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Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Titel: Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Zigarillospitze. »Das Viertel gehört dem Goldenen. Er hat alles in der Hand — Glücksspiel, Prostitution, Alkoholhandel. Die Prohibition bringt ihm jede Menge Dollar. Schätzchen. Kein Wunder, daß sich die anderen Bosse alle Finger danach lecken. Das ist der vierte Bandenkrieg in dieser Woche. Vie lleicht hat ihn der Goldene sogar extra für dich inszeniert, Puppe.«
    »Ich bin weder deine Süße, noch dein Schätzchen oder deine Puppe«, sagte sie kühl. »Merk dir das, Krummer. Damit du nicht mit Betonschuhen am Grund des nächsten Flusses landest.«
    Der Zwerg paffte genießerisch an seinem Zigarillo. »Schnell geschaltet, Chefin. Ist auch besser für Sie. Die Killer des Goldenen fackeln nicht lange.«
    Er warf ihr die Maschinenpistole zu, und Bess fing sie geschickt auf.
    »Sie werden Sie brauchen«, knurrte der Krumme. »Ihre Energiespritze funktioniert hier nämlich nicht.«
    »Das dachte ich mir schon.« Sie überprüfte die MP; das Magazin war gefüllt. »Klein-Chicago, hm? Dreißiger Jahre. Zwanzigstes Jahrhundert.«
    »Bravo, Chefin. Sie sind wirklich ‘ne schlaue Marke. An Ihnen wird sich der Goldene die Zähne ausbeißen.«
    »Danke für die Blumen, aber wenn ich mir den Müll anschaue, bin ich mir da nicht so sicher.«
    »Synthetisch erzeugt«, nickte der Krumme. »Wir hielten ihn für authentisch. Was stimmt denn nicht daran?«
    »Die Leichen.« Flaming Bess deutete auf eine Tonne, aus der der blutüberströmte Oberkörper eines Gangsters hing. »Viel zu übertrieben. Im echten Chicago der dreißiger Jahre gehörten die Toten nicht zum Hausmüll.«
    Erneut fielen auf der Straße Schüsse, diesmal eine ganze Salve, gefolgt von gellenden Hilfe-und Schmerzensschreien. Die Polizeisirene wimmerte weiter in der Ferne.
    »Der Goldene hatte schon immer einen Hang zur Übertreibung«, erklärte der Krumme und spuckte den Zigarillo in eine Pfütze. »Außerdem sind die historischen Unterlagen über dieses Chicago, dreißiger Jahre, zwanzigstes Jahrhundert, so ziemlich das Mieseste, was man sich vorstellen kann. Scheint eine Art Irrenhaus gewesen zu sein — Gangsterkriege im Schlachthof.«
    »Die Schlachthöfe hatten mit den Gangsterkriegen nur am Rande zu tun.« Flaming Bess deutete auf den düsteren Torgang. »Wir sollten uns auf die Suche nach diesem Goldenen machen. Ich nehme doch an, du weißt, wo wir ihn finden können.«
    »Und ob, Chefin.« Der Krumme grinste, schob den Hut aus der Stirn und setzte sich watschelnd in Bewegung. »Verdammt unbequeme Schuhe. Komische Zeiten damals, was, Chefin? Aber lassen wir das. Kümmern wir uns um den Goldenen. Er hat sich nicht weit von hier im Candy Club eingenistet. Im Erdgeschoß wird Milch verkauft, im Keller schwarzgebrannter Whisky. Ist natürlich verboten wie das Glücksspiel, Roulette, Poker, Black Jack, Zweiunddreißighebauf … «
    »Zweiunddreißighebauf war zu allen Zeiten verboten, obwohl die Turnvereine ständig für die Legalisierung gekämpft haben«, gab Bess ironisch zurück. Sie entsicherte die MP und schlich geduckt auf das nur angelehnte Tor zu. Ein Knattern ließ sie zusammenfahren, aber dann erkannte sie, daß es sich nur um die Fehlzündungen eines altmodischen Verbrennungsmotors handelte. »Wir sprachen über den Goldenen. Ist er allein?«
    »Im Club?« Der Krumme huschte an ihre Seite. »Sicher. Abgesehen von dem Dutzend wilden Gorillas, die es gar nicht erwarten können, Sie mit ihren Kanonen zu durchsieben, Chefin.«
    Flaming Bess spähte durch den Torspalt auf die Straße. Auf der anderen Seite stand eine schwarze Limousine mit zerschossenen Scheiben und durchlöcherter Karosserie. Hinter dem Steuer war die zusammengesunkene Gestalt des Fahrers zu erkennen. Er rührte sich nicht mehr. Zwei Meter weiter, dekorativ im Rinnstein ausgestreckt, lag die Leiche eines zweiten Mannes. Sein blütenweißer Anzug war blutbefleckt.
    Irgendwo kreischte eine Frau.
    »Die Frauen haben damals ständig geschrien, in allen möglichen Situationen«, raunte ihr der Zwerg zu. »Vor allem, wenn irgend jemand eine Kanone zog, und das war so gut wie immer der Fall. Damals waren die Frauen auch alle blond. Warum sind Sie nicht blond, Chefin?«
    »Ich bin ein paar Jahrzehnte später geboren«, sagte sie. »Das macht viel aus. Wo ist dieser Candy Club?«
    »Zwei Blocks weiter. Der Goldene weiß nicht, aus welcher Richtung wir kommen, das macht die Sache einfacher. Einfacher, nicht leichter. Er wird zwei oder drei von seinen Killern an jeder Straßenecke postiert

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