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Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord

Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord

Titel: Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Samwell.«
    Er schmetterte die Faust gegen den Spiegel, daß er unter der Wucht des Schlags klirrend zersprang, doch aus den Scherben grinste ihn noch immer Tynas Gesicht an, ein Mosaik aus rußgeschwärztem Fleisch und verschmorten Erinnerungen an glückliche Stunden. Goldberg schrie und trampelte auf den Scherben herum, zermalmte sie unter den Absätzen seiner Schuhe zu feinkörnigem glitzernden Granulat, bis Tynas höhnisch grinsende Fratze verschwunden war.
    Er keuchte, sah sich wild um — und da und dort, im blanken Muster der gekachelten Wände, entdeckte er ein blutendes Auge, einen rußig lächelnden Mund, eine Strähne Feuerhaar.
    Goldberg wimmerte.
    Er fletschte die Zähne wie ein in die Enge getriebenes Tier.
    »Du entkommst mir nicht«, raunte Tyna aus dem Nichts. Sie lachte grell, und in ihrem Gelächter schwang eine Drohung mit, die ihn in wilder Panik aus der Naßzelle trieb, in die Stille seiner Kabine, die nun vom gespenstischen Geraune der toten Frau erfüllt war: »Ich bin überall, Samwell, überall … «
    Er heulte auf, als er die Wahrheit erkannte: Tynas Stimme drang nicht aus dem Nichts, sondern war in seinem Kopf. Sie sprach in seinen Gedanken, ein bösartiger Parasit, der sich von seiner Furcht nährte. Aber dann wurde ihm klar, daß es nur die halbe Wahrheit war und Tyna recht hatte, wenn sie behauptete, überall zu sein, in der Luft, im Boden, im schimmernden Stahl der Decke.
    Und sie peinigte ihn.
    Schmerz pochte hinter seiner Stirn und breitete sich wie ein Flächenbrand über seine Kopfhaut aus, kroch hinunter ins Gesicht und in den Nacken. Verzehrender Schmerz, als hätte sich ein hungriger Nager einen Weg in die Höhle seines Schädels gebahnt, um dort seine Gier nach Fleisch zu stillen.
    Halb wahnsinnig vor Schmerz und Angst wankte Goldberg zum Bett, warf Kissen, Decke und Matratze zur Seite und griff nach dem kleinen Nadler, den er dort versteckt hatte. Kühl lag die Waffe in seiner Hand. Er lachte heiser, wirbelte herum und drohte Tyna mit dem Nadler.
    »Komm!« schrie er. »Dann komm doch und hole mich! Versuch es!«
    Aber sie lachte nur, in der Luft, in seinem Kopf.
    Er schoß. Der feine Energiestrahl brannte ein münzgroßes Loch in die milchweiße Wand der Naßzelle.
    Das Gelächter verstummte, um einen Moment später erneut einzusetzen, an- und abzuschwellen, zurückzuweichen, zur Tür zu fliehen und durch die Tür hinaus auf den Gang.
    Goldberg kreischte in wahnsinnigem Triumph und gab einen Schuß auf die Tür ab, wo der Kunststoffüberzug Blasen warf, brodelte und verdampfte und nacktes Metall sichtbar wurde.
    »Und jetzt, Tyna?« brüllte er. »Was jetzt? Soll ich dich verbrennen? Ist es das, was du willst? Bist du noch nicht genug verbrannt, auf Eiry, im Feuer der Klon-Soldaten?«
    Sie lachte.
    Auf dem Gang.
    Sie lauerte draußen auf dem Korridor und verhöhnte ihn.
    Goldberg knirschte mit den Zähnen. Heiße Wut stieg in ihm hoch. Er vergaß den Schmerz in seinem Kopf. Er vergaß seine Angst. Er stürzte zur Tür und preßte die Hand gegen das Sensorschild. Die Tür glitt zur Seite, und er schoß. Der Nadlerstrahl zog eine bleistiftdünne Sengspur über die Korridorwand.
    Schwer atmend blickte sich Goldberg um. Der Gang war leer.
    »Tyna!« brüllte Goldberg. »Wo steckst du, Tyna?«
    Ein Surren. Ein paar Meter weiter öffnete sich eine Kabinentür und ein dicker, kahlköpfiger Mann starrte ihn empört an; Rochmond, ein Flüchtling von Nega Aureolis.
    »Was soll der Lärm?« fauchte der Dicke. »Sind Sie betrunken, Goldberg?«
    Goldberg warf ihm einen fiebrigen Blick zu. »Haben Sie sie gesehen?«, stieß er hervor. »Antworten Sie, Rochmond! Haben Sie sie gesehen?«
    Der dicke Mann starrte ihn noch immer an. »Bei allen Heiligen — was ist mit Ihren Augen, Goldberg?« Goldberg zuckte zusammen. Die Angst kehrte zurück, kalt wie der Weltraum. »Meine Augen? Was ist mit meinen Augen? « Er trat auf Rochmond zu, zitternd, den Nadler schußbereit in der Hand. »Was ist mit meinen Augen, Rochmond?« kreischte er.
    Der Dicke wurde bleich. »Bei allen Heiligen!« keuchte er. »Bei allen Heiligen! Es sieht … wie Moos aus. Wie Moos, Goldberg! Auf Ihren Augen, Goldberg!«
    Wie Moos, dachte Goldberg. Grünlich-blau. Wie die Augen des Schläfers. Hinter ihm ein Kichern. Tyna!
    Goldberg drehte sich, und in der Drehung schoß er, doch Tyna lachte nur und schwebte davon, ein Gespenst, ätherisch, mit brennenden Haaren und verbranntem Gesicht. »Tyna!« schrie Goldberg.
    »Bei

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