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Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Titel: Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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schlüpfen konnte.
    Das Licht hatte etwas Lebendiges an sich, und obwohl dieser Gedanke absurd war, spürte Flaming Bess einen leisen Schauder, als sie sich der glimmenden Rückwand näherte.
    Der Lakai und der Zwerg blieben respektvoll am Portal zurück.
    Die Rückwand war hinter einem dichten Schleier aus goldener Helligkeit verborgen, doch als Bess nur noch wenige Meter von ihr entfernt war, löste sich der Schleier auf und enthüllte ein kunstvolles Mosaik aus farbenprächtigen Kristallen. Im Zentrum befand sich ein faustgroßer, golden glitzernder Stein, eingebettet in königsblaue Saphirsplitter, die wie ein Meer die ganze Wand überzogen. Neun weitere Steine von unterschiedlicher Größe stachen aus dem Saphirblau hervor: Rosenquarz, Sternrubin, Feueropal, Lapislazuli, Amethyst, Smaragd, Korund, Aquamarin und Turmalin.
    Neun Steine für die neun Planeten des irdischen Sonnensystems.
    Und unter dem dritten Stein, dem Feueropal, befand sich eine sechseckige Vertiefung.
    Flaming Bess nahm ihren Überlebenstornister ab, öffnete ihn und zog die Schatulle mit den Sechs Tafeln des Orat-Madur hervor. Ihr Hände bebten, als sie die Schatulle aufklappte. Der Feueropal begann heller zu leuchten, bis sein Glanz sogar das Licht des Sonnensteins übertraf. Vom Portal drang das aufgeregte Geschrei des Krummen herüber, doch Bess ließ sich davon nicht stören. Mit zusammengekniffenen Augen musterte sie die bronzefarbenen Metallfolien, die in die fingerdicken Steintafeln eingelassen waren.
    Äußerlich unterschieden sich die Tafeln nicht voneinander. Sogar die fremdartigen Symbole, die in die Folien eingraviert waren, stimmten völlig überein.
    Verdammt, welcher Schlüssel war der richtige?
    Oder spielte es keine Rolle?
    Plötzlich ging das helle, stetige Leuchten des Feueropals in ein rhythmisches Pulsieren über, und Bess sah erstaunt, wie eine der Tafeln in einem kalten Licht erstrahlte.
    Flaming Bess atmete erleichtert auf.
    Behutsam griff sie nach der Tafel. Sie war warm, aber zum Glück nicht mehr so heiß wie unmittelbar nach der Landung, als sie sich an den Schlüsseln fast die Finger verbrannt hatte. Bess drehte sich und paßte die Tafel sorgfältig in die achteckige Vertiefung unter dem Feueropal ein.
    Farbige Blitze jagten über das Mosaik.
    Irgendwo in den Tiefen der Burg lief dröhnend eine Maschine an.
    Die Blitze wurden heller und erfolgten in immer kürzeren Abständen. Die Luft vor der Wand begann zu flimmern. Bess wich zurück. Das Flimmern verstärkte sich, verdichtete sich zu einem wirbelnden Trichter, bunt wie ein Regenbogen, und Flaming Bess begriff:
    Ein Dimensionstunnel, eine Verbindung durch den Pararaum!
    »Wartet!« schrie der Krumme und kam in großen Sätzen auf sie zugestürmt. »Wartet! Ihr könnt nicht ohne den Krummen zum Goldenen!«
    Dann wurde Flaming Bess von dem wirbelnden Trichter verschlungen und in eine Welt aus puren Farben geschleudert …
     

7.
     
    Das Kichern des Zwerges weckte sie.
    Flaming Bess schlug die Augen auf und sah über sich einen düster bewölkten Himmel. Sie mußte bewußtlos gewesen sein … Der Sturz durch den Dimensionstrichter, die Farben des Pararaums …
    Hastig setzte sie sich auf.
    Sie befand sich nicht mehr in der Burg, nicht einmal mehr in den Drachenbergen. Sie lag auf dem schmutzigen, von Abfall übersäten Boden eines Hinterhofs. Von den Fassaden der Häuser, die wie Grabsteine mit blinden Fenstern in den Himmel ragten, blätterte der Verputz, und es stank nach Müll und Abwässern.
    Auch der Krumme hatte sich verändert.
    Er trug nicht mehr das angekohlte Narrenkostüm, sondern einen dunklen Nadelstreifenanzug, der für seine verwachsene Gestalt viel zu groß war, einen Filzhut mit tief in die Stirn gezogener Krempe und geckenhafte Gamaschenschuhe. In den Händen hielt er eine plumpe, altmodische Maschinenpistole, und zwischen den Lippen steckte ein dünner, langer Zigarillo.
    »Wieder wach, Süße?« knurrte der Zwerg.
    Von der Straße, die durch einen finsteren, von überquellenden Mülltonnen gesäumten Torgang zu erreichen war, drangen Schüsse. Kurz darauf folgte das Heulen einer Polizeisirene. Weitere Schüsse fielen.
    »Ein äußerst friedlicher Ort«, bemerkte Flaming Bess.
    Beunruhigt blickte sie um sich und entdeckte zu ihrer Erleichterung den Überlebenstornister mit den Tafeln des Orat-Madur. Offenbar hatte der Zwerg ihn mitgenommen, als er ihr durch den Dimensionstrichter gefolgt war.
    Der Krumme kicherte wieder und kaute auf der

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