Hand aus und berührte rauhen Uniformstoff.
»Korp? Bist du das, Korp? « Seine Stimme klang jetzt beunruhigt.
Aus der Dunkelheit drang eine andere Stimme »Das Schott ist blockiert, Grinny. Hörst du? Das verfluchte Schott läßt sich nicht öffnen!«
»Aber … « Der Soldat namens Grinny atmete scharf ein. Ihm begann zu dämmern, daß sich außer ihm und Korp noch jemand im Kabinengang aufhielt. »He«, sagte er im besorgten Tonfall, »entweder spinne ich, oder jemand schleicht hier im Finstern herum … «
Flaming Bess lächelte ironisch. Wie recht du hast, dachte sie.
»Red’ keinen Unsinn, Grinny«, fauchte der andere Soldat. »Hilf mir lieber, das Schott aufzubekommen.«
»Hier ist jemand«, beharrte Grinny. »Ich … «
Bess’ Handkantenschlag traf ihn am Hals. Gurgelnd verstummte er, dann ein dumpfer Aufprall, halb vom Maschinenlärm verschluckt.
»Grinny?«, rief der andere Soldat. »Was ist los?«
Schritte. Flaming Bess duckte sich. Die Schritte kamen näher, stockten.
Mit einem entsetzten Schrei stolperte Korp über den Körper seines bewußtlosen
Kollegen und prallte gegen Flaming Bess.
»Grinny?« stieß er furchtsam hervor.
»April, April«, sagte Flaming Bess, packte ihn am Kopf und schmetterte ihm die Handkante gegen die Schläfe. Der Soldat erschlaffte und brach zusammen.
Bess trat zurück. »Glory Moon?« rief sie in die Dunkelheit. »Hörst du mich?«
Im nächsten Moment flammte das Licht wieder auf. »Gratuliere«, drang Glory Moons synthetisch erzeugte Stimme aus den Deckenlautsprechern. »Das liebe ich an dir, Bess — selbst in der Hitze des Gefechts verlierst du nie deinen Humor.«
Flaming Bess bückte sich und nahm den bewußtlosen Soldaten die Schocker ab. »Wie sieht es in den unteren Decks aus?«
»Clusters Leute sind mattgesetzt«, erklärte Glory Moon.
»Und in der Zentrale?«
»Noch hat Cluster keinen Verdacht geschöpft, aber er wird bereits unruhig, weil er keine Interkomverbindung zum Stabsraum bekommt … «
Flaming Bess deutete auf die verschlossenen Kabinentüren. »Dann wird es Zeit, daß du unsere Freunde befreist.«
Die Psychonautin antwortete nicht, doch einen Moment später glitten die Türen zur Seite. Kampfbereit stürzte Ka auf den Gang — und blieb abrupt stehen, als er zu Flaming Bess’ Füßen die beiden bewußtlosen Soldaten sah. Ein enttäuschter Ausdruck erschien auf seinem narbigen Gesicht.
Ken Katzenstein tauchte einen Moment später im Türrahmen seiner Kabine auf. Er trug ein elegantes weißes Jackett, ein schwarzes, dezent besticktes Hemd, eine weiße Hose mit rasiermesserscharfen Bügelfalten, glänzend polierte Gamaschenschuhe und ein seidenes Halstuch. Er ignorierte Bess’ verblüfften Blick und drehte sich mit einem weltmännischen Lächeln zu Vira Mandala um, der vollbusigen, blonden Mediacontrolerin, die in einem hautengen Kleid aus schimmerndem Silbergespinst und auf hochhackigen Schuhen aus ihrer Kabine gestöckelt kam.
Galant bot ihr der Bordingenieur seinen Arm an.
»Vira und ich«, wandte er sich beiläufig an Flaming Bess, »werden in der Orangerie alles für die Siegesfeier vorbereiten. In einer halben Stunde treffen wir uns oben unter der Kuppel — bis dahin wirst du Cluster doch erledigt haben, oder? Also enttäusche uns nicht!«
Er winkte lässig und stolzierte mit Vira Mandala davon.
»Jetzt ist Katz völlig verrückt geworden«, stellte Fortunato Stengel fest.
Der schlaksige, wuschelhaarige Techniker sah den beiden kopfschüttelnd nach, während sich sein Werkzeugcontainer an ihm vorbeizwängte und händeringend auf die bewußtlosen Soldaten zurollte.
»Dieser Container benötigt dringend neue Werkzeuge!« quäkte die Kiste.
Einer der Soldaten stöhnte und bewegte sich. Die Kiste stieß ihm einen Plastikfinger in die Rippen. »Achtung, Achtung! Dies ist ein Notfall!«
»Eher ein Fall für den Schrottplatz«, kommentierte Jasper »Chip« Chipansky, der Chefkybernetiker der NOVA STAR, und schüttelte sein wallendes, blau und orange gefärbtes Haupthaar. »Oder für Grishnu.«
Stengel sah ihn beleidigt an. »Die Kiste ist nur ein wenig durcheinander, das ist alles. Sie ist eben sehr
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