Flaming Bess 06 - Sternbaronat Roter Riese
Bänken Platz nahm.
Der Gleiter beschleunigte und schoß auf die Steinbarriere zu. Rumpelnd sank ein meterbreites Teilstück der Mauer in den Boden und gab den Weg in die phantastische Stein- und Kristallandschaft der Inneren Höhlen frei.
Hier, wo es nur vereinzelte Energiefackeln gab, wucherte das lichtempfindliche, sich von mineralischen Stoffen ernährende Phosphormoos ungehemmt. Boden und Wände, Felsvorsprünge und Steinnadeln waren von dem weichen phosphoreszierenden Teppich überzogen. Erst als sich der Stollen zu einer gewaltigen Höhle hin öffnete, trat wieder der nackte Fels hervor.
Buckelige Kristallstrukturen und weiße, bis zu zwanzig Meter hohe Tropfsteinformationen zwangen den Gleiter zu einem Zickzackkurs, der ihn schließlich zu einem sanft ansteigenden Felsplateau führte. Auf der anderen Seite fiel das Plateau steil ab, und am Fuß der Erhebung breitete sich eine riesige freie Fläche aus, gesäumt von schwarzen, titanischen Säulen, aus deren schüsselförmigen Aufsätzen meterhohe Flammen schlugen.
Und auf dem großen Platz, eng gedrängt, Tausende Männer, Frauen und Kinder in groben, einfach geschnittenen Gewändern, die Gesichter bleich, die Augen schwarz und blicklos ins Leere starrend.
Aber als der Gleiter auf dem Plateau landete und Baron Stork ausstieg und an den Rand der Felsinsel trat, ging ein Raunen durch die Menge. Vereinzelte Hochrufe wurden laut.
Die Stahlhandsoldaten nahmen neben Stork Aufstellung.
Der Baron hob die Arme.
Die Hochrufe verstummten, das Raunen verebbte. Erwartungsvolle Stille trat ein.
Stork nahm nur selten an der Mahnstunden teil, zu der sich die Bewohner der Inneren Höhle in regelmäßigen Abständen zu versammeln hatten, um sich der Untaten ihrer Ahnen zu erinnern.
»Wir sind die Verdammten«, rief Stork mit weithin hallender Stimme. »Wir sind die, die in der Finsternis leben müssen. Das blühende Paradies, das unsere Welt einst war, wurde von unseren Vorfahren zerstört. Und mit der Natur starben auch die Menschen. Nur wenige überlebten das Inferno, und sie mußten vor dem strahlenden Tod in die Tiefe fliehen … «
Er machte eine Pause und lauschte dem rollenden Echo seiner Worte.
»Seht!« donnerte er. »Seht, was die Ahnen aus unserer Welt gemacht haben!«
Über den Köpfen der Menge begann die Luft zu flimmern. Ein holografisches Feld baute sich auf, projiziert von den im Plateau verborgenen Geräten, die noch aus der Zeit des Exodus stammten. Das dreidimensionale Bild wurde scharf.
Wüste, grau in grau. Sturmgepeitscht. Ein Himmel, rot und schmutzig wie eine entzündete Wunde. Eine aufgeblähte rote Sonne, halb hinter den wirbelnder Staubschwaden verborgen. Da und dort, wie kariöse Zähne, ragten Ruinen aus dem Sand hervor, schwarzglasiert, mit leeren Fensterhöhlen, trostlos wie die umgebende Ödnis. Nirgendwo Grün, nirgendwo Leben.
»Seht die Hölle von Argylon«, rief der Baron pathetisch. »Seht, was rücksichtslose Ausbeutung der Natur und der Wahnsinn des Krieges aus dem Paradies gemacht haben. Seit Jahrhunderten ist die Oberfläche wüst und leer. Niemand kann dort überleben. Niemand.« Er ließ seine Worte einwirken, die Bilder für sich sprechen.
»Das ist die bittere Wahrheit«, fuhr er fort. »Wir haben keine andere Wahl, als uns ihr zu stellen. Ich weiß, daß es viele unter euch gibt, die am großen Traum von der Rückkehr an die Oberfläche festhalten. Ich verstehe sie. Auch ich träume von den offenen Himmeln der alten Heimat, von den Wiesen und Wäldern, den klaren Flüssen und den fischreichen Seen der alten Zeit. Aber die Bilder, die uns die automatischen Kameras von der Oberfläche liefern, sind eindeutig. Dort oben wartet nicht das Paradies auf uns, sondern der Tod.
Nur Wahnsinnige können die Wahrheit der Bilder leugnen. Nur Wahnsinnige können verlangen, die Sicherheit der Höhlen aufzugeben. Hört nicht auf die Einflüsterungen dieser Kreaturen! Sie versprechen euch eine goldene Zukunft, aber wenn ihr ihnen folgt, werden sie euch in den Untergang führen.«
In der Menge entstand Unruhe. Stork breitete die Arme aus. »Die Höhlen geben uns Trost und Schutz. In ihnen werden wir die Zeit der Verdammnis überdauern, in ihnen werden wir das Erbe der Menschheit bewahren, bis die Oberfläche wieder bewohnbar ist. Von uns wird keiner diesen Tag erleben, aber die Kinder unserer Kindeskinder werden das Licht der roten Sonne sehen und die Welt wieder urbar machen.
Für diese zukünftige Generation müssen wir unser
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