Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord
hingen, wenn die Gerüchte stimmten, mehrere hundert Exklusivmodelle der besten Modeschöpfer der Galaxis.
Wahrscheinlich hat Gondelor mehr Modellkleider als es Tage im Jahr gibt, dachte Gahl. Und ich muß mich mit diesem alten Plunder begnügen. Es ist eine Schande!
Schließlich entschied sie sich für einen hautengen schwarzen Overall mit eingearbeiteten Aromadepots, der ihre Figur zur Geltung brachte und nach süßer Frühlingsluft duftete. Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel; gut.
Sie lächelte. Vielleicht hätte sie noch etwas Make-up auftragen sollen, aber die Zeit war knapp.
Gahl warf Diva eine Kußhand zu und verließ die Kabine. Sie wandte sich nach rechts und bog in den breiten Hauptkorridor, der den bugwärts gelegenen Kabinentrakt mit der Zentralsektion des 3. Oberdecks verband. Auf ihrem Weg zum Hauptaufzug begegneten ihr nur wenige Menschen. Offenbar hatten sich die meisten Flüchtlinge aus Furcht vor dem Kälteschläfer und der Amokseuche in ihre Unterkünfte zurückgezogen.
Die blonde junge Frau lächelte.
Sie hatte keine Angst. Flaming Bess würde schon dafür sorgen, daß die Gefahr rasch gebannt wurde. Sie vertraute der Kommandantin; schließlich hatte Flaming Bess mehr als einmal bewiesen, daß sie mit jeder Situation fertig wurde.
Gahl dachte an Calvin Kospodin, und ihr wurde ganz leicht ums Herz.
Wie sehr hatte sie ihn vermißt! Hätte Calvin auf sie gehört und sich rechtzeitig von dem verrückten Admiral losgesagt, wäre er nicht in diese furchtbare Lage geraten. Hoffentlich war er in Zukunft vernünftiger. Er mußte endlich erkennen, daß ihre einzige Hoffnung die Erde war. Nur mit Hilfe der Erde konnten sie die Welten des Sternenbundes von den Herculeanern befreien.
Sie erreichte die Zentralsektion und gelangte in den Korridor, der zum Hauptaufzug führte. Schon von weitem konnte sie die schimmernde Schachtröhre sehen. Ihre Schritte stockten — vor dem Aufzug hatten sich mehrere Männer in den dunkelblauen Uniformen des Sicherheitsdienstes postiert. Sie waren mit Schockern und leichten Strahlgewehren bewaffnet.
Einer der SD-Männer kam ihr entgegen. Er war groß und kräftig, hatte kurzgeschnittenes, aschgraues Haar und schmale, farblose Augen, wie sie für die Terminusgeborenen typisch waren.
Gahl lächelte scheu; sie kannte den Mann. Er hieß Darb und hatte nach den Mordanschlägen auf Flaming Bess die Fahndung nach den Tätern geleitet, bei denen es sich um Anhänger des Kultes der Letzten Tage gehandelt hatte. Die Erinnerung an jene Ereignisse war für Gahl nicht angenehm — sie war selbst unter den Einfluß Mahmeds geraten und von ihm zu einem Attentat auf die Kommandantin mißbraucht worden. Zum Glück hatte Calvin Kospodin im letzten Moment eingegriffen und den Anschlag vereitelt.
Der Kult war zerschlagen, doch seitdem fehlte von Mahmed, dem Propheten, jede Spur.
Darb blieb vor Gahl Belfort stehen. »Sie sollten in dieser Situation nicht allein im Schiff herumspazieren«, sagte er barsch, und Gahl spürte seine unterschwellige Nervosität. Auch die anderen SD-Männer wirkten nervös.
»Es ist zu gefährlich, Gahl. Solange wir den Schläfer nicht dingfest gemacht haben, sollten Sie in Ihrer Kabine bleiben. Hier im 3. OD hat es die meisten Opfer gegeben.«
»Ich weiß, aber ich muß ins 1. OD«, erklärte Gahl. »Es ist wichtig. Ich … «
»Tut mir leid«, unterbrach Darb, »der Aufzug ist gesperrt. Anweisung von Muller McLasky. Bis zur Beseitigung der Gefahr dürfen Zivilpersonen ihr Wohndeck nicht verlassen. Kehren Sie bitte in Ihre Kabine zurück.«
»Aber ich muß nach unten!« protestierte Gahl. »Sie wissen, daß Flaming Bess die Flottenoffiziere begnadigt hat, und daß ich mit Calvin Kospodin …«
»Bedaure, Gahl. Ich kann keine Ausnahme machen.« Darb lächelte schief. »McLasky würde mich ohne Raumanzug aus dem Schiff werfen lassen. Und Sie sind in Ihrer Kabine besser aufgehoben. Sie wissen doch, was für schreckliche Dinge geschehen sind. Dieser Amokläufer, der mit einem Eispickel mehrere Menschen erschlagen hat … Oder diese Frau, Jorna Kard, die die Kinder … «
Er brach ab.
Seine Mundwinkel zitterten.
»Eines der Opfer war meine Tochter«, sagte er rauh.
Gahl sah ihn mitleidig an. »Das wußte ich nicht. Es … muß sehr schlimm für Sie sein, Darb.«
Er straffte sich. »Jedenfalls — ich darf Sie nicht passieren lassen. Wenn Sie es wünschen, begleitet einer meiner Leute Sie zum Kabinentrakt. Für alle Fälle.«
»Nicht nötig,
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