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Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Titel: Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Schlüsselträgerin«, nickte der Lakai. Auch er hatte die rotglühenden Maschinenaugen, aber sie flackerten wie die Fackel. Und als er sich bewegte, schwerfällig zur Seite trat und ihnen den Weg freigab, knirschten seine Gelenke so laut wie der Torriegel. »Ihr seid gekommen, das Erste Siegel zu brechen. Wir haben Euch erwartet, aber schon vor langer Zeit. Warum seid Ihr erst jetzt gekommen? Alles hat sich verändert. Die Welt ist alt geworden, und mit ihr die Ritter, die Siegelbewahrer.«
    »Die Schlüssel waren verschollen«, sagte Bess le ise und trat an dem Lakairoboter vorbei in den Innenhof der Burg. Der Zwerg hüpfte vergnügt trällernd hinter ihr her. »Ich konnte nicht früher kommen. Aber warum wollen die Ritter verhindern, daß die Verbindung zur Erde wiederhergestellt wird?«
    »Niemand weiß, was in den Rittern vorgeht«, murmelte der Lakai. »Sie sind nicht wie wir. Sie können denken, während wir nur die Gedanken anderer wiederholen. Sie können träumen, während wir nicht einmal den Schlaf kennen. Sie sind nicht wie wir.«
    Bess hatte nichts anderes vermutet. Wahrscheinlich waren die KI-Steuersysteme der Elektrischen Ritter mit kreativen Schaltkreisen ausgerüstet, mit Biochips, die sie zu schöpferischem Denken befähigten. Je hochgezüchteter und leistungsfähiger ein mit künstlicher Intelligenz versehener Computer war, desto anfälliger wurde er für Störungen und neuroseähnliche Fehlentwicklungen.
    Und wenn sie bedachte, wie lange die Ritter schon warteten … Viele Jahrtausende, eine unvorstellbare Zeitspanne.
    »Kommt«, bat der Lakai. »Ich führe Euch zum Ersten Siegel.«
    Gebeugt schlurfte er über den Burghof. Mit zwei, drei Schritten war Bess an seiner Seite und deutete mit dem Schwert auf den närrischen Zwerg, der inzwischen dazu übergegangen war, Purzelbäume zu schlagen.
    »Kennst du den Krummen?« fragte sie.
    Der Roboter antwortete nicht. Er schien ihre Frage nicht gehört zu haben. Oder ignorierte er sie absichtlich?
    Der Krumme hüpfte kichernd auf sie zu. »Niemand kannte den Krummen, niemand kennt den Krummen, niemand wird den Krummen jemals kennen«, krähte er und warf sich stolz in die Brust, verlor das Gleichgewicht und fiel auf die Nase. »O je, o je, womit habe ich das nur verdient?«
    »Kleine Sünden werden sofort bestraft, die großen etwas später«, sagte sie spitz. »Vielleicht solltest du dir das zu Herzen nehmen und in Zukunft ein wenig ehrlicher sein. Von dem, was du mir bisher erzählt hast, ist die eine Hälfte gelogen und die andere mindestens unwahr.«
    Der Zwerg riß die Augen auf. »Ihr meint, Ihr glaubt mir nicht, traut mir nicht? Aber ich habe Euch geholfen! Euch das Schwert besorgt, damit Ihr den Ritter besiegen konntet. Ich habe Euch vor dem Drachen gewarnt und den Weg zur Burg gewiesen!»
    Er fuchtelte mit den kurzen Armen und machte ein empörtes Gesicht.
    »Das also ist Euer Dank für meine selbstlose Hilfe! Verleumdungen! Unterstellungen! Groteske Anschuldigungen! Ihr entschuldigt Euch auf der Stelle, oder … «
    »Oder?« Flaming Bess hob die Brauen. »Ich höre?«
    Der Zwerg zögerte, dann grinste er breit. »Ah, ah, ah, sehr geschickt, edle Dame, wirklich, sehr geschickt. Ihr wollt den armen, törichten Krummen überlisten, ihn mit spitzen Worten zu unbedachten Äußerungen treiben …. Aber der Krumme hat ein großes Herz. Beleidigt ihn, schlagt ihn, quält ihn, der Krumme wird Euch dennoch helfen.«
    Flaming Bess verbarg ihre Enttäuschung nur mit Mühe. Einen Moment hatte sie gehofft, den Zwerg aus seiner Reserve locken zu können und ihn zum Reden zu bringen, um etwas über seine wahren Motive und Ziele zu erfahren. Aber er hatte die Falle gewittert.
    Sie konnte nicht einmal sicher sein, daß er wirklich ein Roboter war …
    »Der Siegelsaal, edle Dame«, sagte der Lakai und durchschritt ein offenes Portal, hinter dem eine langgestreckte, von wuchtigen Säulen gestützte Halle lag. Der Boden bestand aus makellos weißem Marmor, so glatt, als wäre er frisch poliert, und obwohl nirgendwo eine Fackel brannte und die schmalen, hohen Fenster mit schwarzem Tuch verhängt waren, war es im Sie gelsaal nicht dunkel.
    Von der fernen Rückwand schimmerte mildes Licht herüber und kroch in jeden Winkel, jede Ritze, golden und zart wie das Licht eines dämmernden Frühlingsmorgen. Es vertrieb die Schatten und stemmte sich der Nacht entgegen, die vor dem Portal darauf zu lauern schien, daß die Macht des Lichtes nachließ und sie in den Saal

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