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Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Titel: Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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die große Raubkatze zurück, um sofort wieder zum Gegenangriff überzugehen. Nur durch eine instinktive Drehung zur Seite entging Bess einem tödlichen Prankenhieb. Den nächsten wehrte sie mit dem Dreizack ab und bohrte dann den Spieß in einer schnellen Bewegung von unten her in den Hals der Bestie. Röchelnd brach der Robotlöwe zusammen.
    Der Krumme stieß einen gellenden Warnschrei aus, doch Bess hatte den zweiten Löwen bereits entdeckt, der mit mächtigen Sätzen auf sie zu hetzte, lautlos und geschmeidig und so schnell, daß sie kaum die Zeit fand, den Dreizack aus dem Kadaver des ersten Löwen zu zerren.
    Dann war die Bestie heran.
    Der Zusammenprall schleuderte Bess in den Sand. Rasiermesserscharfe Krallen zerfetzten den Schaft ihres linken Stiefels und gruben sich tief in ihre Wade. Sie schrie vor Schmerz, doch irgendwie gelang es ihr, dem nächsten Tatzenhieb auszuweichen und dem Löwen den Dreizackschaft gegen die empfindliche Schnauze zu schmettern.
    Er brüllte und schüttelte die Mähne, sprang wieder auf sie zu — und direkt in den Dreizack.
    Die Zuschauer tobten.
    Stöhnend kroch Flaming Bess unter dem Kadaver hervor, der sie halb begraben hatte, und kam schwankend auf die Füße. Die Rißwunde an ihrem linken Bein blutete stark, aber dank ihrer Fähigkeit zur autogenen Körperkontrolle ließ der Schmerz rasch nach.
    Der dritte Löwe verharrte in einiger Entfernung und schlug wild mit dem Schweif hin und her. Das Geschrei der Zuschauer machte ihn nervös und angriffslustig, aber der Tod seiner beiden Gefährten schien ihm Furcht einzuflößen.
    Oder das, was in seinem Programm als Furcht gespeichert war.
    Flaming Bess setzte sich humpelnd in Bewegung.
    Sie mußte dem Kampf ein Ende machen. Der Blutverlust schwächte sie bereits.
    Das Geschrei der Zuschauer verstummte.
    Erwartungsvolle Stille senkte sich über die Arena.
    Der Löwe schnellte los. Bess holte mit dem Dreizack aus, zielte sorgfältig und schleuderte ihn dann mit aller Kraft.
    Der Spieß traf den Löwen mitten im Sprung.
    Er überschlug sich in der Luft und stürzte schwer in den Sand. Im Sterben wühlte er mit den Tatzen den Boden auf, und während seine zuckenden Bewegungen immer matter wurden, brachen die Zuschauer auf den Rängen in frenetischen Jubel aus.
    Flaming Bess wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn, humpelte zu dem Kadaver und zog mit einem Ruck den Dreizack heraus. Triumphierend hob sie ihn mit beiden Händen hoch und präsentierte ihn der Menge.
    Das Rollenspiel geht weiter, dachte sie mit leiser Ironie.
    Nur keinen Stilbruch riskieren.
    Die Menge auf den Rängen jubelte ihr zu. Immer mehr Zuschauer erhoben sich, drehten sich der Tribüne des Elektrischen Ritters zu und zeigten demonstrativ mit dem Daumen nach oben, die klassische Geste, mit der das einfache Volk im alten Rom den Kaiser aufgefordert hatte, einem besonders erfolgreichen und tapferen Gladiatoren das Leben zu schenken.
    Der Jubel ebbte ab, und Stille breitete sich über den Rängen aus. Die Luft schien vor Spannung zu knistern.
    Flaming Bess blickte zur Tribüne hinauf.
    Langsam, schrecklich langsam, als fürchtete er, bei jeder schnellen Bewegung auseinanderzufallen, richtete sich der Blaue Ritter von seinem Thronsessel auf und streckte die Hand aus.
    Der Daumen zeigte nach unten.
    Ein Aufschrei der Empörung ging durch die Menge, doch ehe sich die Empörung in einem Tumult entladen konnte, wimmelte es auf der Tribüne und den angrenzenden Rängen von Legionären.
    Flaming Bess atmete tief durch.
    Sie hatte damit gerechnet, daß der Blaue Ritter auf ihrem Tod bestehen würde, und der Aufmarsch der Legionäre verriet ihr, daß er entschlossen war, sie unter allen Umständen vom dritten Schloß des Tores fernzuhalten.
    Sie hatte nur noch eine Chance …
    Prüfend wog sie den Dreizackspieß in der Hand. Bis zur Tribüne waren es schätzungsweise zwanzig Meter, und sie mußte den Spieß nach oben schleudern. Aber mit ein wenig Glück konnte es gelingen …
    Der Elektrische Ritter schien ihre Absicht zu erahnen, denn schon wandte er sich schwerfällig ab, um hinter den Rücken seiner Männer Deckung zu suchen. Doch er war uralt, eine Maschine, die ihre besten Tage längst hinter sich hatte. Er war verrottet und verrostet, ein Gespenst aus korrodiertem Stahl. Und er war langsam.
    Der Spieß sirrte durch die Luft.
    Flog hoch, pfeilschnell, von einer Frau geschleudert, die wußte, wieviel in diesem Moment von ihr abhing, die an die herculeanischen

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