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Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Titel: Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Klonsoldaten dachte, an die ungezählten Millionen in den Menschenlagern, an das Grauen der Gen-Experimente und an das Versprechen, das sie den verzweifelten Flüchtlingen von Terminus gegeben hatte: sie zur Erde zu führen, zur legendären Urheimat aller Menschen, und mit deren Hilfe die Milchstraße von der herculeanischen Terrorherrschaft zu befreien.
    Der Spieß senkte sich.
    Die tödlichen Spitzen glitzerten wie Diamanten im grellen Sonnenlicht.
    Der Blaue Ritter hatte seine Drehung vollendet, doch seine rotglühenden Augen sahen den heransirrenden Dreizack, und seine eckigen, vom Rost verlangsamten Bewegungen drückten beinahe so etwas wie Resignation aus.
    Der Dreizack traf sein Ziel.
    Die glitzernden Spitzen bohrten sich in Höhe der Schulterblätter in den Rücken des Ritters und durchschlugen mühelos den blauen Stahl, so mühelos, wie das Krummschwert die Metallglieder des Schwarzen durch trennt hatte.
    Der Blaue stürzte.
    Die Tribüne bebte unter dem Aufprall seines schweren Körpers, und dann lag er still, nicht mehr als ein großer Haufen Schrott.
    Die Legionäre und die humanoiden Roboter, die auf den Rängen die Zuschauer spielten, erstarrten im selben Moment. Von einer Sekunde zur anderen verwandelte sich die Arena in einen Ort tödlichen Schweigens.
    Bis das begeisterte Krähen des Krummen die Stille beendete.
    »Ho, ho, nun ist auch der Blaue tot! Trotz des Gebots der christlichen Nächstenliebe, eh?«
    Kichernd, den Überlebenstornister mit den Tafeln des Orat-Madur hinter sich her durch den Sand schleifend, kam er herangewatschelt. Flaming Bess schloß einige Sekunden lang erschöpft die Augen. Die Hitze, der Blutverlust, vermutlich auch die Schocks der Paradurchgänge, von den Strapazen der Kämpfe ganz zu schweigen — es war zuviel. Sie brauchte dringend eine Erhoungspause.
    Der Krumme stie ß sie an. »Wir müssen weiter«, sagte er ernst. »Die Zeit verrinnt. Bis morgen müssen wir alle Schlösser gefunden haben. Ein Sicherheitsmechanismus, verstehen Sie? Ist der Prozeß erst einmal in Gang gesetzt, muß er innerhalb einer bestimmten Zeitspanne beendet werden. Sonst bleibt das Tor geschlossen.« Sein faltiges Gesicht drückte Besorgnis aus, doch Flaming Bess erkannte sofort, daß seine Besorgnis nicht ihr galt. Seine Gedanken waren bei dem Tor — und er fürchtete, daß sie das Tor nicht in der vorgeschriebenen Zeit öffnen konnten.
    »Wer bist du?« flüsterte sie.
    »Nur der Krumme«, sagte der Zwerg. »Jemand, der auf Ihrer Seite steht.«
    Dann reichte er ihr die Dritte Tafel des Orat-Madur, und sie machte sich auf den Weg zur Tribüne, wo das Schloß auf den passenden Schlüssel wartete.
     

9.
     
    Die Zone des Grünen Ritters war eine Welt aus Eis und Schnee, heulenden Stürmen und bizarren Gletscherformationen, die sich unter einem zerrissenen Himmel auftürmten. Nach der brütenden Hitze in der Arena war die arktische Kälte fast unerträglich.
    »Hier, nehmen Sie!« drang eine vertraute Stimme durch das Heulen des Schneesturms.
    Zitternd drehte Flaming Bess den Kopf. Aus den stiebenden Flocken, die schon in wenigen Metern Entfernung zu einer kompakten Masse zu verschmelzen schienen, schälte sich die verwachsene Gestalt des Krummen heraus. Wieder hatte sich seine Aufmachung geändert und den Bedingungen der neuen Umgebung angepaßt — er trug hohe, gefütterte Stiefel, einen futuristisch geschnittenen, beheizbaren Thermo-Overall, Handschuhe und eine Fellmütze mit Gesichtsmaske, die ihm zum ersten Mal wirklich das Äußere eines Roboters verlieh. In der Hand hielt er ein Bündel, das er vor Bess in den Schnee warf.
    »Schnell«, drängte der Zwerg. »Oder wollen Sie erfrieren?«
    Der Gedanke schien ihn zu amüsieren, denn er lachte schrill.
    Flaming Bess rollte das Bündel auseinander; ein Thermo-Overall, der wie maßgeschneidert paßte, sowie die übrige Winterausrüstung. Aber keine Waffe.
    Fragend sah sie ihn durch die Gläser ihrer Gesichtsmaske an.
    »Dreißigstes Jahrhundert. Beginn der hundertjährigen Eiszeit«, beantwortete er ihre unausgesprochene Frage. »In dieser Zone funktioniert Ihre Strahlwaffe. Vorausgesetzt, ich habe Ihren Destruktor richtig datiert. Ende zwanzigstes Jahrhundert, eh?«
    »Deine historischen Kenntnisse sind tatsächlich verblüffend«, sagte Bess. Ihre Stimme klang durch die Maske verzerrt, aber der Krumme verstand sie ausgezeichnet, wie sie an seinen selbstzufriedenen Blicken bemerkte. »Ich möchte zu gern wissen, über was du sonst noch alles

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