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Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Titel: Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Baumgrenze fruchtbareren Boden fanden und wie ein daumendicker, blaugrüner Teppich den Hang bedeckten.
    Der Schwarze Ritter war der Hüter des Ersten Siegels!
    Er war anders als die Gaukler der Stadt, die Nomaden der Wüste oder die Mechanoiden der High-Tech-Zone jenseits der Drachenberge.
    Er war nicht dazu konstruiert, Glück zu schenken und Freude zu bereiten; es war nicht seine Aufgabe, die Besucher zu empfangen und sie durch die Geschichte der alten Erde zu führen, die hier auf der Welt des Tores wie auf einer planetaren Freilichtbühne nachgestellt und nachgespielt wurde.
    Er existierte, um das Tor zu bewachen und auf den Tag zu warten, an dem der erwartete Schlüsselträger kam, um das Siegel zu brechen und das Schloß zu öffnen und so den ersten der sechs Riegel zu lösen, die das Tor zur Erde versperrten.
    Nun war der Tag gekommen.
    Und der Elektrische Ritter war auf dem Weg zum Träger des Schlüssels an Bord des gelandeten Raumschiffs, wie es sein Programm befahl. Er hatte eine Botschaft zu überbringen. Eine einfache Botschaft: Du kommst zu spät!
    Denn die Zeit hatte den Elektrischen Ritter verändert. Eigenmächtig hatte er sein ursprüngliches Programm korrigiert, um seine Existenz auch über den Tag der Entscheidung hinaus zu sichern.
    Denn nur solange das Tor geschlossen blieb, wurde er gebraucht. Also würde er dafür sorgen, daß niemand das Tor öffnete und zur Erde gelangte, die sich vor Äonen hinter den Sonnenwall zurückgezogen hatte, hinter die undurchdringliche Barriere aus Licht und Hitze. Der Elektrische Ritter wußte nicht, was die Erdmenschen dazu bewogen hatte, jeden Kontakt zum Rest der Galaxis abzubrechen. In seinen Speichern gab es keine Daten über die Zeit unmittelbar vor und nach dem Bau der Barriere. Er wußte nur, daß es seine Aufgabe war, das Erste Siegel zu hüten und den Schlüsselträger daran zu hindern, das Tor zu öffnen und damit das Dasein des Ritters zu beenden.
    Das schwarze Pferd hatte die Baumgrenze erreicht und donnerte im wilden Galopp durch die engen Biegungen der Serpentine, hinein in die Düsternis unter den verfilzten Baumkronen.
    Getier raschelte im Unterholz, und ein einsamer Bergwolf, der sich neugierig aus dem Dickicht hervorgewagt hatte, floh mit eingekniffenem Schwanz zurück in die Schatten. Doch seine Flucht war programmiert.
    Wie der Ritter und das Pferd, so war auch der Wolf eine Maschine.
    Endlich lag der düstere Wald hinter dem Ritter. Vor seinen elektronischen Augen breiteten sich grasbewachsene Hügel aus, die hier und da von großen Brandflecken verunstaltet waren. Ein Zeichen dafür, daß der Drache sein Höhlennest am Fuß der Berge verlassen hatte.
    Die Augen des Elektrischen Ritters glühten auf.
    Auch der Drache erwartete den Schlüsselträger.
    Weiter!
    Durch die Niederungen, in denen künstlicher Nebel wallte, an einem gurgelnden Wasserlauf entlang, der im Nest des Drachen entsprang und von seinen Ausdünstungen geschwärzt und vergiftet war, der Ebene entgegen, die sich flach wie ein Brett zwischen den Drachenbergen und der Stadt der Gaukler erstreckte. Die Pferdehufe rissen die Grasnarbe auf, der gepanzerte Pferdeleib brach wie ein Rammbock durch Buschwerk und Dornenhecken.
    Der Ritter schwang sein Schwert und ließ seinen Schrei weit über das stille Land hallen.
    Er hörte das Singen der Sechs Siegel, er hörte das Gewisper der Sechs Schlüssel.
    Und so wie er, der Schwarze, nach Jahrtausenden der Ruhe und des Wartens von den Stimmen der Schlüssel geweckt worden war, so erwachten auch die fünf anderen Wächter und rüsteten sich zum Kampf.
    Das Trommeln der Hufe und das herausfordernde Gebrüll des Elektrischen Ritters vermischten sich zu einer kriegerischen und bedrohlichen Melodie. Die Sonne stieg höher und legte brütende Hitze über das Land, aber der Ritter und sein mechanisches Pferd kannten weder Durst noch Müdigkeit. Allmählich rückte die Stadt der Gaukler näher, ein Meer aus bunten Zelten und Bretterbuden am Rand des Raumhafens, der nun vom Stahlkoloß des fremden Raumschiffs überragt wurde.
    Weiter, weiter!
    Zum Schlüsselträger, wie es das Programm befahl.
    Dies war der Tag der Entscheidung, der Tag, an dem sich das Schicksal der Elektrischen Ritter erfüllen sollte.
     

5.
     
    Das Schiff war gelandet, aber das Wummern des Paratriebwerks stieg noch immer aus dem Maschinendeck herauf. Die fünftausend Menschen im Schiff standen nach wie vor unter dem psychischen Einfluß der Elektrischen Ritter, und hilflos

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