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Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Titel: Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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zerschnitten, und am Horizont schimmerten die Stadt der Gaukler und der Raumhafen. Der eisige Wind pfiff um die Zinnen und Erker der weißen Burg und trug den Geruch von Schnee mit sich.
    Das unermüdliche Pfeifen des Windes war der einzige Laut.
    Dann, von fern, ein dumpfes Grollen, wie von einem heraufziehenden Gewitter. Doch die Wolken über der Gauklerstadt zogen bereits weiter, dem Westen entgegen, der Küste des weltumspannenden Ozeans. Es war kein Gewitter im Anzug, dennoch hielt das Grollen an. Und vom Raumhafen wuchs ein dreidimensionales, rotleuchtendes Gitter in die Höhe und verschwand in der Wolkendecke.
    Sekunden später ebbte das Grollen ab.
    Das Landegitter leuchtete heller und heller, bis selbst das Licht der Mittagssonne dagegen verblaßte, und überzog die Gauklerstadt und das Hafengelände, den ganzen Horizont mit blutigem Rot.
    Ein monströser Schatten verdunkelte den Himmel. Der Schatten eines schimmernden Stahlkolosses, aus achteckigen Segmenten zusammengefügt, die sich nach oben und unten hin pyramidenförmig verjüngten. An der Spitze war das riesige Gefährt von einer durchsichtigen Kuppel gekrönt. Hundertzehn Meter hoch, das größte, mittlere Decksegment fünfhundert Meter im Durchmesser, das Raumschiff war trotz der Entfernung ein imposanter Anblick.
    Langsam sank es durch das sich wie ein Trichter verengende Landegitter dem Boden entgegen, als bestände es nicht aus massivem Stahl, sondern aus Watte. Jetzt hatte es schon die Wolkendecke durchstoßen und hing wie ein Berg zwischen Himmel und Erde.
    In der weißen Burg rührte sich etwas.
    Von den dicken Mauern gedämpft, drang metallisches Klirren hinaus in die einsame Bergwelt. Das Klirren wiederholte sich mit monotoner Regelmäßigkeit. Ein Schnauben, ein Wiehern, gefolgt vom hastigen Trippeln flinker Füße. Wieder die schweren, klirrenden Schritte.
    Knirschend und knarrend öffneten sich die tonnenschweren, eisenbeschlagenen Torflügel der Burg, und kaum war die Öffnung breit genug, stürmte im donnernden Galopp ein schwarzes, gepanzertes Schlachtroß heraus und ließ die Balken der Holzbrücke unter seinem Gewicht ächzen und schwanken.
    Schwarz wie das gepanzerte Pferd war auch der Reiter.
    Seine Rüstung verschluckte das Sonnenlicht, sein dreieckiger Schild trug das Banner des Drachen. An seiner Seite wippte ein langes blitzendes Schwert und schien bei jedem Schlag gegen die Flanke das Roß zu größerer Geschwindigkeit anzuspornen. Hinter dem geschlossenen Helmvisie r des Ritters glühten dunkelrote Augen.
    Auf der anderen Seite der Brücke zügelte er scharf das Pferd, so daß es wiehernd und schnaubend in die Höhe stieg.
    Die glühenden Augen des Ritters fixierten das Raumschiff, das weiter an Höhe verlor und sich anschickte, hinter dem Horizont zu versinken.
    Das Pferd schnaubte wieder.
    Dampfend schlug der Atem aus den Nüstern, bis es vom Horizont verschluckt wurde und nicht einmal mehr die Kuppel an der Spitze zu sehen war, und dann, als auch das leuchtende Energiegitter des Landefelds erlosch, gab er dem Roß die Sporen.
    Das Pferd schnellte los, als hätte es nur auf diesen Moment gewartet, und hetzte die schmale Straße hinunter, die gerade wie mit dem Lineal gezogen das Geröllfeld zerschnitt und weiter unten, wo der Hang steiler wurde, in engen Windungen ins Tal führte.
    Jedes normale Pferd wäre bei dieser Geschwindigkeit auf der abschüssigen Strecke gestürzt. Doch das schwarze Roß war kein normales Pferd. Es hatte Knochen aus Stahl, Muskeln und Sehnen aus hochelastischem Kunststoff, Kameraaugen und Mikrofonohren und ein Gehirn aus Mikrochips.
    Das Pferd war eine Maschine.
    Wie sein schwarzgepanzerter Reiter.
    Der Elektrische Ritter kannte keine menschlichen Gefühle, aber er war darauf programmiert, in bestimmten Situationen auf bestimmte Art zu reagieren.
    Der Anblick des landenden Raumschiffs hatte ihn mit elektronischer Befriedigung erfüllt.
    Der selbstmörderische Ritt über den Steilhang ließ ihn einen Schrei voller Wildheit und barbarischer Freude ausstoßen.
    Er hörte den Gesang der Sechs Siegel, er hörte das sehnsüchtige Wispern der Sechs Schlüssel, die nach all den langen Jahrtausenden endlich den Weg zu den Hütern des Tores gefunden hatten.
    Er schrie erneut und spornte sein mechanisches Roß an, und es wieherte mit der gleichen programmierten Wildheit und ließ die Hufe fliegen, streckte sich, hetzte in weiten Sätzen über bröckelndes Gestein und verkümmerte Flechten, die erst nahe der

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