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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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deinem Kopf geholt hat.
    Draußen auf der Straße hörte ich fröhliche Zecher. Glas zersplitterte, eine Bierdose rollte über die Straße. Was fürchtete ich wirklich? Was fürchteten sie wirklich? Mehr als alles andere den Tod, nahm ich an. In solchen Nächten will man nicht sacht in den Schlaf hinübergleiten. Man wehrt sich voller Wut dagegen, Wut, die so greifbar ist, daß von ihr glänzende Scherben zurückbleiben, die ein Straßenkehrer im Licht des frühen Morgens auffegen kann. Man kniet im Mondschein neben seinem Bett, die dunkelroten Perlen des Rosenkranzes um die Faust gewickelt.
    Aber kurz bevor die Sonne aufgeht, geschieht, was immer geschieht: Der Tiger geht wieder in seinen Käfig und legt sich zur Ruhe, und etwas Heißes und Abscheuliches steigt von deinem Körper auf und wird vom Wind wie Asche zerstreut. Und vielleicht ist der nächste Tag ja gar nicht so schlimm.

6. Kapitel
    Am nächsten Morgen war Samstag. Ich stand früh auf und lud Bootsie zum Frühstück in ein Restaurant in der St. Charles Street ein, nachdem der DEA-Agent das Kokain abgeholt hatte. Als ich sie zu Hause abholte, trug sie dunkle Hosen, graue Pumps, eine weiße Seidenbluse, lose über der Hose, und eine Perlenkette. Ihr Gesicht strahlte morgendliche Frische und Fröhlichkeit aus, und die kontrastreichen grauen Locken und Strähnen in ihrem dichten Haar, das seit meinem letzten Besuch geschnitten worden war, verliehen ihr eine Eleganz, die man bei reiferen Frauen in Louisiana selten sieht.
    Ich öffnete die Wagentür und half ihr hinein. Die Luft war mild, die Straße voller Herbstlaub, und die Bäume in den Gärten hallten vom Gezwitscher der Amseln und Drosseln wider.
    »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, in einem Pickup durch die St. Charles Street zu fahren«, sagte ich.
    »Darling, mit dir würde ich überall hinfahren«, sagte sie mit der unschuldigen Koketterie, die so typisch für New Orleans ist und es mit sich bringt, daß man sich einer Frau gegenüber niemals verlegen oder peinlich berührt fühlt.
    »Bootsie, du siehst wirklich großartig aus.«
    »Danke«, sagte sie und bewegte lautlos die Lippen, ein Lächeln in den Augen.
    Das Restaurant hatte eine Veranda mit einer Glaskuppel, wie ein Wintergarten, aber es war warm genug, um draußen zu essen. Das Sonnenlicht schien wie heller Rauch in den Eichenbäumen über uns; die Luft roch nach grünem Bambus, den Kamelien, die in den Gärten auf der ganzen Straße blühten, dann und wann auch nach der funkenstiebenden alten grünen Straßenbahn, die unter lautem Getöse die Promenade entlangfuhr, die im Volksmund von New Orleans »das neutrale Terrain« heißt. Wir aßen Brot, das frisch aus dem Ofen kam und noch heiß war, mit Honig und Marmelade, und ein schwarzer Kellner goß uns aus zwei Kupferkannen Kaffee und Milch ein.
    Ich berührte Bootsies Handrücken.
    »Ich fahre fürs Wochenende nach New Iberia zurück«, sagte ich. »Ich habe dort eine Adoptivtochter.«
    »Ach ja?«
    »Fährst du je nach Hause?«
    »Eigentlich nicht. Meine Eltern leben nicht mehr. Manchmal überkommt mich dort ein eigenartiges Gefühl. In New Iberia ist alles beim alten. Aber ich habe mich verändert, und nicht nur zu meinem Vorteil.«
    »Bitte, Boots, keine Selbstkasteiung heute.«
    »Es ist schon seltsam, wenn man so zurückblickt. Ich erinnere mich an den Abend, wo du mich unter den Bäumen am Spanish Lake zum Tanz aufgefordert hast, als sei es eine Fotografie. Ich hatte einen Sonnenbrand auf dem Rücken, der sich gewaschen hatte. Du hast mir einen Wodka Collins gebracht, dann eine Handvoll Aspirin. Das fand ich sehr nett von dir, aber dann wolltest du einfach nicht weggehen.«
    »Ah ja. Also ging alles von mir aus.«
    »Wovon redest du?« In ihren Augen stand wieder ein Lächeln.
    »Weißt du noch, was du mit diesem Wodka Collins gemacht hast? Du hast die Kirsche rausgefischt und sie zwischen die Zähne genommen und dann die ganze Zeit darauf herumgekaut, während du mir in die Augen geschaut hast. Dir war völlig klar, daß ich dir danach nicht mehr von der Seite weichen würde.«
    »Hab ich das wirklich getan? Das hast du dir eingebildet.«
    »Fahr doch heute mit mir nach Hause. Ich lebe immer noch im alten Haus meines Vaters«, sagte ich. Dann fügte ich noch hinzu: »Wir haben ein Gästezimmer.«
    »Worauf willst du hinaus, Honey?«
    »Nur an heute denken, das ist meine Devise. Das Morgen kommt schon von selbst. Ich habe drei Tickets für das Spiel LSU gegen Ole Miss heute abend.

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